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Schweissen & Schneiden 2017: Industrie 4.0 – auch beim Schweißen

Schweissen & Schneiden 2017
Industrie 4.0 – auch beim Schweißen

Industrie 4.0 – auch beim Schweißen
Björn Kemper, Geschäftsführer der Kemper GmbH, demonstriert auf der Messe anhand von Rauchgasabsauganlagen den Benefit durch Industrie 4.0: „Die Zukunft hat gerade erst begonnen.“ Bild: Rainer Schimm/Messe Essen
Wenn auf der Schweissen & Schneiden 2017 über 1000 Aussteller das Neueste präsentieren, wird auch Industrie 4.0 das Thema sein. Kronzeuge dafür ist Björn Kemper vom Absaugtechnik-Spezialisten Kemper GmbH. „Es ergibt sich ein riesiger Mehrwert für den Anwender“, bekräftigt er.

Hans-Ulrich Tschätsch
Fachjournalist in Essen

Die Zeiten, in denen allenfalls zweimal am Tag vorn und hinten die Rolltore hochgefahren wurden, um die Schweißrauchdecke aus der Halle zu vertreiben, sind längst vorbei. Der gesetzliche Arbeitsschutz greift beim Schweißen und Schneiden genauso zupackend wie beim thermischen Spritzen und Löten. Die Emissionen sind als riskante Gefahrstoffe klassifiziert, wobei die Detektion bis hinunter zu den winzigsten Nanopartikeln reicht. „Das Absaugen der Emissionen im Entstehungsbereich“, heißt es bei Kemper in Vreden, „stellt den bestmöglichen Schutz dar.“

Kemper gilt als Pionier der Absaugtechnik, seitdem das Unternehmen 1977 von Gerd Kemper als Ein-Mann-Betrieb gegründet wurde. Heute setzen rund 100 000 Betriebe rund um den Globus Kemper-Technik ein. Mit steigender Tendenz, wie der heutige Geschäftsführer Björn Kemper nicht ohne Stolz erklärt. Der westfälische Mittelständler mit seinen 300 Beschäftigten ist im angesehenen Weltmarktführerindex der Universität St. Gallen gelistet. Dazu noch einmal Björn Kemper: „In der Technik zur Luftreinhaltung steckt noch immer ein anhaltend großes Potenzial. Die Zukunft hat gerade erst begonnen.“

Aktuelles Ziel ist es, lohnende Mehrwerte zu generieren. Stromsparende Energieeffizienz gehört genauso dazu wie eine besser organisierte Instandhaltung. Und das alles unter der griffigen Überschrift Industrie 4.0. Angedacht ist damit die sich abzeichnende Kommunikation zwischen einzelnen Maschinen. So soll beispielsweise demnächst das gesamte System den Zustand der Filter in der Rauchabsauganlage erkennen und rechtzeitig den baldigen Austausch der Filter in die Wege leiten. So steigt die Verfügbarkeit der Produktionsanlagen. Die verfügbaren Daten aus dem vernetzten System werden also genutzt. Nichts anderes ist damit gemeint als eben Industrie 4.0.

Ein weiterer Aspekt ist die Kompatibilität. „Allgemein ist zu sagen, dass wir zukünftig Informationen aus dem eigenen System nutzen werden, um sie in einem anderen System zu verarbeiten“, sagt Björn Kemper. „Nicht alle Rauchgasabsauganlagen müssen von einem Hersteller sein. Bedingung aber ist, dass sie kommunikationsfähig sind.“ Es zeichne sich ab, dass die Kunden solche Offenheit immer nachhaltiger nachfragen.

Kemper hat sich darauf eingestellt und betreibt inzwischen auch Services für Fremdanlagen. Dieser Austausch mit den Wettbewerbern gewinnt an Bedeutung, um sämtliche Daten nutzbar machen zu können. Nur so ist, wie Kemper ausführt, die reibungslose Steuerung gesichert. Bei der Kernfunktion der Rauchgasabsauganlagen ist die Möglichkeit zum Austausch unterschiedlicher Konfigurationen beinahe schon standardisierte Technik. Besonders wichtig sind die Parameter der bearbeiteten Werkstoffe. Stets wird gemessen, wie stark der an der Filterpatrone entstehende Druckverlust ist, und die Werte werden in Datenbanken eingespeist. Am Verhalten nach der Reinigung erkennt der Fachmann durch einen Blick in die Tabellen, wie lange ein Filter noch halten wird. Neu ist bei den Überlegungen, dass zukünftig die Daten länger nachgehalten werden, um sie bei jeder automatischen Filterreinigung neu zu interpretieren.

Archiviert sind spezifische Kennlinien, die Auskunft geben über den Druckauf- und -abbau am Filter. Daraus lässt sich schließen, wie lange ein Filter nach dem Erreichen eines bestimmten Kurvenstands noch ordnungsgemäß funktioniert. „Daraus ergibt sich ein riesiger Mehrwert für den Kunden“, betont Björn Kemper. Die Speicherkapazität der Rechner spielt eh keine Rolle mehr. Auch die Datenanalysen übernimmt der Computer. So richtig spannend wird jetzt: Was geschieht mit diesen Daten? Was kann eine andere Anlage damit anfangen?

Der direkte Weg zu Industrie 4.0

Sobald Rauchgasabsauganlagen – im Übrigen gilt das auch ganz allgemein – ihr Verhalten automatisch anhand der Daten eines zweiten Systems verändern, wird von Industrie 4.0 gesprochen. „Nur über den Stromverbrauch zu erkennen, dass ein Schweißgerät arbeitet, ist für mich noch nicht Industrie 4.0“, hält Kemper fest. „Das Ziel ist erst dann erreicht, wenn die Anlagen miteinander kommunizieren und ihr Verhalten aneinander anpassen.“ Auf der Schweissen & Schneiden 2017 will Kemper genau dies vorführen. Wenn auf anderen Messeständen, zum Beispiel von Kemppi, MicroStep oder Kjellberg, gerade geschweißt oder geschnitten wird, sorgt die Vernetzung mit dem Kemper-Stand dafür, dass entsprechende Aktionen zur Luftreinhaltung stattfinden (Halle 11, Stand 11A50).

Ziel dieser Vernetzung ist es, dass der Werker beim Arbeiten saubere Luft einatmet. So bekommt jeder Messebesucher einen Eindruck davon, was möglich ist und wo die Vorteile sinnvoller Vernetzung liegen. Sie erhöht zum Beispiel auch die Nutzungsdauer der Maschinen. In Folge wandeln sich die Geschäftsmodelle derzeit rasant. Björn Kemper: „Wir müssen uns immer wieder neu erfinden und unsere Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen ausstatten. So meistern wir die Zukunft.“


Schweissen & Schneiden 2017

Die Weltleitmesse öffnet alle vier Jahre ihre Tore – von 25. bis 29. September ausnahmsweise in Düsseldorf, weil sich das Essener Messegelände im Umbau befindet. 1000 Aussteller aus 40 Nationen sind präsent, darunter alle Marktführer mit Namen wie Fronius, Messer, Linde oder Trumpf.
www.schweissen-schneiden.com

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