„Was mit Medien“, antwortete mein Filius auf die Frage, was er nach seinem Abitur denn plane. Kürzlich hätte ich noch Luftsprünge vollführt, wenn ich erfahren hätte, dass der eigene Nachwuchs in meine Fußstapfen treten will. Aber jetzt, wo die Digitalisierung klassische Medien wie die Frankfurter Rundschau oder Financial Times Deutschland mit voller Wucht trifft? Die Aussage, dass ich ihm aber kein berufliches Vorbild wäre, rückte unser Verhältnis sofort wieder zurecht, hatte aber dennoch etwas Beruhigendes. Und ob ich wisse, was ein Retweet sei, konterte mein Sohn, den ich für gewöhnlich für sein Halbwissen rüge. Auf mein Zögern hin klärte er mich auf, es sei im Radio mega-angesagt, aus dem Internet vorzulesen. Genauer: im Online-Kurznachrichtenkanal Twitter abgesendete Meldungen, Tweets genannt, via Radio oder Fernsehen weiterzuverbreiten. Dass fast nur Vorleserinnen das Trend-Berufsbild prägen, könne ihn nicht davon abhalten, meinte er trotzig. Eine Frauenquote von 99 % bestehe kaum dauerhaft. Na, dann erhalten die als Twitter-Tussen diskreditierten Internet-Vorleserinnen wohl bald ihr männliches Pendant. Allerdings werden Twitter-Machos die Sendezeiten in Radio und Fernsehen weit überziehen. Thomas Gottschalk war gegen die Internet-Junkies ein Waisenknabe. Reschpekt? Nein, danke! dk
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