Aufkleber auf dem heiligen Blechle? Einst hielten die bunten Gesinnungsetiketten Enten, Käfer und R4 zusammen. Aber heute auf der durchgestylten E-Klasse, dem Audi A8 oder dem schicken 5er-BMW? Zulässig sind allenfalls „Lena-Marie on Board“ oder „Hier fährt Paul“, vielleicht noch Sylt oder der Bodensee in stilisierter Form. Seit der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt sind aufgeklebte Zahlen en vogue. 79 g/km CO2 prangt in Riesenlettern an den Türen des neuen VW-Kleinstwagen Up! „98“ sind es beim Citroën C4 und mit 99 g hat auch der neue 1er-BMW die 100-Gramm-Grenze beim CO2-Ausstoß unterboten, verkünden die Münchener in Klebeschrift. Die moderne Autogeneration zeichnet aus, dass sie bei der Kohlendioxid-Emission geizt und nicht mehr mit Pferdestärken protzt. Die Elektrifizierung des Antriebs spielt da hinein, mithin also die von der EU-Kommission vorgegebenen Grenzwerte, wonach Neuwagen von 2012 an höchstens noch 120 g CO2 je km in die Luft blasen dürfen. „Leicht elektrisch“, brachte Edag-Chef Jörg Ohlsen die neue Branchenkenngröße auf einen kurzen Nenner. Beim Feilschen um jedes Gramm sehen sich auch die Zulieferer in der Pflicht. Jede Komponente – von Kabeln über Sitze bis hin zu Batterien und Karosseriestrukturen – bietet reichlich Potenzial, um Masse und Gewicht und damit den CO2-Ausstoß zu senken. Dass die Zulieferer gewillt sind, der Dynamik des Marktumfelds nicht nur zu folgen, sondern auch vorauszueilen, zeigten sie eindrucksvoll auf der IAA. Viele propagieren ihre Zukunftsfähigkeit, indem sie den OEM Prozesse anbieten, die den wirtschaftlichen Leichtbau vorantreiben. Dieser ist aber nicht der Elektromobilität allein geschuldet, sondern gilt als Königsdisziplin der Autoindustrie. Nur dass sich diese nicht mehr auf den Karosseriebau allein bezieht, sondern jetzt bis zu den Materialien des Dachhimmels reicht.
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