Ein Zulieferer ersetzt das gehärtete Stahlteil durch ein Druckstück aus thermoelastischem Spezialkunststoff und erzielt damit Wartungsfreiheit. Vor allem bricht das Bauteil nicht mehr ab wie der bisher verwendete Stahlbolzen.
Kleine, unscheinbare Bauteile fallen meist erst dann auf, wenn sie ausfallen. Das war der Fall beim federnden Druckstück 2470.20, das die Fibro GmbH aus dem baden-württembergischen Hassmersheim nach den Vorgaben der Norm VDI 3004 entwickelt hat. Es übernimmt in Stanzwerkzeugen das An- und Abdrücken, Auswerfen und Dämpfen von Blechteilen.
Das geschah jahrelang problemlos, bis Kunden den bisherigen Bolzen aus gehärtetem Stahl auch in Werkzeugen einsetzten, in denen sie bauartbedingt einer seitlichen Belastung ausgesetzt sind. „Auf der schrägen Fläche traten Kippmomente auf, die den Bolzen abbrechen ließen“, erinnert sich Fibro-Produktmanager Steffen Leist. „Das abgebrochene Bauteil fiel ins Werkzeug und sorgte dort für schwere Folgeschäden. Kistenweise erhielten wir daraufhin reklamierte Teile von Kunden aus der Automobilindustrie.“
Der Stahlbolzen entsprach zwar den Vorgaben der Norm VDI 3004, die nur eine gerade Belastung vorsieht. Doch der Trend geht hin zu schrägen Belastungen, die nach Aussagen aus dem Werkzeugbereich namhafter Automobilhersteller auch Stahlbolzen des Wettbewerbs nicht verkraftet haben. „Ein Kunde der Automobilindustrie bat uns darauf hin, eine standhaftere Alternative zu entwickeln“, blickt der Produktmanager zurück. „Die Frage war jetzt, ob es überhaupt Stahl sein muss.“
Fibro entschied sich schließlich für einen thermoelastischen Hochleistungskunststoff mit metallischen Additiven, dank dem sich das neue federnde Druckstück 2470.20 auch bei einer seitlichen Belastung von maximal 15° problemlos einsetzen lässt. Für dieses Neuprodukt spricht, dass es – bei einem geringen Aufpreis im Vergleich zur weiterhin gebauten Fibro-Stahlversion – die exakt gleichen Abmessungen aufweist. Leist: „Weil das neue Bauteil aus Kunststoff die Vorgaben der VDI 3004 erfüllt, kann es einfach eins zu eins als Ersatz für die Stahlversion zum Einsatz kommen.“ Für den Instandhalter heißt das: Stahlversion ausbauen, um dann stattdessen das wartungsfreie Kunststoff-Druckstück einzusetzen und festzuschrauben.
Die pfiffige Idee kam nicht nur bei den Kunden gut an. Vor kurzem erhielt Fibro für den standfesten Kunststoff-Neuling in Hannover von den Zeitschriften Blechnet und Maschinenmarkt den Innovationspreis „Award zur Euroblech 2016“ in der Kategorie Stanztechnik.
Nikolaus Fecht, Fachjournalist in Gelsenkirchen
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