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Alternative zur täglichen Rückwärtsfahrt

Drehkabinenstapler: Arbeitsalltag der Fahrer dreht sich um 180°
Alternative zur täglichen Rückwärtsfahrt

Bei FiberMark Gessner ist seit einigen Monaten der Drehkabinenstapler EFG D30 von Jungheinrich im Einsatz. Für die Fahrer des Spezialpapierherstellers hat eine neue Ära begonnen: Sie müssen nie mehr rückwärts fahren.

Als Max Heinrich den Drehkabinenstapler EFG D30 auf einer Messe entdeckte, war ihm sofort klar: Das Gerät ist exakt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Denn der Leiter Hofverladung der Firma FiberMark Gessner im oberbayerischen Bruckmühl, einem Hersteller von Spezialpapier, hat Tag für Tag mit derselben Situation zu kämpfen. Wegen der bis zu 1,65 m hohen Papierrollen hat der Fahrer selbst mit abgesenkter Ladung und trotz Panorama-Hubgerüste keine ausreichende Sicht nach vorn. „Unsere Fahrer waren gezwungen, längere Strecken rückwärts zu fahren“, so Heinrich.

Das bedeutet auf Dauer nicht nur ein gesundheitliches Risiko für den Fahrer (siehe auch Kasten). Hinzu kommt ein rechtliches Problem, denn die Berufsgenossenschaften haben es eindeutig formuliert: „Muss mit Frontgabelstaplern ausnahmsweise eine große Last, die die Sicht auf die Fahrbahn versperrt, aufgenommen und bewegt werden, soll der Fahrer hierbei rückwärts fahren.“ Weiter heißt es in der BGV D27 zu § 12, Abs. 1: „Häufiges Rückwärtsfahren ist zu vermeiden, da hierbei die Wirbelsäule des Fahrers durch Verdrehung – insbesondere in Verbindung mit Vibrationen – übermäßig belastet wird.“ Im Klartext: Ist dem Fahrer nach vorn die Sicht versperrt, dann soll er rückwärts fahren – nur sollen darf er nicht.
Die Problematik ist keineswegs auf die Papierindustrie beschränkt. Der allgemeine Trend geht zunehmend in Richtung Mehrfachpalettentransport und seitlicher Lkw-Entladung mit einer Lastaufnahme von bis zu vier Paletten oder Gitterboxen. Dem Fahrer ist dabei mehr und mehr die Sicht nach vorn versperrt. Insbesondere große Unternehmen waren in der Vergangenheit auf Jungheinrich zugekommen, um gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmen nach Lösungen zu suchen (siehe auch Kasten).
Das Drehkabinenfahrzeug passt gut in das Konzept von FiberMark Gessner. Da die Papierrollen, die die Bruckmühler herstellen, bis zu 2300 kg wiegen, mussten die bisher im Lager eingesetzten Jungheinrich-Gabelstapler mit einer Tragkraft 2000 kg ohnehin ersetzt werden. „Vor diesem Hintergrund haben wir mit Jungheinrich mehrere Tests mit dem Drehkabinenstapler vereinbart“, so Heinrich.
Auf dem Testgelände im Jungheinrich-Werk in Moosburg wurden verschiedene Parcours aufgebaut. Heinrich nahm aus jeder Schicht einen Staplerfahrer mit, denn die Mitarbeiter sollten in die Entscheidung mit einbezogen werden. Deren Votum fiel einstimmig aus. Selbst auf der schwierigen Slalomstrecke, die mit der feinfühligen Lenkung gut zu meistern war, kamen alle Fahrer auf Anhieb mit dem Jungheinrich-Modell zurecht. „Unsere Mitarbeiter waren von der Technik beeindruckt“, weiß Heinrich.
Der Fahrer kann die komplette Kabine auf Knopfdruck um bis zu 180° drehen. Im Arbeitsalltag bei FiberMark sieht das so aus: Der Fahrer fährt wie gewohnt vorwärts an die aufzunehmende Last heran, dreht mit dem so genannten Multi-Pilot die Kabine und damit den kompletten Arbeitsplatz um 180°. Jetzt kann er entspannt und sicher mit der großen Last im Rücken in Gegenrichtung und vorwärts zum Bestimmungsort fahren.
Der Fahrer kann wählen, wie weit er die Kabine dreht. Insbesondere bei kurzen Strecken bietet sich eine 90°-Drehung an. Der Fahrer sitzt dann wie in einem Schubmaststapler. Die Kabine kann auch während der Fahrt gedreht werden. Erst bei Drehungen über 90° hinaus muss das Fahrzeug stehen, da sich an diesem Punkt die Fahrtrichtung und der Lenksinn automatisch ändern.
Obgleich sich die Kabine des EFG D30 stufenlos drehen lässt, bieten sich bestimmte Winkel an. Neben einer 180°- und 90°-Wende ist für den Fahrer bei FiberMark die 45°-Stellung interessant. Auf Grund der Kabinengestaltung wird hierdurch für den Fahrer ein sicherer und komfortabler Auf- und Abstieg realisiert. Damit der Anwender die jeweilige Stellung nicht umständlich suchen muss, kann er über ein Memory-System den Winkel seiner Wahl automatisch einstellen lassen.
Hinsichtlich Antriebstechnik, Elektronik, Hydraulik und dem Hubgerüst hat sich der Hamburger Hersteller weitgehend an seiner 80-V-Elektroklasse orientiert. Die Fahrer bei FiberMark Gessner profitieren dabei von den Vorteilen der Drehstromtechnik, sprich hohe Umschlagleistung durch Fahrgeschwindigkeiten bis zu 20 km/h und Hubgeschwindigkeiten über 0,5 m/s. Auch die Fahrsicherheit wird bei dem Drehkabinenmodell groß geschrieben. Alle Geräte sind serienmäßig mit dem Sicherheitssystem CurveControl ausgerüstet, das bei Kurvenfahrten automatisch die Fahrgeschwindigkeit dem Lenkeinschlag anpasst.
Natürlich liegt der Drehkabinenstapler preislich in einer anderen Kategorie als ein Modell ohne Drehkabine mit ansonsten gleicher Tragkraft und Ausstattung. Bedenkt man jedoch, dass bei den Gesamtlebenskosten eines Staplers etwa 80 % auf den Menschen und demzufolge nur 20 % auf das eigentliche Gerät kommen, relativiert sich diese Spanne schnell. Bei FiberMark Gessner jedenfalls möchten die Mitarbeiter das Gerät nicht mehr missen. Laut Otto Blaga, Staplerfahrer bei dem Spezialpapierhersteller, fährt es sich mit dem Modell viel entspannter: „Wenn ich Feierabend mache, bin ich wesentlich frischer.“
Jürgen Warmbold Fachjournalist in Martfeld bei Bremen
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