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2010 liest der Trucker am Steuer Zeitung

Telematik entlastet Verkehrsströme und Fahrer
2010 liest der Trucker am Steuer Zeitung

Speditionen nutzen satelliten- und internetgestütztes Flottenmanagement schon heute; aber die Möglichkeiten der Telematik sind längst nicht ausgeschöpft. Sie wird den Verkehr umkrempeln sowie der Logistikbranche hohe Zuwachsraten bescheren. Und in zehn Jahren werden sich Lkw- wie Pkw-Fahrer vermutlich auf ganz andere Dinge als auf das Fahren konzentrieren können.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Preuß

Der Lkw hält in der Zwischenzeit die Spur auch ohne den Fahrer, wird gelenkt durch die globale Satellitennavigation GPS und den Bordrechner. Jürgens Arbeitsplatz ist heute, im Jahr 2010, viel humaner als noch zur Jahrtausendwende. Da gab es zwar schon Tempomaten, aber mit ihnen war die Fahrt langweilig.
Als Trucker Jürgen noch in Deutschland arbeitete, konnte er auf der Autobahn gelegentlich Pkw-Fahrer ärgern und seine Kollegen auf der linken Spur überholen. 10 km Parallelfahrt waren sein Rekord. Nur ein kurzer Kick allerdings im stressigen Alltag. Doch dann kam dieser Urlaub 2003 in den USA, und innerhalb von wenigen Tagen stand seine Entscheidung fest: nie mehr deutsche Autobahnen.
Jetzt fährt Jürgen auf den Highways zwischen Los Angeles und Salt Lake City, San Francisco und Dallas hin und her. Überholen kann er niemanden, weil die Straßen – außer in der Nähe der Städte – frei sind. Zudem entscheidet der Computer über Geschwindigkeit, Strecke und Spur. Langweilig wird’s Jürgen trotzdem nicht, dafür sorgt die Technik – und seine Frau, die an seiner Seite mitfährt. Sie haben Zeit zu plaudern, Karten zu spielen, gelegentlich Fotos zu machen, E-Mails zu checken oder die Zeitung zu lesen. Nur beim Ein- und Ausladen müssen sie noch zupacken. Und wenn sich die Leitstelle meldet.
Bei der nämlich läuft alles zusammen: Der Bordrechner registriert unzählige Messwerte des Lkw – aus dem Motorraum, von den Rädern, selbst aus der Fahrerkabine und natürlich aus dem Laderaum, der gerade 150 t Erdbeeren beinhaltet. Die sollen gut gekühlt in Utah ankommen. Steigt die Temperatur beispielsweise über den zulässigen Grenzwert, blinkt auf dem Bildschirm des Disponenten im viele hundert Kilometer entfernten Los Angeles eine Warnanzeige. Der Computer sagt ihm auch sofort, ob sich der Fehler per Teleservice beheben lässt. Wenn ja, bekäme Jürgen von alldem gar nichts mit.
Ist aber die Verriegelung des Containers aufgegangen oder ein Reifen geplatzt, muss er noch selbst Hand anlegen. Die Meldung erscheint auch bei ihm auf dem Bildschirm – wahlweise dort, wo früher das Radio war, oder groß auf der Windschutzscheibe. Auch wenn der Bordrechner feststellt, dass der Motor Öl verliert und das Leck nicht aus der Ferne abgedichtet werden kann, ist Jürgen gefragt. Kann er selbst Abhilfe schaffen, meldet er das der Leitstelle. Andernfalls plant diese den nächsten Besuch in einer Werkstatt ein und gibt dem Fahrer die neue Route bekannt, damit der sich an der nächsten Kreuzung nicht wundert, warum sein Truck auf einmal rechts abbiegt statt geradeaus zu fahren.
Die Telematik hat 2010 den gesamten Güterverkehr, ja die gesamte Logistik umgekrempelt. Das fing schon Ende des 20. Jahrhunderts an, als beispielsweise Kunden von Speditionen übers Internet verfolgen konnten, wo sich ihre Sendung gerade befand. Und es ging weiter mit dem intelligenten Flottenmanagement, wie es beispielsweise die Hamburger Stratex Transporte betreiben.
Fahrer und Fahrzeuge werden bedarfsgerecht eingesetzt
1999 begann das Unternehmen, mit drei Systempartnern ein Telematik-Pilotprojekt umzusetzen: Stratex1 als Anwender, daneben der Berliner Telematikdienstleister Gedas Telematics2 GmbH, die Hildesheimer Blaupunkt3 Werke GmbH sowie die Mannesmann Mobilfunk4 GmbH aus Düsseldorf. Erst das Zusammenwirken der drei Komponenten dieser Unternehmen – die Hardware von Blaupunkt, die Systemsoftware von Gedas sowie das D2-Mobilfunknetz von Mannesmann für die Datenübertragung – machte das intelligente Flottenmanagement möglich.
Blaupunkt beispielsweise lieferte die Hardware für die Fahrzeuge: den Fleet-Commander GPS 148. Das Gerät war zugleich RDS-Radio, GPS-Empfänger für die Satellitenortung, Rechnerplattform für Datenkommunikation sowie Telefon für das GSM-Mobilfunknetz mit speziellen, auf Fuhrparks und Speditionen zugeschnittenen Telematik-Funktionen. Die gesamte Technik passte in den normalen Radioeinbauschacht. Ganz ähnlich sieht auch das Gerät aus, das Jürgen im Jahr 2010 in den USA begleitet.
Doch was Jürgen heute, 2010, entlastet, interessierte Stratex zehn Jahre zuvor nur am Rande. Spezialisiert hatte sich das Unternehmen nämlich auf zeitkritische Transporte für die mittelständische Industrie. „Wenn irgendwo eine Palette stehen geblieben ist, die noch dringend befördert werden muss, sind Sie bei uns richtig“, sagte Rainer Wasielke damals, Geschäftsführer und Inhaber des Hamburger Unternehmens. Und versicherte, dass „in 40 Prozent der Fälle einer unserer Lkw binnen zehn Minuten beim Auftraggeber“ wäre. Deutschlandweit. Weitere 35 % erreichten den Kunden in einer halben Stunde. Wichtig war das, weil dieser die Qualität der Dienstleistung nach der Schnelligkeit des eingetroffenen Lkw beurteilte, wie der Stratex-Inhaber schon 2000 wusste.
Deshalb setzte der Logistikdienstleister als eines der ersten Kurierunternehmen in Europa auf den umfassenden Einsatz eines satelliten- und internetgestützten Flottenmanagements. Nach und nach wurden alle 2000 Lkw der beteiligten Subunternehmen mit Telematiksystemen ausgerüstet und an die Dispositionszentrale von Stratex angeschlossen. Hier gingen die Aufträge ein, und auf einer digitalen Deutschlandkarte suchte ein Disponent ein freies Fahrzeug. Auf einer großen Wand wurden alle angezeigt. Grün, wenn sie frei waren, rot, wenn sie belegt waren. Der nächste freie Wagen erhielt den Auftrag. Das Fahrzeug wurde auf dem Bildschirm einfach per Mausklick auf den Auftrag gezogen, und schon war die Zuordnung eindeutig.
„Die Vorteile“, erklärte Wasielke, „sind ganz klar: Fahrer und Fahrzeuge werden bedarfsgerecht eingesetzt, die Betriebskosten sinken.“ Und die kurzen Reaktionszeiten auf veränderte Auftragsbedingungen sorgten schon anno 2000 für eine schnelle Präsenz beim Kunden. Dass 2010 nicht nur die Kunden, sondern auch die Fahrer von der Telematik profitieren würden, hat Wasielke damals nur geahnt. Aber dass Jürgen 2010 in den USA Truck fahren würde, davon hat er 2001 nicht einmal geträumt.
www.adressbox
www.stratex-transporte.de
www.gedas-telematics.de/
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