Startseite » Technik » Entwicklung »

Konzentration auf das Wesentliche

Trend zum Outsourcing in der Industrie setzt sich fort
Konzentration auf das Wesentliche

Industrieservice | Viele Unternehmen müssten ohne Industrie-Serviceleister eigenes Know-how und Kapazitäten vorhalten. Beispiele zeigen, wie wichtig Dienstleistungen für die Industrie sind, die sich so zunehmend auf das Kerngeschäft konzentrieren kann.

Edgar Lange Freier Journalist in Düsseldorf

Wenn ein großer Energieversorger wie die Stadtwerke Schwerin am Standort Schwerin-Süd ein Großprojekt wie die 15 MW-Sekundär-Regelenergieanlage errichtet, geht es meist nicht ohne externe Unterstützung. Die für die Energieversorgung der Elektrokessel notwendigen Starkstromanlagen, bestehend aus Mittelspannungsschaltanlagen und Stromrichtertransformatoren, haben Mitarbeiter des Industriedienstleisters Wisag Niederlassung Hamburg in dreimonatiger Projektarbeit montiert.
„Die besondere Herausforderung für uns war“, so Martin Janusz, Projektleiter Elektrotechnik bei der Wisag, „dass sich alle Gewerke in einem relativ kurzen Zeitraum parallel in einer kleinen Halle arrangieren mussten, ohne sich gegenseitig zu behindern.“ Ingenieure, Techniker und Monteure von Wisag montierten die vorhandene Mittelspannungsanlage der Stadtwerke Schwerin um, damit diese mit der speziell für die Versorgung der Elektrokessel neugelieferten und errichteten Mittelspannungsschaltanlage verbunden werden konnte. Überdies war Wisag für die komplette Starkstromkabelverlegung, den Stromschienenbau und den Kabeltrassenausbau auf dem Kraftwerksgelände zuständig.
Ob Anlageninstallation, Wartung und technische Reinigung von Maschinen, die Instandhaltung von Anlagenparks oder der Aufbau von Gerüsten – bestimmte Arbeiten gehören dazu, wenn industrielle Großanlagen reibungslos funktionieren sollen. Dabei lagern Industriebetriebe solche Arbeitsschritte zunehmend gerne an externe Dienstleister für Industrieservice aus.
Doch wie zufrieden sind die Anlagenbetreiber eigentlich mit der Zusammenarbeit? Wie schätzen die Kunden die Leistung der Spezialisten ein? Und wie kundenorientiert treten die Serviceanbieter auf? Wichtige Fragen, denen das Deutsche Institut für Service-Qualität in einer aktuellen Befragung unter 300 Unternehmensentscheidern nachging: Dabei fiel das Urteil über die zehn größten Industrieservice-Dienstleister insgesamt positiv aus. Knapp 84 % der befragten Kunden meinten, dass sich die Zusammenarbeit lohnen würde. Fast vier Fünftel waren außerdem der Ansicht, dass ihr Industrieservice-Partner ihnen dabei hilft, Kosten zu minimieren.
Wie der „Branchenmonitor 2013“ des Wirtschaftsverbandes für Industrieservice zeigt, konnte das Umsatzvolumen der Branche trotz schwierigem wirtschaftlichen Umfeld 2013 auf dem hohen Niveau gehalten werden, nachdem es in den vorangegangen Jahren kontinuierlich angewachsen ist (2011: 6,5 % ; 2010: 6 %). „Der Trend zum Outsourcing in der Industrie setzt sich weiter fort“, betont WVIS-Geschäftsführer Dr. Reinhard Maaß: „Immer mehr Unternehmen konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft und vertrauen dem Know-how der Industriedienstleister.“ Den Aufwärtstrend bestätigt eine aktuelle Studie: Insgesamt konnten die Top 15 der Branche laut der Marktforscher Lünendonk im Schnitt um 3,2 % zulegen. Zu den Großen der Branche zählen etwa Bilfinger Industrial Services, Wisag Industrie Service, Voith Industrial Services, Xervon und Buchen Umwelt Service. Die Branche Chemie/Petrochemie war 2012 mit 34,5 % der wichtigste Marktsektor für die 15 führenden Dienstleister. Es folgen die Automobilindustrie (11,2 %), mit 7,5 % Anteil die Stahl-/Metallindustrie.
Um beim Beispiel Kraftwerksbau zu bleiben: dieser stellt neben der Anlagenmontage auch höchste Ansprüche an den Gerüstbau. Größte Herausforderung ist dabei stets, Mann und Material sicher in die Höhe zu bringen. ThyssenKrupp Xervon hatte seine Gerüstbau-Höhenspezialisten kürzlich auf den Kraftwerksbaustellen des Energiedienstleisters Electrabel, GDF Suez Group in Rotterdam und beim Steinkohlekraftwerk Maasvlakte im Einsatz. Sie schafften absturzsichere Arbeitsplattformen für Kessel- und Rohrleitungsbauer, Isolierer und Elektriker, Beton- und Stahlbauer. Insgesamt 6500 t Gerüstmaterial wurden in Höhen von 100 m und mehr gebracht und zu anspruchsvollen Gerüstkonstruktionen unterschiedlichster Art verbaut – wo zunächst keinerlei Roste, Gitter oder sonstige Hilfen vorhanden waren.
Vom Raum- und Fassadengerüst bis hin zu Fahr-, Trag- und Hängegerüstkonstruktionen, die Aufgaben waren vielfältig: Einrüstungen an Rauchgaskanälen, Rohrleitungen, Elektrofiltern, Kesselkammern oder am Turbinenhaus gehörten genauso dazu wie Arbeits- und Schutzgerüste zum Bau von Kessel, Kohlebunker, Rauchgasentschwefelung und Verwaltung. Bei den hierfür benötigten Gerüsten handelt es sich in den meisten Fällen nicht um Standardkonstruktionen, sondern um Unikate, die ohne große Vorlaufzeiten errichtet werden mussten – häufig an unzugänglichen Stellen.
Aus dem Einsatz von Dienstleistern können in solchen Fällen manchmal sogar pfiffige Innovationen resultieren: Üblicherweise werden in der Industrie hohe Gerüste zum Sichern unmittelbar an den betreffenden Bauten befestigt. Ist das nicht möglich, muss ein freistehendes, nicht verankertes Gerüst errichtet werden. Die Bilfinger Industrial Services Nederland hat hier im Gerüstbau Neuland betreten und für einen Kunden ein 35 m hohes und 5 m breites Gerüst konstruiert, das mit neuartigen magnetischen Verankerungen an einem Tank befestigt wird. Bestehtan einem Tank keine Verankerungsmöglichkeit , ist das Anschweißen von Teilen zur Befestigung aufwendig und kann zu Schäden führen.
Die magnetische Gerüstverankerung umfasst hingegen einen ein- und ausschaltbaren Permanent-Hebemagneten, der konstante Kraft ausübt. Für jede angebrachte Verankerung wird durch Messen der Haft- und Scherkraft die erforderliche Kapazität berechnet. Damit sinken die Kosten für Gerüste für Tanks und andere Bauten, an denen keine Sicherungen durch Anschweißen oder Bohren angebracht werden können – in diesem Fall um rund 30 %.
Bilfinger wollte seinem Auftraggeber eine Alternative zum bisher üblichen freistehenden Gerüst bieten. „Wir beobachten bei unseren Auftraggebern den wachsenden Druck, Instandhaltungsarbeiten sicher und kosteneffizient auszuführen“, so Ruud van Doorn, CEO bei Bilfinger Industrial Services Belgien/Niederlande: Die Einführung magnetischer Ankerpunkte im Gerüstbau ist ein passendes Beispiel für eine solche hilfreiche Lösung. •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de