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„Wer auf dem neuesten Stand ist, kann auch jetzt Geld verdienen“

Bernhard Kasper, Leiter Vertrieb Europa bei GF AgieCharmilles, über das Potenzial aktueller Maschinen
„Wer auf dem neuesten Stand ist, kann auch jetzt Geld verdienen“

„Wer auf dem neuesten Stand ist, kann auch jetzt Geld verdienen“
„Wer nicht kontinuierlich investiert, verliert den Anschluss und ist nach der Krise nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Weshalb sich Investitionen jetzt lohnen und welche Möglichkeiten die jüngste Maschinengeneration bietet, das sagt Bernhard Kasper. Er leitet bei GF AgieCharmilles in Losone/Schweiz den europaweiten Vertrieb von Werkzeugmaschinen.

Herr Kasper, angesichts brach liegender Kapazitäten: Lohnen sich Investitionen in neue Werkzeugmaschinen derzeit?

Sie lohnen sich nicht nur, sie sind sogar sehr wichtig für die Zukunft der Unternehmen. Wer nach der Krise erfolgreich sein will, muss sich jetzt den Vorsprung vor dem Wettbewerb sichern. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, die Produktivität um ein paar Prozent zu steigern. Vielmehr gilt es, sich mit innovativen Fertigungslösungen neue Möglichkeiten zu schaffen und damit neue Märkte zu erschließen. Hochkomplexe Teile, die selbst auf vielen Maschinen der letzten Generation nur schwer, oft gar nicht zu bearbeiten sind, lassen sich jetzt wirtschaftlich fertigen.
Können Sie Beispiele nennen?
Unsere neue Schneiderodiermaschine Cut 1000 OilTech erzeugt doppelt so gute Oberflächen in der gleichen Zeit wie eine konventionelle Anlage, die Wasser als Dielektrikum nutzt. Die Maschine wurde speziell für den Einsatz von Öl als dielektrischer Flüssigkeit entwickelt. Bislang waren solche Anlagen wesentlich langsamer. Um das zu ändern, haben wir für diese Maschine einen komplett neuen Generator entwickelt. Sie ist prädestiniert für feinmechanische Teile, etwa in der Uhrenindustrie oder für Hartmetall-Stanzwerkzeuge. Diese Anlage schneidet kleine Radien mit höchster Profilgenauigkeit. Ein anderes Beispiel ist unsere neue Produktreihe Laser, die in der Gestaltung von Bauteilen Möglichkeiten eröffnet, die es bisher einfach nicht gab.
Welche Möglichkeiten sind das?
Die Laser-Maschine gibt Entwicklern und Designern ganz neue Freiheiten in der Gestaltung von Oberflächen und dreidimensionalen Strukturen. Selbst komplexe Werkstücke können mit detaillierten, natürlich wirkenden Texturen und Mikrostrukturen, mit Gravuren oder Beschriftungen versehen werden. Und das sehr präzise und jederzeit reproduzierbar. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Oberflächeneffekte – beispielsweise eine Lederstruktur – in ein Werkzeug oder direkt ins Bauteil eingebracht werden. Damit ist diese Technologie nicht nur für Formenbauer interessant. Uhren- und Schmuckhersteller können damit ebenso einfach und wirtschaftlich individuelle Produkte offerieren wie die Anbieter der unterschiedlichsten Konsumgüter. Ich bin überzeugt, das wird zu ganz neuen Designs führen und die Produkte deutlich hochwertiger wirken lassen.
Fürchten Sie nicht, dies könnte zu Lasten einer anderen für Ihr Haus wichtigen Technologie gehen – dem Senkerodieren?
Nein, keineswegs. Unsere Lasertechnik ist eine Ergänzung unseres Portfolios, kein Ersatz bisheriger Produkte. Möglich, dass das Senken dort, wo es nur um eine hochwertige Oberflächenstruktur ging, Anteile verlieren wird. Dafür gibt es neben den bisherigen Einsatzfeldern wie dem Fertigen partieller filigraner Kavitäten für Großformen oder dem Bearbeiten sehr tiefer Kavitäten neue Anwendungen in der Mikroerosion. Insgesamt wird das Senkerodieren nicht an Bedeutung verlieren. Für uns als Premiumanbieter ist es aber wichtig, unseren Kunden das für seine Aufgaben passende Verfahren anbieten zu können. Wir sind überzeugt von den Fertigungsstandorten Deutschland und Schweiz. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir innovativ sein und Lösungen anbieten können, die es anderswo nicht gibt. Das gilt sowohl für uns als Maschinenhersteller als auch für unsere Kunden. Vor diesem Hintergrund ist das neue Verfahren zu sehen.
Wie ist der Stand Ihrer Lasertechnik?
Die Technik steht. Die ersten Maschinen wurden Anfang Oktober auf der Fertigungstechnikmesse EMO in Mailand vorgestellt. Derzeit umfasst die Produktreihe vier Modelle unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Die ersten Anlagen sind inzwischen ausgeliefert, und es gibt eine ganze Reihe weiterer Interessenten. Auch wenn wir bereits viele unterschiedliche Bauteile aus den verschiedensten Werkstoffen bearbeitet haben, gehen wir jedoch davon aus, dass wir das Potenzial des Verfahrens noch nicht ausschöpfen. Momentan ist es schwierig zu sagen, inwieweit sich die Oberflächengüte und die Feinheit der Strukturen noch verbessern lassen. Und: Wie bei jeder neuen Technologie lernt man als Hersteller auch aus den Erfahrungen pfiffiger Kunden.
Planen Sie auch die Kombination des Laserstrukturierens mit anderen Verfahren?
Nein. Hybridlösungen sind nur interessant, wenn ein Anwender ein Verfahren nicht auslastet. Für uns ist das kein Thema. Einzelmaschinen sind wirtschaftlicher und liefern qualitativ hochwertigere Teile.
Wie können Sie als Maschinenanbeiter Ihren Kunden im Werkzeug- und Formenbau in diesen schwierigen Zeiten helfen?
Zunächst indem wir ihnen hochwertige und innovative Fertigungssysteme zur Verfügung stellen und ihnen mit neuen Technologien helfen, sich gegen den Wettbewerb aus Osteuropa oder Asien zu behaupten. Dazu kommt dann natürlich die Unterstützung unserer Kunden, wenn es darum geht, das Potenzial der Anlagen auszuschöpfen. In fast allen Fällen können wir helfen, die Prozesse zu optimieren. Unser Standort in Schorndorf ist deshalb bewusst kein Demo- sondern ein Applikationszentrum.
Was müssen Formenbauer einerseits und Maschinenhersteller auf der anderen Seite tun, um die Krise zu überstehen und danach gestärkt durchstarten zu können?
Für die Formenbauer gilt: Sie müssen jetzt investieren. Nur so können sie ihren hohen Technologiestandard halten oder sogar ausbauen und sich damit langfristig vor dem Wettbewerb halten. Stichworte, die dabei zu beachten sind: Innovation, Effizienz und reduzierte Stückkosten. Wer jetzt den Anschluss verliert, der wir es nach der Krise sehr schwer haben. Als Maschinenbauer müssen wir absolut zuverlässige Anlagen liefern. Dazu kommt die Unterstützung und Begleitung der Kunden über den gesamten Lebenszyklus der Maschinen hinweg. Das Ziel dabei lautet immer: Ausfallzeiten reduzieren und Verfügbarkeit steigern.
Wie schätzen Sie die derzeitige Wirtschaftslage der Branche ein?
Wir gehen davon aus, dass die ersten sechs Monate des kommenden Jahres hart sein werden. Ab dem zweiten Halbjahr gehen wir von einer Besserung aus. Aber wir sehen immer wieder, dass Kunden, die fertigungstechnisch auf dem letzten Stand sind und deren Produkte Alleinstellungsmerkmale aufweisen, auch jetzt gute Geschäfte machen.
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