Lapp will mit dem Systemgeschäft zehn Prozent des Gesamtumsatzes erzielen. Wo stehen Sie heute?
Wir haben uns ehrgeizige Umsatzziele gesetzt. Um das zu erreichen, haben wir eine Strategie entwickelt, in der der Ausbau des Systemgeschäfts ein substanzieller Baustein ist. Heute entfallen rund sechs Prozent unseres Gesamtumsatzes auf das Konfektionsgeschäft. Einzelne Landesgesellschaften wie Lapp Italien stehen bereits bei über zehn Prozent, andere wiederum müssen den Umsatz mit Systemen in vier Jahren vervierfachen. Das bedeutet eine große Kraftanstrengung für einige Landesgesellschaften.
Das Systemgeschäft mit höherer Wertschöpfung ist also ein Muss für Lapp?
Der Komponentenmarkt ist extrem diversifiziert und uns sind im Markt Grenzen gesetzt. Ganz unten über den Preis angreifen wollen und können wir nicht. Wer, wie die Lapp Gruppe, auf Top-Qualität gepolt ist mit entsprechenden Produktions- und Test-Anlagen sowie entsprechender Kupferqualität, kann nicht als Low-Cost-Anbieter auftreten. Deshalb ist das Systemgeschäft extrem wichtig für die Zukunft des Unternehmens. Von mir aus könnte der Anteil auch bei 50 Prozent liegen. Aber das wäre unrealistisch, jedenfalls für den Zeitrahmen bis 2020.
Welche Strategie verfolgen Sie dabei?
Mit seiner Kompetenz aus den Komponenten und dem Wissen über Applikationen bietet Lapp Systeme, die Kunden wie beispielsweise Emag enorme Vorteile verschaffen. Es rechnet sich für einen Anwender nicht mehr, solche Systeme selbst zu konfektionieren oder die Konfektionierung an Lohndienstleister zu vergeben.
Trennt sich ein Maschinenbauer ohne weiteres von seinem Haus- und Hof-Konfektionär?
Lapp war seit jeher stark im Maschinenbau. Die Branche schätzt die Qualität unserer Kabel, Steckverbinder, Durchführungen und weiterer Komponenten schon lange. Unser Ziel ist aber nicht, Konfektionäre zu verdrängen, zumal viele Maschinenbauer sehr langfristige Beziehungen zu Konfektionären haben. Da sind die Wechselbarrieren sehr hoch. Vielmehr sehen wir neue Potenziale, weil der Bedarf an Konfektionen wächst. Wir sehen dort Chancen, wo Maschinenbauer beispielsweise selbst konfektionieren, aber auf Grund der immer komplexeren Anforderungen das Geschäft outscourcen wollen und dafür einen Partner suchen, der dieses Systemgeschäft beherrscht und weltweit aufgestellt ist. Des Weiteren wollen wir mehr Dynamik in Segmenten entwickeln, in denen wir noch nicht so bekannt sind.
Woran denken Sie dabei?
Es gibt viele spannende Wachstumssegmente wie die Lebensmittelindustrie, die Robotik oder die Bahntechnik. Wir wollen die Kunden gewinnen, wo die Konfektionsanforderungen möglichst komplex sind, egal ob die Kunden groß oder klein sind. Komplexe und zuverlässige Systemlösungen, weltweit gleiche Qualität und Verfügbarkeit – das sind unsere Stärken.
Wie gehen Sie bei der Auswahl eines Antriebsstandards vor?
Im Wesentlichen sind das zwei Kriterien. Erstens überprüfen wir, welche Standards unsere bestehenden Kunden brauchen und zweitens welche Standards technisch interessant und zukunftsfähig sind. Derzeit haben wir ja acht Antriebsstandards definiert, die wir in den nächsten eineinhalb Jahren auf den Markt bringen wollen – vom Siemens-Standard, der bereits serienmäßig produziert wird, über SEW-Eurodrive, Rockwell und Bosch Rexroth bis zu B+R, Beckhoff, Lenze und Fanuc. (dk)
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