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Punktgenaue Präzision

Entwicklung
Punktgenaue Präzision

Ob Nachführsysteme in Solaranlagen oder die Teileprüfung in der Produktion – überall wird Messtechnik eingesetzt. Das Göttinger Measurement Valley bündelt die Kräfte der ortsansässigen Unternehmen und wirbt auf kreative Weise für den Standort.

Es war die Expo 2000, die die Göttinger Unternehmen für Messtechnik zum ersten Mal zusammenbrachte: Sie konnten als Gruppe an einem dezentralen Expo-Projekt teilnehmen – dem Forum für Naturwissenschaft und Technik in Göttingen. „Außerdem ist die Messtechnik in unserer Region sehr stark vertreten“, erklärt Claudia Trepte, Geschäftsführerin des Measurement Valley, „da bot es sich an, diese Kräfte zu bündeln.“ Es gibt Autozulieferer, die Scheinwerfereinstellanlagen bauen oder Geräte zur Vermessung von Motorblöcken und Kolben. Durch Carl Zeiss ist die Mikroskopie ein wichtiger Bereich, und die Kameras von Kappa werden in der Luftüberwachung, bei der Flugbetankung des Airbus oder in OPs eingesetzt.

Auch die erneuerbaren Energien profitieren von Hightech-Messgeräten: In Solaranlagen etwa werden sie in Nachführsysteme eingebaut. „Aber auch in Windmühlen befinden sich kleine Anemometer“, so Trepte. Wo die Messtechnik so richtig Geld spart, ist in der industriellen Produktion: „Normalerweise laufen zigtausend Teile vom Band und werden nur stichprobenartig geprüft“, sagt Trepte. Wenn man Pech hat, muss man die gesamte Charge vernichten. „Mit der modernen Messtechnik kann man in vielen Fällen jedes einzelne Teil schon während des Herstellungsprozesses prüfen und bei fehlerhaften Teilen die Produktion sofort anhalten.
Die Entwicklung anspruchsvoller Messinstrumente ist oft nur in Kooperationen möglich. Von den circa 50 ortsansässigen Unternehmen ist nur etwas mehr als ein Dutzend kein Mitglied im Netzwerk, „doch es kommen ständig neue hinzu“, freut sich Trepte. Dazu gehören vor allem Ausgründungen aus Forschungsinstituten. „Viele Unternehmen haben nur zwei bis drei Mitarbeiter.“ Dass nur die Kleinen von einem Netzwerk profitieren, hält sie für einen Irrglauben. „Auch ein Großunternehmen kann von den innovativen Ideen junger, kleiner Firmen und Experten profitieren.“
Doch gerade an Experten mangelt es. „In Göttingen haben wir eine erfolgreiche Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, aber unser Bedarf an Ingenieuren ist viel höher als das Angebot“, so Trepte. Daher wirbt das Netzwerk auf seiner Homepage für zahlreiche duale Studiengänge und Berufsausbildungen – vom Mechatroniker bis zur Physiklaborantin, vom Feinoptiker bis zur Orthopädiemechanikerin. Damit auch Ingenieure und Fachkräfte aus anderen Regionen nach Göttingen kommen, ist die Messtechnik in der Stadt allgegenwärtig: „1833 wurde hier der erste Telegraf aufgestellt, also der Vorgänger des Mobiltelefons“, sagt Trepte. Um daran zu erinnern, hat das Measurement Valley einen Laser aufgestellt, der diese Strecke nachts illuminiert. Zudem gibt es Stadtführungen zur Geschichte der Messtechnik. „Die Telegrafengeschichte bringt auch da Resonanz, wo Fachmeldungen nicht ankommen.“
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden-Echterdingen

Keine Chance für Produktpiraten

Fälschungssichere laserholographische Produktkennzeichnung

Produktfälschungen stellen für Unternehmen weltweit ein wirtschaftlich relevantes Problem dar. Fälschungssichere laserholographische Produktkennzeichnungen sollen die Herstellung von Plagiaten unmöglich machen und die Originalware schützen.
Produktpiraterie ist gefährlich und teuer: Neben dem volkswirtschaftlichen Schaden von 30 Mrd. Euro (Quelle: DIHK) entsteht den Herstellern der Originalprodukte ein Imageschaden, im schlimmsten Fall sogar eine Produkthaftung. Bisherige Ansätze zur Identifizierung – etwa konventionelle Laserbeschriftung oder Nadelprägung – sind leicht zu kopieren und nicht universell einsetzbar.
Das neue System besteht aus einem PS-Laser und mindestens zwei unterschiedlichen diffraktiven Elementen zur Formung des Laserstrahls. Im einfachsten Fall werden Gitter verwendet. Durchläuft der Laserstrahl diese Gitter, wird ein Interferenzmuster erzeugt und auf das Bauteil geschrieben. Da sich dieses Muster mit der Winkellage und dem relativen Abstand der Gitter zueinander verändert, lassen sich durch die Variation individuelle, eindeutig zuordnungsfähige Muster erzeugen. Selbst mittels Reverse Engineering kann weder die Art der diffraktiven Elemente noch deren Lage zueinander bestimmt werden. Eine transparente Schutzschicht verhindert die unbemerkte Herstellung eines Abdruckes der Interferenzmuster. Dadurch ist eine hohe Fälschungssicherheit erreichbar. Die Echtheitsprüfung soll mit einem mobilen Lesegerät erfolgen. Neben den Measurement-Valley-Mitgliedern Laser-Laboratorium Göttingen und Kappa Optronics waren fünf weitere Partner beteiligt: 3D-Micromac, Olpe Jena, die FH Bielefeld, Sura Instruments und Schaeffler.

Der Cluster in Kürze…

Das Measurement Valley e.V. ist ein Verbund aus 34 Unternehmen, die Messtechnik und -verfahren für unterschiedlichste Anwenderbranchen anbieten: etwa Medizintechnik, Automobilproduktion, Luft- und Raumfahrt, Pharmaindustrie, Chemietechnik, Maschinenbau, Automation, Halbleiter, Feinwerktechnik, Schiffsbau, Wetterdienste, Umweltschutz sowie Transport und Verkehr. Von der Längen- und Durchflussmessung bis hin zur Lasertechnologie werden nahezu alle messtechnischen Anwendungen abgedeckt. Neben einer gemeinsamen Forschung und Entwicklung kooperieren die Mitglieder bei der Vermarktung ihrer Produkte sowie in der Aus- und Weiterbildung.
Zu den Produkten der Mitglieder gehören beispielsweise Druckmesser, Fahrwerkstände, Lasersonden, Mikroskope, Nachführsysteme, Wechselrichter, Schwingungsisolatoren und Spektrometer. Als Dienstleistungen werden unter anderem angeboten: Energiemanagement, Oberflächenbearbeitung, Kabelkonfektion, Kalibrierservice, Datenanalyse, Leiterplattenbestückung, Verzahnungsmessung und vieles mehr. Neben der Grundlagen- und Auftragsforschung führt das Netzwerk auch Machbarkeitsstudien durch. Viele Mitgliedsunternehmen sind aus dem Umfeld der Georg-August-Universität entstanden und arbeiten mit ihr und anderen Forschungsstätten in einem Technologie-Verbund zusammen.

„Vernetzung und Vertrauen halten die Fertigung in Deutschland“

Nachgefragt

In welchen Bereichen besteht zurzeit der größte Bedarf an Messtechnik und Messverfahren?
Die Messbereiche werden immer kleiner, so können zum Beispiel Schichtdicken bestimmt werden, die nur wenige Atomdurchmesser stark sind. Die Folge ist, dass Messgeräte immer präziser werden müssen.
Und was kann Ihr Netzwerk in diesem Kontext leisten?
In Workshops tauschen sich die Mitglieder darüber aus, was in welcher Anwenderbranche gebraucht wird und wie sie diesen Bedarf gemeinsam decken können. Es gibt auch interne Arbeitskreise, die sich mit den Themen Entwicklung, Marketing und Ausbildung befassen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, bei dem die Vernetzung einen Vorteil gebracht hat?
Ein Unternehmen wollte seine Elektronikfertigung nach China auslagern, aber nun macht das ein Zulieferer, der nur 100 Meter weiter angesiedelt ist. Das ist ein Erfolg.

… und in Zahlen

Gründung: 1998
Mitglieder: 34
Geschäftsführung: Claudia Trepte
Schwerpunkte: Messtechnik (optisch, akustisch, magnetisch, elektrisch, mechanisch, chemisch, etc.)
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