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Kraft-Wärme-Kopplung auf dem Vormarsch

Flexible Blockheizkraftwerke flankieren Umbau des Energiesystems
Kraft-Wärme-Kopplung auf dem Vormarsch

Kleine Blockheizkraftwerke (BHKW) weisen angesichts des zunehmenden Ausbaus erneuerbarer Energien (Wind- und Solarstrom) darauf hin, dass bei entsprechenden Regelstrategien eine Vielzahl kleiner Anlagen zur Verbesserung der Stabilität des öffentlichen Stromnetzes beitragen kann.

Der Ausbau der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung, also der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) kann in der Industrie, in Gebäuden und in Wärmenetzen mit entscheidend dazu beitragen, die Stromversorgung bei dem beschleunigten Ausstieg aus der Atomkraft zu sichern und eine Stromlücke zu vermeiden. Darauf wies angesichts der anstehenden Neuausrichtung des Energiesystems jüngst der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) hin. Da die KWK sowohl fossile als auch erneuerbare Brennstoffe mit maximaler Effizienz nutze, stelle sie das ideale Bindeglied für den Übergang in eine regenerative Energiezukunft dar, betonte der Verband. Dies gelte umso mehr, als KWK in modernen Hightech-Anlagen auf Basis von Motoren und Gasturbinen sehr flexibel in wenigen Minuten hochgefahren oder gedrosselt werden können und sich so optimal mit der zunehmenden wetterabhängigen Stromerzeugung aus Wind und Sonne ergänze.

Einspeiseleistung aus PV verschärft Grundprobleme
Mit Hilfe von Warmwasserspeichern könne die Wärme auch zeitlich versetzt genutzt werden, wenn in Zeiten von hohem Strombedarf nicht genug Wärme benötigt werde. Bei dieser intelligenten Verzahnung von nicht regelbarer Wind- und Solarstromproduktion mit regelbarer Erzeugung aus Brennstoffen müsse nur ein geringer Teil des Stroms außerhalb der Heizperiode unter Verzicht auf eine gekoppelte Wärmeerzeugung produziert werden.
Die Potenziale für eine hocheffiziente dezentrale Stromerzeugung in KWK seien riesig und bei weitem noch nicht ausgeschöpft, unterstrich der Verband. Schon 2005 sei eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass fast 60 % des Stroms in Deutschland wirtschaftlich in KWK produziert werden kann. Voraussetzung wäre nach Meinung des B.KWK eine klare Aussage der Politik, dass es bei dem 2007 in Meseberg beschlossenen Ziel einer Verdopplung des Anteils der KWK an der Stromerzeugung bleibt. Angesichts der Dringlichkeit, die der Umbau des deutschen Energiesystems gewonnen hat, sollte die Energiepolitik das eingeleitete Monitoring des KWK-Gesetzes nutzen, um Maßnahmen für einen forcierten Zubau von KWK-Anlagen zu entwickeln und rasch umzusetzen. Die Entscheider in der Industrie, in der Energiewirtschaft und im übrigen Wärmemarkt bräuchten klare und langfristig verlässliche Signale und Anreize.
„Die aktuellen Ereignisse in Japan zeigen mehr als deutlich auf, dass Kosten- und Energieeffizienz in der Energieversorgung gepaart sein muss mit sicherer Beherrschung von fortschrittlichen Technologien“, unterstrich auch Dr. Jobst Klien, Vorstandsvorsitzender des Esco Forum im ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie). Klien (im Hauptberuf Sprecher der Geschäftsführung von Hochtief Energy Management) erinnerte daran, dass sich die Mitglieder des Esco Forum (eine Plattform von Contracting-Anbietern, sprich Contractoren bzw. Energiedienstleistern) im vergangenen Jahr auf gemeinsame Qualitätsleitlinien geeinigt haben. Grundlage sei die DIN EN 16001 „Energiemanagementsysteme“. „Die Kernbotschaften sind, dass wir nachhaltiges Wirtschaften mit seinen Wechselwirkungen von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten als Teil unserer Verantwortung für die Zukunft sehen. In der Konsequenz ist unser Handeln auf eine ständige Verbesserung von Qualität, Prozessen sowie Ressourceneinsatz und auf Kostensenkung ausgerichtet.“
Von dieser Initiative des „Contracting mit Gütesiegel“ erwartet Klien ein starkes Signal in Richtung Politik und Markt. „Denn das Energiekonzept der Bundesregierung setzt neue Maßstäbe durch die Forderung, dass Steuervergünstigungen zukünftig an konkrete Gegenleistungen der Industrie geknüpft sein müssen.“
Steuervergünstigungen nur noch 2012 genehmigt
Hintergrund ist die Tatsache, dass die EU-Kommission die Steuervergünstigungen der deutschen Wirtschaft im Rahmen der Öko-Steuer nur bis zum 31.12.2012 genehmigt hat. So wurde angekündigt, dass für den ab 2013 im Haushaltsbegleitgesetz zu beschließenden Spitzenausgleich im Rahmen der Energie- und Stromsteuer die Voraussetzung gilt, dass durch die Betriebe ein Nachweis der Energieeinsparung erbracht wird. Dieser Nachweis könne nun beispielsweise durch die zertifizierte Protokollierung in Energiemanagementsystemen erfolgen.
Die Ankündigung der Bundesregierung, den Markt für Energiedienstleistungen konsequent zu entwickeln und zu fördern, nahm Klien zum Anlass, noch einmal nachdrücklich Taten der Politik einzufordern. „Dies ist notwendig, da beispielsweise gerade der Markt für energieeffiziente Wärmeversorgungen in der Wohnungswirtschaft, der über ein beträchtliches Effizienzpotenzial verfügt, aufgrund fehlender politischer Rahmenbedingungen stagniert. Die Hängepartie um die Änderung der rechtlichen Voraussetzungen, unter denen Contracting ermöglicht wird, dauert entschieden zu lang.“
Ein neues Geschäftsfeld für Energiedienstleistungen ergebe sich in der Bereitstellung von Regelenergie. „Der beinahe explosionsartige Zuwachs von volatiler Einspeiseleistung aus Photovoltaik hat die Grundprobleme der Integration der erneuerbaren Energien in die deutschen Stromnetze weiter verschärft“, so Klien. Das Smart Grid zum Ausgleich von Stromverbrauch und Erzeugungsleistung stecke noch in den Anfängen. Doch könnten sich Contractoren künftig verstärkt in den Regelenergiemarkt einbringen, wenn das Eckpunktepapier der Bundesnetzagentur umgesetzt würde.
Durch die beabsichtigte Absenkung der Angebotsscheiben für die Minutenreserve von 15 MW auf 5 MW könnte eine Vielzahl von industriellen Anlagen in Contracting-Projekten an diesem Markt teilnehmen. Klien: „Minutenregelleistung ist innerhalb von 15 Minuten zu erbringen und das jederzeit.“ Der gegenwärtige Abruf von Minutenreserve über telefonische Kontaktaufnahme der Übertragungsnetzbetreiber mit den Anbietern stoße in der Praxis mittlerweile an seine Grenzen. Das neue Konzept einer automatischen Aktivierung über eine elektronische Schnittstelle komme den Contractoren entgegen, da diese bereits heute eine Vielzahl von kleineren Erzeugungseinheiten im Rahmen ihres Anlagenmanagements auf elektronischem Wege zu Anlagen-Pools bündeln.
Das Potenzial an Erzeugungsleistung in Contracting-Projekten für die dezentrale Erbringung von Minutenreserveleistung sei erheblich, erklärte Klien. Allein im Bestand der Mitgliedsunternehmen des Esco Forum wäre davon eine installierte Erzeugungsleistung von rund 260 MW betroffen, die ganz überwiegend in KWK erstellt wurde. Dieses theoretische Potenzial stünde etwa zur Hälfte für die Bereitstellung von Minutenreserve zur Verfügung. „Wir verstehen den Einsatz einer Vielzahl kleinerer, in der Stromnetzinfrastruktur verteilter Erzeugungsanlagen als Beitrag zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität und der Versorgungssicherheit der öffentlichen Stromnetze.“
Robert Donnerbauer Fachjournalist, Frankenberg
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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