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„2004 werden China und USA wichtigste Märkte“

Andrea Riello sieht positive Konjunktursignale zur Emo
„2004 werden China und USA wichtigste Märkte“

Zur Emo in Mailand wartet die Branche auf eine Belebung der Konjunktur. Andrea Riello, Präsident des italienischen Werkzeugmaschinenverbandes Ucimu, äußert sich zur Entwicklung der Emo und der weltweiten Marktsituation.

Das Gespräch führte Chefredakteur Dr. Rolf Langbein rolf.langbein@konradin.de

Herr Dr. Riello, seit 1979 kommt die Emo alle acht Jahre nach Mailand. Bisher war das immer ein Zeitpunkt eines beginnenden konjunkturellen Aufschwungs nach einem wirtschaftlichen Tiefgang. Könnte das auch in diesem Jahr wieder der Fall sein?
Im letzten Jahr anlässlich der Bimu in Mailand bin ich von den Werkzeugmaschinenbauern hart kritisiert worden. Zu der Zeit hatte keiner der wirtschaftlichen und technischen Indikatoren auf eine Wiederbelebung der Nachfrage hingedeutet. Damals hatte ich gesagt, man müsse Kraft und Atem haben, um noch ein Jahr zu überbrücken. Mein Vorschlag war, nicht auf die Konjunktur zu warten, sondern das Jahr zu nutzen, die Unternehmen neu zu organisieren und die Produkte weiterzuentwickeln. Und ich hatte weiter vorgeschlagen, die Verkaufsaktivitäten dort zu konzentrieren, wo ein Wachstum der Märkte zu erwarten war, wie in China.
Und wie werden Sie die Situation anlässlich der Emo darstellen?
Auf der nächsten Emo werde ich sagen können, dass sich die Konjunktur wieder belebt. Nicht überall in der Welt, aber in den USA hat man begonnen, wieder zu investieren. Das wird positive Auswirkungen in Europa und vor allen Dingen in Deutschland haben. Schon in den ersten Monaten 2004 wird sich das zeigen. Die USA und China werden die wichtigsten Märkte des Jahres 2004 sein. Und Europa wird gegen Ende 2004 wieder interessant werden.
1995 kamen 145 000 Besucher aus 101 Ländern zur Emo nach Mailand. Für dieses Jahr erwarten Sie 200 000. Worauf stützen sich solche Erwartungen und woher nehmen Sie diesen Optimismus?
In der Vergangenheit hatten die Messen eine ziemlich konstante Besucherzahl pro Quadratmeter. Die nächste Emo wird etwa sieben Prozent mehr Aussteller haben als die vor acht Jahren mit einem Zuwachs der Ausstellungsfläche von 25 Prozent. Und die Besucher werden zu einem großen Prozentsatz von den Ausstellern eingeladen. Aus diesen Gründen erwarten wir die genannte Anzahl an Besuchern.
In Deutschland waren in den letzten Monaten die Besucherzahlen der meisten Messen rückläufig. Ist damit nicht auch für die Emo zu rechnen?
Wir hatten bei den letzten Veranstaltungen der Emo keinen Rückgang zu verzeichnen. Und das, obwohl einen Tag vor der Emo in Hannover die Ereignisse des 11. September stattfanden. Ich gehe davon aus, dass die Emo für den Investitionsgüterbereich eine große Anziehungskraft auf die Besucher ausüben wird.
Welche Bedeutung hat die Emo in Mailand für den italienischen Werkzeugmaschinenbau?
Eine gleich hohe Bedeutung wie die Emo in Deutschland für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie. Wenn die Emo in Italien stattfindet, haben wir mehr als 600 italienische Aussteller. Findet die Emo in Hannover oder Paris statt, haben wir etwa 300 italienische Aussteller. Das heißt, dass wir in Mailand über 300 Unternehmen mehr die Möglichkeit geben, sich einem internationalen Publikum zu präsentieren. Und das alle acht Jahre.
Deutschland ist im letzten Jahr das größte Abnehmerland italienischer Werkzeugmaschinen gewesen. 1995 waren aber nur 13 000 deutsche Besucher auf der Emo in Mailand. Erwarten Sie in diesem Jahr mehr Besucher aus Deutschland?
Ich weiß nicht, ob 13 000 Besucher wenig sind. Wenn Deutschland auch der größte Exportmarkt für Italien ist, so ist der Anteil der Italiener am Verbrauch in Deutschland doch sehr gering. Das bedeutet, dass die Deutschen nie besonders interessiert waren an italienischen Werkzeugmaschinen. Dagegen sind sie sehr an italienischen Kunden interessiert. Die Schweizer produzieren wertmäßig nur etwa die Hälfte dessen, was in Italien produziert wird. Die Marktquote der Schweizer in Deutschland ist aber 13 Prozent und die Marktquote Italiens fünf Prozent.
Im vergangenen Jahr sind die Exporte der italienischen Hersteller in den nord- und südamerikanischen Markt stark zurückgegangen. Nach China, Polen und Finnland hingegen konnten sie deutlich gesteigert werden. Was sind die Gründe für diese Verlagerung?
In Finnland war die Ausgangsbasis sehr niedrig. Und wenn Finnpower wächst, steigen die Exporte nach Finnland. Polen dagegen ist wohl eines der Länder aus dem früheren Ostblock, das sich, zusammen mit Rumänien, am schnellsten entwickelt. Allerdings sollte man dabei eines berücksichtigen: Investitionen, die heute in Polen entschieden werden, fallen eigentlich nicht in Polen, sondern in Deutschland oder in anderen Ländern.
Was Südamerika betrifft, so gab es zum einen die große Krise in Argentinien. Zum anderen ist Brasilien immer sehr instabil. Dort geht es entweder sehr gut oder sehr schlecht.
Bezüglich China muss man eine andere Betrachtung anstellen. Ein gewisser Teil der jetzigen Investitionen wäre noch vor einigen Jahren in westlichen Ländern getätigt worden. Sicher ist, dass ein gewisser Teil der Produktionskapazität der Welt von den westlichen Ländern in die asiatischen Länder verlagert wird. Und derzeit erfährt dieses Phänomen eine gewisse Beschleunigung.
Was haben wir von den italienischen Werkzeugmaschinenherstellern an technisch Neuem auf der Emo zu erwarten?
Noch bis vor kurzem repräsentierte die Emo auch den Zyklus von technologischen Innovationen im Werkzeugmaschinenbau. Heute vertreten die großen Unternehmen eine Politik der kontinuierlichen Innovation. Es ist also schwieriger, auf jeder Emo einen technologischen Sprung zu sehen. Was man sich anschauen sollte, das sind die kleinen und mittleren Firmen, die noch einen Innovationszyklus von zwei Jahren haben und die einige interessante Innovationen bringen könnten.
Wohin geht Ihrer Ansicht nach der Trend im Werkzeugmaschinenbau?
In den nächsten zehn Jahren wird die Komplexität der Produktionsmittel nicht mehr so rasant wie bisher wachsen. Sie wird zunehmend kompensiert durch eine einfachere Bedienbarkeit mit Hilfe der Elektronik. Auch wird das Kompetenzniveau derjenigen, die die Maschinen bedienen sollen, um rund 50 Prozent zurückgehen. Das ist eine Frage der Ausbildung, mit der sich Italiener und Deutsche, aber auch alle anderen in Europa zu befassen haben. Die jungen Leute wollen immer weniger in Fabriken arbeiten. Deshalb müssen die Hersteller Maschinen entwickeln, die leichter zu bedienen sind. Andererseits müssen die Maschinen noch genauer werden.
In den Jahren zwischen den Emo-Veranstaltungen nehmen die Messen für Werkzeugmaschinen ständig zu. Genau das wollten die Statuten des Cecimo im Emo-Jahr verhindern. Wird Brüssel den Antrag auf Verlängerung der jetzt auslaufenden Statuten positiv bescheiden?
Diese Statuten wird es auch weiterhin geben. Die EU kann sie nicht ablehnen, denn sie sind von einer europäischen Organisation eingereicht worden. Schließlich muss die EU die Interessen der europäischen Hersteller wahrnehmen. Cecimo als europäische Organisation vertritt die Interessen der europäischen Hersteller. Und deren Interesse ist es, mindesten alle zwei Jahre eine große internationale Messe zu haben. Ich meine wirklich international, weil alle anderen Messen nationale Messen sind.
Was halten Sie von dem Vorschlag, den der VDW vertritt, die Emo nur noch alle zwei Jahre in Hannover stattfinden zu lassen?
Die Emo ist eine Messe des Cecimo. Und der VDW als Mitglied von Cecimo kann anfragen, was er will. Er kann auch alle Messen organisieren, die er wünscht. Die Emo allerdings ist eine Messe der europäischen Hersteller von Werkzeugmaschinen. Und daher ist es nicht denkbar, dass diese europäische Messe nur in einem Land organisiert wird.
Wäre ein anderer Rhythmus als der bisherige denn denkbar?
Die Traditionen zu ändern ist immer sehr schwierig. Um das tun zu können, braucht man viel Willen. Die Italiener sind sehr offen für Neuheiten. Es ist aber viel einfacher, alles so zu lassen, wie es ist.
25 % mehr Aussteller ziehen deutlich mehr Besucher an
Produktionskapazität aus westlichen Ländern nach Asien verlagert Komplexität durch einfachere Bedienbarkeit kompensiert
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