Startseite » Technik » Entwicklung »

„Neue Maschinenkonzepte profitieren schnell“

Für Rexroth-Manager Lucas Wintjes ist innovative Hydraulik der Schlüssel zu mehr Produktivität
„Neue Maschinenkonzepte profitieren schnell“

Vor allem drehzahlvariable Pumpenantriebe verbessern die Energieeffizienz der Hydraulik, sagt Lucas Wintjes, Geschäftsleiter Vertrieb Industriehydraulik des Geschäftsbereichs Hydraulics der Bosch Rexroth AG. Zusammen mit der Steuerungstechnologie ließen sich neue und produktivere Maschinenkonzepte verwirklichen.

Herr Wintjes, welche Themen stellt Rexroth zur EMO in den Vordergrund?

Unter dem Namen ‚Blue Hydraulic Drives’ zeigen wir vor allem eine neue Generation drehzahlvariabler Pumpenantriebe, die je nach Maschinentyp Energieeinsparungen von 40 bis 70 Prozent, bezogen auf den konventionellen Verbrauch der Hydraulik, ermöglichen. Zusätzlich senken unsere Blue Hydraulic Drives die Geräuschemission, die Maschine wird somit leiser. Als Komplettanbieter für elektrohydraulische Antriebs- und Steuerungslösungen für Werkzeugmaschinen zeigen wir darüber hinaus erstmals unser erweitertes Portfolio im Bereich der Kühlschmiertechnik. Seit Dezember 2008 komplettiert ja die Bosch Rexroth Interlit Systems GmbH unser Angebot für die Werkzeugmaschine, beispielsweise mit dem innovativen Modulkonzept RapidStar zur Filterung sowie Hoch- und Niederdruckversorgung mit Kühlschmierstoff. Bei unserem neuartigen Booster erzeugt dabei die Hydraulik den Hochdruck gleich mit, der für den Kühlschmierstoff benötigt wird.
Welche Vorteile bringt das mit sich?
Dadurch entfallen der komplette Motor-Pumpenstrang und die Ventiltechnik der bisherigen Kühlschmierstoffversorgung. Dies führt zu großen Einsparungen bei Energie und Kosten bei gleichzeitig hoher Robustheit in der Werkzeugmaschine. Ähnliches gilt übrigens für die Spannhydraulik: Unseren bewährten Kleinstaggregate-Baukasten haben wir um extrem kompakte Einheiten mit Volumenströmen ab einem halben Liter pro Minute erweitert. Zusammen mit den innovativen, leckagefreien Ventilen steht damit eine neue Produktreihe zur Verfügung, mit der die Hersteller eine Ölversorgung aufbauen und zusätzlich Energie sparen können – sowohl über An-Aus-Betrieb als auch indirekt über den damit geringeren Kühlaufwand.
Die Hydraulik bleibt den Werkzeugmaschinenbauern also erhalten?
Ja, wir sind überzeugt, dass innovative Hydrauliklösungen und branchenspezifisches Anwendungs-Know-how der Schlüssel zu neuen Maschinenkonzepten mit einer höheren Produktivität sind. Deswegen zeigen wir auf der EMO Komplettlösungen für die Werkzeugmaschine. Der Betreiber kann damit seine Energiekosten nachhaltig senken.
Warum bieten sich insbesondere Hydrauliklösungen an, um neue Maschinenkonzepte umzusetzen?
Eine um bis zu 70 Prozent erhöhte Energieeffizienz sowie eine Elektrohydraulik, die sich nahtlos in verschiedenste Steuerungsarchitekturen einfügt, geben den Entwicklern Raum für schnell umsetzbare Produktivitätssprünge. Denn gerade jetzt investieren auch die Anwender nur, wenn sie mit neuen Maschinen die Stückkosten deutlich senken können. Aber erst die Mischung aus innovativen Technologien, intelligenter Steuerung und aufgabengerechtem Einsatz senkt den Verbrauch von Energie und Ressourcen spürbar. Hilfreich ist dabei unser Anwendungs-Know-how, das unsere Spezialisten mit dem Produkt-Know-how verknüpfen. Sie kennen die besonderen Herausforderungen jeder Branche und können diese so in maßgeschneiderte Lösungen umsetzen. Außerdem sind wir in der Lage, die Entwicklungszeit einer Maschine zu verkürzen, indem wir bereits in der Projektphase eine individuelle Auslegung anbieten und auch komplexe Lösungen vorab durch Simulationsprogramme überprüfen können.
Wie lässt sich die Energieeffizienz so deutlich steigern?
In erster Linie senkt die neue Generation drehzahlvariabler Pumpenantriebe den Energieverbrauch der Hydraulik zwischen 40 und 70 Prozent, je nach Anwendungsfall. Das reduziert die Betriebskosten von Werkzeugmaschinen nachhaltig. Dazu kommt noch, dass unsere Blue Hydraulic Drives im Vergleich zu konventionellen Aggregaten kleiner ausgelegt werden können. Dies wirkt sich positiv auf die Investitionskosten aus. Gleichzeitig stößt aber auch die Elektrohydraulik in neue Dimensionen vor, sie macht die Automatisierung leistungsfähiger und flexibler. Anwendungsspezifisch vorkonfigurierte Bewegungssteuerungen – Motion Controls – wie etwa die HACD-Regelelektroniken für das Einspritzen und die Schließbewegungen von Kunststoffmaschinen, verlagern immer mehr Funktionalitäten in die Software. So lassen sich die Parameter hydraulischer und elektrischer Antriebe an die jeweilige Aufgabe anpassen. Das hilft, Energie zu sparen. Zusätzlich vereinfacht sich dadurch das Umrüsten von Maschinen und Anlagen. Und bei der Modularisierung von Maschinenkonzepten eröffnen sich neue Freiheitsgrade.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Wir haben Tests an einer Abkantpresse durchgeführt, die eine Energieeinsparung von über 40 Prozent in dem betrachteten Zyklus ergaben. Dazu wurde an der Maschine das bestehende konventionelle Antriebssystem mit Proportionalventilen durch neue, drehzahlvariable Pumpenantriebe ersetzt. Allein der Blue Hydraulic Drive konnte den Energieverbrauch um fast die Hälfte reduzieren, das zusätzliche Einsparpotenzial während der Stand-by-Phasen noch nicht mit eingerechnet. Der Maximalwert des Schalldruckpegels, dem der Maschinenbediener ausgesetzt ist, sank um ungefähr zehn Dezibel A-bewertet. Das sind fast schon revolutionäre Werte – vor allem wenn man bedenkt, dass sich vergleichbare Geräuschreduktionen bei herkömmlichen Anlagen nur mit aufwendigen und kostenintensiven Sekundärmaßnahmen wie etwa Schalldämmhauben erzielen lassen.
Inwieweit unterstützen Sie die Maschinenhersteller bei der Umsetzung der in der neuen Maschinenrichtlinie 2006/42/EG geforderten Risikobeurteilung?
Gerade bei diesem Thema können Konstrukteure vom Know-how und den Ressourcen eines Global Players profitieren. Wir erleichtern mit funktionaler Sicherheit in einbaufertigen Modulen und elektrohydraulischen Steuerungslösungen die Umsetzung der neuen, ab Ende 2009 europaweit gültigen Normen. Wir haben auch immer das Zusammenspiel verschiedener Komponenten im Blick und unterstützen den Anwender mit Sicherheitslösungen von der Planung bis zur Fertigung. Damit eröffnen wir Perspektiven, sicherheitstechnische Anforderungen wirtschaftlich umzusetzen.
Sie stellen in Mailand auch die neue Generation Ihrer frei konfigurierbaren Steuerkarten vor. Was zeichnet diese aus?
Unsere Regelelektroniken berücksichtigen vor allem die spezifischen Anforderungen der Hydraulik – entkoppeln so die Automatisierung von der Antriebstechnik. Der Maschinenhersteller kann also die Motion Controls einfach in die unterschiedlichsten hydraulischen Steuerungskonzepte einbinden. Unsere Reglerkarten des Typs VT-HACD-2X schließen dezentral in Echtzeit die Regelkreise für Positionsdruck, Druck und Kraft sowie die ablösende Regelung unabhängig von der Zykluszeit der Maschinensteuerung. Und zusätzlich zu den gängigen Feldbussen unterstützt die Karte auch die Ethernet-Kommunikation. Wichtig ist, dass wir softwareseitig die volle Kompatibilität zur Vorgängerserie gewährleisten. Der Anwender kann also alle bestehenden Parameterfiles ohne Konvertierung weiterverwenden. Sie sehen, mit der Vielzahl an Themen wollen wir in Mailand den Herstellern Antworten auf die Fragen nach erhöhter Flexibilität, Produktivität und Energieeffizienz geben.
Michael Corban Fachjournalist in Nufringen

Effizienzsteigerung mit Systemansatz
Energieeffiziente Antriebstechnik umfasst ein breites Spektrum an Produkten, Technologien und Lösungen, die – intelligent kombiniert – je nach Maschinentyp Einsparungen von mehr als 75 % des Gesamtenergieverbrauchs ermöglichen. Rexroth hat für die Umsetzung vier entscheidende Hebel (Rexroth 4EE, „for energy efficiency“) identifiziert, mit deren Hilfe Konstrukteure diese Effizienzgewinne schnell realisieren können sollen:
  • Energieeffiziente Komponenten (die bereits am Markt verfügbar sind),
  • Energierückgewinnung, also die Rekuperation über verschiedene Antriebstechnologien hinweg,
  • bedarfsgeregelte Antriebe (insbesondere für Hilfsfunktionen wie Pumpen oder Lüfter) sowie
  • Energy System Design, also Software-Tools für die optimale Dimensionierung und den energieeffizienten Betrieb.
Rexroth setzt die vier Hebel sowohl bei elektrischen Antrieben als auch bei Hydraulik, Pneumatik und Lineartechnik an.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de