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Gyrokopter: Da fliegt die Kuh!

Gyrokopter
Da fliegt die Kuh!

Ob Tierarzt, Küstenwache oder Wissenschaft – ein Gyrokopter bringt alle schnell vor Ort. Zunehmend findet das ein- bis zweisitzige Leichtgewicht Einzug in die kommerzielle Fliegerei.

Gyrokopter – Drehflügler oder Tragschrauber – nie gehört? Also ganz von vorne. 1997 gründete der begeisterte Tüftler Otmar Birkner die Auto-Gyro GmbH zur Herstellung ultraleichter Drehflügler, von denen heute rund 250 Exemplare pro Jahr gebaut und weltweit vertrieben werden. Die technische Besonderheit definiert den großen Unterschied zur Hubschrauber-Technologie: Angetrieben wird der erheblich kleinere und nicht für Transportaufgaben vorgesehene Gyrokopter von einem Heckmotor, für den nötigen Auftrieb sorgen die durch Thermik und Luftwiderstand drehenden Flügel.
Gegenüber der Gyrokopter-Technologie ist der klassische, direkt durch Rotoren angetriebene Hubschrauber zwar weitaus leistungsstärker. Dafür ist der Helikopter mit seinem völlig anderen Nutzungskonzept deutlich komplexer und um ein Vielfaches teurer. Eher ist der Tragschrauber vergleichbar mit einem Ultraleichtflieger. Die Technik oder Idee dahinter ist nicht neu und stammt wohl aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Durchgesetzt hatte sie sich nicht – bis Otmar Birkner die Idee aufgriff, marktreif weiterentwickelte und seither mit großem Erfolg in die Welt trägt.
Der ultraleichte Drehflügler wiegt im Schnitt 250 bis 340 kg. Produziert wird mit einer Fertigungstiefe von fast 95 % in Hildesheim. Das Werk wartet mit produktionstechnischen Finessen ebenso auf wie mit sehr spezieller Produktions- und Verfahrenstechnik. Darunter befinden sich Kunststoffverarbeitung, Elektrotechnik und Lackierereien. Obwohl der Schwerpunkt in der Handfertigung liegt, ist die technische Ausstattung, auf der 3800 der rund 4000 Teile eines Gyrokopter hergestellt werden, hochmodern und effizient. Selbst die Schrauben werden selbst gefertigt. Zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen gehört die zweischichtig laufende CNC-Technik.
Mit 130 Mitarbeitern am Standort Hildesheim und Tochtergesellschaften in den USA, England und China ist Auto-Gyro dank hoher Nachfrage und solider Konstruktion zum Weltmarktführer in einem Segment mit Fan-Community geworden. Die Nische bietet zig Nutzungsmöglichkeiten, die nur mit dieser Flugtechnik und Höhenbegrenzung auf maximal 250 m möglich sind. Zwar werden 85 % der Gyrokopter an private Nutzer verkauft, die vor allem die hohe individuelle Ausstattungsmöglichkeit bis hin zu extrem ungewöhnlichen Lackierungen schätzen. Mit 15 % verzeichnen aber die Absätze im Bereich der kommerziellen Fliegerei deutliche Zuwächse. Dabei gibt es keinen Gyrokopter von der Stange. Jedes Fluggerät wird einzeln und nur auf Bestellung hin produziert. Dies schlägt sich auch im Preis nieder, der bei rund 50 000 Euro beginnt. Nach oben gibt es kaum Grenzen, denn Ausstattung und Nutzungsabsicht bilden die entscheidenden Parameter. So fliegt das Fraunhofer-Institut einen Geospectral-Gyrokopter mit spezieller fotogeometrischer Ausrüstung für hochkomplexe Messungen und Analysen von Erddaten oder Umwelteinflüssen.
Derzeit wird der kurz Gyro genannte Flieger nur zur Personenbeförderung geflogen. Da er nur im Sichtflug gesteuert werden kann, ist es nicht als hobbymäßige Schönwetterfliegerei zu betreiben. Die Möglichkeit, aus geringer Höhe, mit geringer Geschwindigkeit und bei guter Sicht ein stauneutrales Verkehrsmittel als Alternative zum überbordenden Straßenverkehr zu nutzen, gibt dem Gyrokopter klare Perspektiven.
Doch auch hier gilt „safety first“: Das durch die Autorotation des Drehflügel-Prinzips automatische „Life Saving System“ verhindert jene Form von Abstürzen, die aus der gängigen Luftfahrt bekannt sind. Der Gyrokopter ist also ein sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel mit einer Reichweite bis zu 250 km – abhängig natürlich auch vom Windwiderstand.
Viele spezielle Varianten werden hergestellt und ständig kommen neue Einsatzmöglichkeiten hinzu. Im weltweiten Wettbewerb spielen neben den Produktvorteilen auch firmenstrategischen Faktoren wie die Finanzierung eines komplexen Produktionsbetriebes eine wichtige Rolle. Hier traf man vor Jahren mit den Finanzierungsexperten der AKF Bank aus Wuppertal zusammen, die verschiedene Einzelfinanzierungen in der maschinellen Ausstattung übernahmen. Eine Zusammenarbeit, die für Auto-Gyro und seine Expansionspläne von großer Bedeutung ist; liefert die AKF Bank neben Investitionskapital auch vertiefte Fachkenntnisse in Produktionstechnologie und Maschinentechnik gleich mit. Diese Form der Beratung durch eine Bank war neu im Hause AutoGyro – und man zeigte sich erfreut, nicht nur in der Finanzierung gute Voraussetzungen zu finden, sondern auch Beratung im Bereich der Produktionstechnik mit im Paket geliefert zu bekommen.
„Wir haben es hier mit einer faszinierenden Zukunftstechnologie zu tun, die wir gerne finanzberatend und mit maßgeschneiderten Finanzprodukten unterstützen“, sagt Peter Fischermann. Für den Direktor der AKF Bank ist die Luft- und Raumfahrtindustrie die wohl anspruchsvollste Branche, was besonders durch die extrem hohen Sicherheitsstandards definiert sei. „Hier in die entsprechende Technologieauswahl einbezogen zu werden, empfanden wir als besondere Wertschätzung unserer Arbeit. Und was auf den von uns finanzierten Maschinen hergestellt wird, überzeugt ohnehin. Gerne gehen wir den eingeschlagenen Weg mit der Auto-Gyro GmbH weiter“, betont Peter Fischermann.
Georg Schmitz-Weiss, Freier Journalist in Hilden
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