Endlich steht es vor einem: das saftige Steak, auf dem die Kräuterbutter langsam zerrinnt, die riesige rotglänzende Portion Spaghetti – getreu dem Originalrezept der Mamma – oder der hippe Veggi-Couscous-Burger. Den ganzen Tag ließ einem die Vorstellung das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch bevor es endlich ans Verspeisen geht, wird erst einmal das Smartphone gezückt und es heißt: Ich schieß‘ noch schnell ein Foto für Instagram. Nervig? Ja. Dabei hat eine Studie des US-Magazins „Journal of Consumer Marketing“ ergeben, dass wir unser Essen als leckerer empfinden, wenn wir es vorab fotografieren. Unter dem Hashtag „foodporn“ finden sich mittlerweile mehr als 120 Mrd. Bilder. Das einfache #essen kommt nur auf rund 2 Mrd. Fotos. Der Knips-Hype stellt aber auch eine Form von Selbstinszenierung dar, denn das Essen spiegelt den Lifestyle wider. In Berlin kursieren sogar Gerüchte über Listen zu Food-Porn-tauglichen Restaurants – hier wird das Essen am besten in Szene gesetzt. Der Geschmack ist da manchmal zweitrangig: bunt, detailreich und ausgefallen muss es sein, und passend für das Bildformat. Ideal, wenn man dann noch einen neuen Essenstrend aufschnappt. Im Big Apple etwa hat eine Bäckerei mal wieder Neues kreiert: den Spaghetti-Donut. Dafür werden Nudeln mit Eiern und Käse in Form des runden Gebäcks in einer Pfanne vermengt. Besonders schmeckt der kompakte Krapfen laut Testern nicht, vor allem aber steht er dem richtigen Donut in puncto Instagrammabilität nach: Bunter dürfte er schon sein. (nu)
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