Startseite » Technik » Fertigung »

Schon gut aufgestellt?

Stromtankstellen: Zu wenig Ladestationen und fehlende Normen
Schon gut aufgestellt?

Autohersteller, Stromerzeuger und Gerätehersteller arbeiten an einheitlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Der Netzaufbau scheint dabei weniger Probleme zu bereiten als das Finden von Standards.

Mit der Lithium-Ionen-Technik haben Akkus heute einen Stand erreicht, der dem E-Auto zumindest im Stadtbereich einen Schub bescheren dürfte. Doch ist die Batterie leergefahren, muss das Elektroauto erst mal eine gewisse Zeit an die Steckdose. Die 15 bis 20 kWh nachzuladen, die ein Kleinwagen auf 100 km benötigt, dauert über eine normale Haushaltssteckdose nämlich sechs bis acht Stunden. Wer einen Drehstromanschluss verwendet, kann die Zeitspanne auf unter zwei Stunden drücken.

Zurzeit erarbeiten Autohersteller und Energieversorger an einem Netz an öffentlichen Ladestationen. Bei Pilotprojekten sind das allein in Berlin Mercedes und RWE, Volkswagen und Eon sowie Vattenfall und BMW, die im Bezirk Treptow bereits die erste Ladestation für den E-Mini eröffnet haben. Damit die Elektroautos zukünftig auch an den Zapfsäulen der Mitbewerber nachladen können, kooperieren die Hersteller in Fragen, wie Stecker oder Ladestationen aussehen sollen. Teure Fehlentwicklungen möchte sich momentan niemand leisten. Dank der breiten Unterstützung dürfte die Arbeitsgruppe also den zukünftigen Standard für Elektro-Ladestationen definieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit läuft es auf einen fünfpoligen Stecker für 400 V hinaus, wobei das Anschlusskabel lose im Auto gelagert werden soll. Einheitliche Andock-Positionen am Fahrzeug sind jedoch nicht geplant. Mit bis zu 40 kW Ladeleistung verfügen die Stationen hierzulande über genügend Reserven, um 100 km Reichweite in deutlich unter einer Stunde nachladen zu können. Die Tankrechnung könnte dann über die Stromrechnung bezahlt werden, aber auch hier gibt es noch keine verbindlichen Normen.
Zumindest theoretisch, denn ob Akkus derart hohe Ladeströme auf Dauer vertragen, muss sich in den Pilotprojekten erst noch zeigen. Entgegen früheren Befürchtungen ergab eine vom Fraunhofer-Institut und RWE durchgeführte Studie, dass deutsche Stromnetze eine größere E-Auto-Flotte klaglos verkraften, ohne grundlegend überarbeitet werden zu müssen. In Ländern mit nicht so stabilen Leitungen oder zu Spitzenzeiten lassen sich die Ladeströme auch flexibel herunter regeln. Bevor die großen Ströme freigeschaltet werden, muss sich das angeschlossene Auto jedoch erst identifizieren. Denn egal bei welchem Stromanbieter angedockt wird, soll der Ladevorgang über die eigene Stromrechnung bezahlt werden. Eine mögliche Kommunikation von Auto und Ladestation per WLAN wurde von der Arbeitsgruppe verworfen, die Identifikation erfolgt wie das Laden über Kabel. Ist die Lade-Infrastruktur erst einmal aufgebaut, können die E-Mobil-Besitzer günstig und umweltfreundlich tanken. Die Anbieter von solchen Stromtankstellen befinden sich jedenfalls in den Startlöchern (siehe Nachgefragt S. 18).
Anfang Mai zeigte die Elektro-Bauelemente GmbH, Lünen, bei der Ausstellung „Elektromobilität“ rund ums Brandenburger Tor zwei Exemplare der EBG-Ladestation complEo. Die Details lesen sich folgendermaßen: Kunststoffgehäuse, verfahrbare Steckdosen, flexible Integrierbarkeit in unterschiedliche Abrechnungssysteme. Bei dem regionalen Modellversuch der EWE in Bremen werden die von Karmann entwickelten Elektroautos über EBG-Ladesäulen aufgeladen. In Köln hat die Rheinenergie mehrere Säulen im Stadtgebiet aufgestellt, um mit 25 Versuchsfahrzeugen an einer großen Studie der Universität Duisburg-Essen teilzunehmen.
Die Stuttgarter Lapp Systems GmbH präsentierte ein Ladesystem, das der aktuellen europaweiten VDE-Norm entspricht. „Damit gehören wir mit zu den ersten Unternehmen, die ein aufeinander abgestimmtes, komplettes und serienreifes Ladesystem mit Kabeln und Steckvorrichtung vorweisen können“, erklärt Geschäftsführer Werner Becker. Von der Bals Elektrotechnik GmbH aus Nordrhein-Westfalen kommt die Steckvorrichtungsreihe mit Stecker, Kupplung, Anbaudose und Gerätestecker zur Fahrzeugeinspeisung. Die passende Anschlussleitung kommt von Lapp und heißt Ölflex Charge. Das PUR Spiralkabel ist halogenfrei und flammwidrig nach IEC 60332.1-2, es ist ölbeständig und für einen Temperaturbereich von –40 bis +90 °C ausgelegt und eignet sich daher bestens für Einsatzbedingungen mit starker Beanspruchung. Neben der geraden Ausführung, wird dieses Ladesystem kundenspezifisch konfektioniert und vorzugsweise auch in speziellen, flexiblen Spiralformen angeboten.
Auch die Herborner Rittal-Gruppe als Anbieter von Gehäusetechnologie zeigte auf der diesjährigen Hannover Messe eine modular aufgebaute Stromtankstelle. Serienmäßig verfügt die Ladestation über einen doppelwandigen Gehäuseaufbau in Schutzart IP 54, robusten Anfahrtschutz, mit Leucht-LEDs bestückten Steckereingriff und über eine funktionale Ladezustandsanzeige. Die vier Designblenden an den Gehäuserändern sorgen nicht nur für schicke Optik, sondern auch im Ernstfall für den Schutz der Elektronik – zum Beispiel bei leichten „Park-Remplern“ im Alltagsbetrieb. Der beleuchtete Steckereingriff hilft dem Nutzer, die Ladesäule auch nachts betreiben zu können. Zusätzliche Sicherheit schaffen die Ladezustandsanzeigen, die den Fahrer mittels einer optischen LED über den Lade- und Funktionszustand informieren. Ein modularer Innenaufbau ermöglicht dank Rastermaß den elektrotechnischen Einbau über Montageplatten oder Schienensystemen. Dadurch lässt sich die Ladestation den jeweiligen Anforderungen – von einfach bis komplex – individuell anpassen und nachrüsten. Optional ist eine weitere Ausstattung mit Touchdisplay und integriertem Lesegerät zur Bedienung mittels Kunden- oder Guthaben-Karten. Mit der Grundausstattung ist die Ladestation für zukünftige Smart-Metering-Anforderung fit. Aufgrund des modularen Aufbaus der Ladestationen sind auch unterschiedliche Lösungen der Montage möglich. Neben dem Standgehäuse für den Outdooreinsatz soll es künftig auch eine Indoorvariante mit Wandmontage geben, etwa für Parkhäuser oder private Unternehmen.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de