Startseite » Technik » Fertigung »

Endlich nicht mehr ätzend

Reinigung im neutralen pH-Bereich
Endlich nicht mehr ätzend

Bauteilreinigung | Das Entzundern und Entrosten im neutralen pH-Bereich setzt sich immer mehr durch. Die sogenannten Neutralaktivatoren sind den Mineralsäurebeizen in der Anwendung und Handhabung inzwischen überlegen und finden auch zur Reinigung nach dem Entgraten immer häufiger Verwendung.

Petra Röth / Peter Volk Research & Development Industrial Parts Cleaning Head of Research & Development Metal Pre-Treatment and Industrial Parts Cleaning beide Surtec, Bensheim

Entgratungsprozesse wie TEM (Thermal Explosion Machining), ECM (Electro Chemical Machining) oder auch das Chemische Entgraten hinterlassen auf der Oberfläche starke und die Weiterverarbeitung störende Rückstände wie Zunder, Oxide, Kohlenstoff oder Salzkrusten. Insbesondere nach dem TEM-Entgraten waren bis vor kurzer Zeit Mineralsäuren unumgänglich, um die Oxidschichten von der Oberfläche zu entfernen. Die Verwendung von Mineralsäuren ist aus Sicht der Arbeitssicherheit und auf Grund der Aggressivität gegenüber Anlagenmaterial und Einrichtung kritisch zu sehen. Ebenso müssen technische Defizite wie Flugrostbildung auf der Ware und die Gefahr der Wasserstoffversprödung in Kauf genommen werden. Ein wesentlicher Nachteil von Mineralsäurebeizen ist, dass die gebeizten Oberflächen nachfolgend in einer hochalkalischen Neutralisation behandelt werden müssen. Der dabei entstehende Schlamm ist ein weiterer negativer Aspekt und häufige Badwechsel sind vorprogrammiert.
Wird dagegen ein Neutralaktivator verwendet, sind die gereinigten Oberflächen deutlich weniger anfällig gegen Flugrostbildung und auf die alkalische Neutralisationsspüle kann verzichtet werden.
Geringere Gefährdung durch den Neutralaktivator
Das kennzeichnungsfreie Produkt Surtec 414 entfernt Rost und Oxidschichten bei neutralem pH-Wert ebenso wie Kohlenstoffbeläge oder Pigmente. Das hochkonzentrierte Produkt hat einen pH-Wert von circa 6,5 und ist tensidfrei, sodass es hinsichtlich der Applikation variabel einsetzbar ist. Für eine bessere Benetzung kann dem Prozess ein recycelbares Tensid zugesetzt werden, wodurch die Abreinigung beschleunigt und das Oberflächenfinish verbessert wird. Je nach Applikation werden Tauch- oder Spritztenside verwendet.
Das Verfahren ist geeignet zur Behandlung von Eisen- und Stahlteilen, materialverträglich mit Aluminiumwerkstoffen und besteht aus zwei Komponenten. Mit der Hauptkomponente Surtec 414 erfolgen der Neuansatz und die Badergänzungen im laufenden Betrieb. Hierbei kann die Konzentration sehr einfach und präzise über die Leitfähigkeit der Badlösung analysiert werden.
Die zweite Komponente des Verfahrens ist das Additiv Surtec 414 A. Es wird benötigt, um einem pH-Anstieg der Prozesslösung durch die abgereinigten Verschmutzungen entgegenzuwirken. Die Reinigungskraft wird aufrechterhalten und die Badstandzeit verlängert.
Das bedeutet, dass lediglich zwei sehr einfach bestimmbare Parameter zur Prozessführung notwendig sind. Die Überwachung der beiden Wirkkomponenten über Leitfähigkeit bzw. pH-Wert ermöglicht zudem eine automatische Prozessführung.
Robust bei der Nachbehandlung nach dem thermischen und chemischen Entgraten
Der Neutralaktivator findet in der Praxis immer häufiger Anwendung als Ersatz für konventionelle Mineralsäurebeizen. Im Vordergrund steht dabei die Nachbehandlung nach dem thermischen und dem chemischen Entgraten. Lange Standzeiten, hohes Schmutztragevermögen (bis zu 20 g/l Eisen einlösbar), und die einfache Handhabung überzeugen die Anwender.
Auch vor einer anschließenden Lackierung kann der Neutralaktivator Vorteile bieten. Aufgabe ist hier die Entfernung störender Verunreinigungen wie Rost, der zum Beispiel durch unsachgemäße Lagerung entstehen kann. Auch Oxide, verursacht durch Schweißprozesse oder Laserschneiden, gilt es zu entfernen. Auf diesen Verunreinigungen können keine Konversionsschichten ausgebildet werden, und die Prozesse zur Konversionsschichtbildung wie Phosphatierungen oder auch alternative phosphatfreie Verfahren sind auch nicht in der Lage, diese Verunreinigungen zu kompensieren. Folglich ist ein separater Prozessschritt notwendig.
Nach dem Stand der Technik werden die störenden Oxide mechanisch (Schleifen, Strahlen) oder durch Beizen in Mineralsäure entfernt. Die Nachteile dieser Verfahren liegen auf der Hand: Die mechanische Entfernung ist zeitaufwändig und teuer, zudem können Hohlräume nicht oder nur ungenügend erreicht werden. Die Nachteile der Mineralsäurebeize wurden eingangs schon beschrieben: Flugrostbildung, Gefährdung für Mitarbeiter sowie Korrosionsbelastung der Anlage und Produktionseinrichtung durch saure Dämpfe und Aerosole.
Der Neutralaktivator ist wieder deutlich einfacher in der Handhabung und selbst hartnäckige Rückstände an Laserschnittkanten werden entfernt.
Weniger offensichtlich sind Rückstände oder verformte Grenzschichten nach einer mechanischen Bearbeitung, die ebenfalls die Haftfestigkeit einer Lackierung und den Korrosionsschutz stören können. Selbst dünne und mit dem nackten Auge unsichtbare Oxidschichten können den Korrosionsschutz einer lackierten Oberfläche massiv beeinträchtigen. Der Neutralaktivator kann durch den milden Materialangriff und die selektive Entfernung der dünnen Oxidschichten positiv entgegenwirken. Dabei ist der Neutralaktivator sowohl für Phosphatierungen als auch phosphatfreie Multimetallvorbehandlungen wie Surtec 609 geeignet.
In einigen Fällen konnte der Neutralaktivator komplett in den Prozess integriert und an Stelle der alkalischen Reinigung verwendet werden. Oberflächen werden hierdurch in einem Schritt von Ölen, Fetten, Pigmenten und Oxiden befreit. •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de