Startseite » Technik » Entwicklung »

Weiteres Rekordjahr für deutsche Hersteller

Maschinen- und Anlagenbau
Weiteres Rekordjahr für deutsche Hersteller

Die deutschen Maschinen und Anlagenbauer haben 2014 Waren im Wert von insgesamt 199 Mrd. Euro gefertigt und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Auch im kommenden Jahr sieht die Branche Wachstumspotenzial.

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer bestätigen ihre im Sommer für 2014 getroffene Produktionsprognose von einem Prozent. „Für die ersten zehn Monate des Jahres liegt die reale Produktion von Maschinen- und Anlagen in Deutschland ein Prozent über dem Vorjahr. Wir sind insofern sehr optimistisch, unsere Prognose zu erreichen“, erklärte VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Frankfurt. „Unterm Strich konnten wir 2014 sowohl beim Umsatz mit 212 Milliarden Euro als auch in der Produktion mit 199 Milliarden Euro die bisherigen Rekordmarken von 2008 übertreffen“, so Festge.

Beschäftigung hat Millionengrenze überschritten
„Eindeutige Gewinner dieser insgesamt guten Performance sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betonte der VDMA-Präsident. „Ich werte diesen Beschäftigungsaufbau aber auch als einen deutlichen Scheck auf die Zukunft.“ Die Zahl der Beschäftigten hatte im Mai erstmals wieder die Eine-Million-Marke erreicht. Das war zuletzt 1993 der Fall gewesen. Im Oktober arbeiteten insgesamt 1.011.000 Menschen im Maschinenbau. Das sind 1,7 % oder 16.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat. Festge nannte als Gründe für den Aufbau – angesichts des moderaten Produktionswachstums – vor allem die gewaltigen Herausforderungen (Industrie 4.0, Rente mit 63, demografischer Wandel), die die Maschinenbauindustrie nur mit qualifiziertem Personal bewältigen könne.
Ausblick 2015: Produktionsprognose bestätigt
Für 2015 bleiben die deutschen Maschinenbauer bei ihrer Produktionsprognose von +2 %. Der Produktionswert könnte 2015 mit 205 Mrd. Euro erstmals die Schwelle von 200 Mrd. Euro überschreiten. „Unser bisheriger Auftragseingang hat dafür eine Basis gelegt. In den ersten zehn Monaten übertraf er sein Vorjahresniveau preisbereinigt um zwei Prozent“, berichtete der VDMA-Präsident.
Es gebe allerdings nach wie vor unkalkulierbare Risiken, wie die Russland/Ukraine-Krise oder die nur schleppend in Gang kommenden Reformen in Frankreich und Italien sowie die Wachstum hemmenden Gesetze der deutschen Bundesregierung aus den letzten Monaten.
Chancen sehen die Maschinenbauer vor allem im Reindustrialisierungsprozess in den USA. Auch die niedrigen Rohstoffpreise stimulierten die Weltwirtschaft. Zusätzlich helfe der gesunkene Außenwert des Euro. „Der überbewertete Euro hat in der Vergangenheit Marge gekostet und auch das eine oder andere Geschäft verhindert. Freilich gilt nach wie vor, dass für die Maschinenbauer eine gute Nachfrage wichtiger ist als ein niedriger Wechselkurs“, erklärte Festge.
Exporte liegen leicht über Vorjahresniveau
In den ersten neun Monaten des Jahres lagen die Exporte mit 112,6 Mrd. Euro knapp über dem Vorjahreswert von 112,1 Mrd. Euro – nominal ein Plus von 0,5 %. Positiv verlaufen die großen Märkte: Die EU-Partnerländer verzeichneten ein Plus von 5 %, China ein Plus von 2 %. Der US-Markt wuchs um 6 %. Die Märkte in Südostasien wuchsen um 9 %. Afrika ist im Plus mit den Regionen Nord (+11 %) und West (+7 %). Der Nahe und Mittlere Osten expandierte mit insgesamt 4 % und profitiert insbesondere vom wieder anziehenden Iran-Geschäft (+20 %).
Eine schwächere Nachfrage spüren die Maschinenbauer in einigen großen Schwellenländern und EU-Nachbarstaaten. Australien, Brasilien, Südkorea, Indien, Südafrika und die Türkei liegen jeweils zweistellig unter dem jeweiligen Vorjahresniveau. Die Lieferungen in die Ukraine brachen um ein Drittel ein, die Ausfuhr nach Russland ging um 16 % zurück. „Dies lag sicher nicht nur an den Sanktionen, sondern auch am stark gefallenen Rubel-Kurs und den gesunkenen Erdölerlösen“, sagte Festge.
Inlandsmarkt auf Wachstumskurs
Auch der heimische Markt ist auf Wachstumskurs. „In den ersten zehn Monaten liegt der Inlandsumsatz drei Prozent über dem Vorjahreswert“, berichtete der VDMA-Präsident. „Ich möchte nicht verhehlen, dass wir mehr erwartet hatten. Wir sind einer der Leidtragenden der anhaltenden deutschen Investitionsschwäche.“
Auch die deutschen Importe von Maschinen legten in den ersten drei Quartalen um knapp 5 % zu auf 44,3 Mrd. Euro. Rund 27 Mrd. Euro kamen aus den EU-Partnerländern. „Unser Standort ist also kein abgeschotteter, sondern ein äußerst offener wettbewerbs-intensiver Markt – ein Fakt, von dem alle profitieren. Das sollten wir angesichts der Diskussionen um den Nutzen des Transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP nicht vergessen“, so Festge.
Politik schwächt Industriestandort – Agenda 2025 ist überfällig
Eine investitionsfreundliche Wirtschaftspolitik sehe anders aus, kritisierte der VDMA-Präsident die politischen Entscheidungen in der Renten-, der Lohn- und Beschäftigungspolitik der letzten Monate. „Statt den Soli entgegen allen früheren Zusagen zu verewigen, sollte die Bundesregierung endlich jegliche Subventionen um einen festen Prozentsatz von beispielsweise fünf oder mehr Prozent kürzen“, forderte Festge.
Besonders schmerzhaft für den Maschinenbau sei die „Rente mit 63“. Eine Trendumfrage des VDMA aus der letzten Woche habe gezeigt, dass von den Personen, die die Unternehmen mit 63 verlassen, 74 % der Gruppe der Facharbeiter und Meister zuzurechnen ist. „Wir laufen also in einem Herzstück der Produktion auf eine schwierige Situation zu. Das tut uns richtig weh“, so der VDMA-Präsident. Die Politiker müssten sich endlich auf ihre Verantwortung für investitionsfreundliche Rahmenbedingungen besinnen. „Es darf keine Steuererhöhungen geben, auch keine verdeckten, nur weil die öffentlichen Kassen unter dem Deckmantel der sozialen Gerechtigkeit ausgeplündert worden sind. Wohltaten sind in den letzten zwölf Monaten mehr als genug verteilt worden. Eine neue Agenda, eine Agenda 2025, ist heute überfällig“, betonte der VDMA-Präsident. „Wir wären im Augenblick aber schon zufrieden, wenn wenigstens die Agenda 2010 nicht länger mit der Abrissbirne bearbeitet wird.“ •
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de