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Greentech erhöht Erfolgschancen

Energieeffizienz: Maschinenbau spielt zentrale RollE
Greentech erhöht Erfolgschancen

Die Dynamik des Umwelt- und Energiethemas wird die industrielle Entwicklung der kommenden Jahre stärker denn je prägen. Lösungswege zeigten Referenten des 3. Deutschen Maschinenbaugipfels in Berlin auf.

In Sachen Energieeinsparung sei die deutsche Industrie gut unterwegs, bestätigt Dr. Eberhard Veit den Trend zu Effizienzgewinnen in den Fabriken. „Der Anstieg der Industrieproduktion geht einher mit einem rückläufigen Energieverbrauch“, unterstreicht der Vorstandschef der Festo AG die Anstrengungen. Signifikante Einsparungen sieht er allerorten, allein die Potenziale bei den Komponenten schätzt Veit auf 34 %. Dabei verweist er auf bis ins Detail herunter gebrochene Ideen, die es schon gibt, um Energieeffizienz umzusetzen.

Gerade in der konjunkturellen Abschwungphase sei das Thema eine riesige Chance mit entsprechenden Umsatzpotenzialen. Eine Befragung unter Festo-Kunden weltweit, was diese vom Esslinger Automatisierungstechniker in puncto Energieeffizienz erwarten, hat ergeben, dass
  • Beratung des Kunden und Service zum Thema von Anfang an notwendig ist,
  • die Produkte selbst, Komponente wie auch Lösung, zur Energieeffizient beitragen müssen,
  • der Service, die Prozesskette als Ganzes als wichtige Beratungsleistung der Maschinenbauer ebenso erwartet werden wie die Überwachung im laufenden Betrieb und
  • Energieeinsparungen wirtschaftlich darzustellen sind.
Bei alldem helfe es aber keinem, so Veit, wenn hier in Deutschland für Kunden effizientere Systeme aufgelegt oder in der Produktion energieeffizienter produziert würde, die vorgelagerten Prozesse, etwa die Aluminium-Erzeugung, aber nicht energieeffizient sind. Bei einem Zylinder etwa, hält er „über 70 Prozent der Energiekosten in der Prozesskette von hier aus nicht beeinflussbar“.
Im Maschinen- wie im Automobilbau könne die Energieeffizienz nicht losgelöst von der Materialeffizienz geschaffen werden, sekundiert Prof. Reimund Neugebauer. Für den Leiter des Fraunhofer IWU in Chemnitz ist die Materialfrage ein wesentlicher Aspekt. Deshalb mahnt er mit Blick auf die Abhängigkeit nicht nur die hohe Importquote bei Stahl an. Künftig werde der Geschäftserfolg verarbeitender Betriebe nicht nur von Qualität, Produktivität und Flexibilität abhängen, sondern auch von der Ressourcenverfügbarkeit und den Energiekosten. Deutschland sollte in Zukunft auch „Weltmeister sein bei Produktionsanlagen, die Energieeffizienz und Ressourceneffizienz verkörpern“.
Überhaupt sieht Neugebauer für die Produktion von morgen ein hohes Erschließungspotenzial, um Ressourcen einzusparen. Ressourceneffizienz nennt er das, und gibt ein einfaches Beispiel: Jedes Kilogramm Werkstoff, das durch Ausschuss oder Abfall verloren geht, stelle eine enorme Energieressource dar. Deswegen hält er es für so wichtig, Ausschuss zu eliminieren. Untersuchungen im Rahmen von Großserienproduktionen hätten Quoten von 10 bis 12 % bei Neuanläufen von Produkten aufgedeckt. Selbst wenn der Ausschuss durch Nacharbeit nach einer gewissen Zeit halbiert werde, bedeute die angefallene Ausschussmenge einen riesigen Energie- und Materialverlust. „Dieses Thema muss ganz vorne stehen“, mahnt der Produktionsprofessor. „Wenn wir das nicht in Griff bekommen, war alles andere hinten nur Heftpflaster, und nicht eine wirkliche Lösung des Problems.“
Der effiziente Umgang mit Ressourceneffizienz avanciert für ihn deshalb, wie einst die Qualität, zur „Führungsgröße für die Entscheider“. Nachhaltig sei dies jedoch nur, wenn Technologien entwickelt würden, die tatsächlich Effizienz etwa durch bessere Wirkungsgrade oder durch Rückführung von Verlusten gewährleisten. Für dieses Ziel braucht es nach Ansicht Neugebauers „eine höhere Ressourcenproduktivität“. Erreicht werde diese, indem in die Produktion neue, aus der Wissenschaft getriebene Wirkprinzipien und Werkstoffe eingeführt würden, welche die Maschinensysteme und Produktionstechnologien in einem wirklichen Quantensprung verändern.
Grundsätzlich hält man im Chemnitzer Fraunhofer-Institut die Energieeffizienz für die nahe liegendste Möglichkeit, Energie einzusparen. Dieser Faktor sei in der Vergangenheit, wenn man die Bemühungen um alternative Energiequellen sehe, viel zu kurz gekommen, kritisiert Neugebauer – und untermauert das Ansinnen mit Zahlen: Mit jährlich 3609 Petajoule ist die hiesige verarbeitende Industrie am Primärenergieverbrauch zu rund einem Viertel beteiligt. Ein Sparpotenzial von 30 % hält eine Fraunhofer-Studie für realistisch. Dies entspricht etwa 24 Kraftwerken zu je 1,4 Gigawatt – oder dem Gesamtverbrauch von Verkehr und Nachrichten in Deutschland pro Jahr. Zum Vergleich: Eine Werkzeugmaschine mit einem Verbrauch von im Schnitt 200 kWh/Tag frisst im 2-Schicht-Betrieb (220 Arbeitstage) etwa 44 000 kWh/a. Dieser Verbrauch entspricht dem von zwölf Einfamilienhäusern. „Wenn wir im Maschinenbau mit seinen große Energieverbräuchen nur kleine Prozentpunkte verbessern, ist dies in absoluten Zahlen sehr viel“, nennt Neugebauer die Perspektive – und nimmt den Maschinenbau in die Pflicht: Er sei letztlich die Branche, die die Umsetzung hin zu besserer Technologie als erste bewerkstelligen könne.
Laut VDMA-Präsident Dr. Manfred Wittenstein wird die Dynamik des Themas Umwelt die industrielle Entwicklung der kommenden Jahre stärker denn je prägen. Der Maschinenbau wolle dabei eine Schlüsselrolle spielen, betont Wittenstein. „Das Thema Greentech“, formuliert Umweltstaatssekretär Matthias Machnig, „wird einer der Basistrends werden – nicht nur aus umweltpolitischen, sondern auch aus Wettbewerbsgründen.“ Hier spiele der Maschinenbau in Deutschland eine zentrale Rolle, diese Potenziale in Deutschland zu heben. Greentech werde sich in den nächsten zehn Jahren weltweit verdoppeln, von 1000 Mrd. Euro Marktvolumen auf 2000 Mrd. Euro. Deutschland steuere heute etwa 4 % zur Wertschöpfung dieses Bereichs bei, in zehn Jahren dürften es 16 % sein. Darin sieht Machnig „die Chancen, die wir nutzen können“. dk
Ausschuss bedeutet riesigen Energie- und Materialverlust
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