Der deutsche Werkzeugmaschinenbauer DMG wird japanisch (lesen Sie dazu auch Seite 23). Vorausgesetzt, die Aktionäre der Bielefelder DMG Mori Seiki AG nehmen das Angebot des gleichnamigen japanischen Partners an. Es liegt mit 27,50 Euro über dem höchsten Wert, den die Aktie bis zum Bekanntwerden der Übernahmeabsicht je erreicht hatte. Erst danach kletterte der Kurs infolge des Einstiegs eines US-Hedgefonds über 29 Euro. Im Verlauf des letzten Jahres lag er im Mittel bei etwa 23 Euro. Insofern kann ich Mori-Seiki-Chef Dr. Masahiko Mori durchaus verstehen, wenn er nicht höher bieten will. Er betont, es gehe darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern und nicht die Kassen einiger Spekulanten zu füllen. Für geplante Entwicklungsprojekte soll möglichst viel Kapital im Unternehmen bleiben.
Die bisherige Kooperation brachte beiden Partnern die bislang besten Geschäftszahlen und den Kunden innovative Neuheiten wie die Steuerungstechnologie Celos. Mori Seiki als Partner zu wählen, war aus Gildemeister-Sicht sicher klug. Dr. Mori gilt als einer jener japanischen Manager, die global denken und handeln. Und: Wer heute fragt, was aus der Kultur eines der innovativsten deutschen Werkzeugmaschinenbauers wird, der sei daran erinnert, wie es anderen deutschenTraditionshäusern erging, die von amerikanischen Investoren übernommen wurden.
Nachdem beide Maschinenbauer seit 2009 hinsichtlich Vertrieb und Service ohnehin immer enger zusammen rückten, dürfte sich für die Kunden nichts ändern. Auch die deutschen Standorte und das Personal sollen gesichert sein. Interessant wird, wie sich die Übernahme für die heimischen Zulieferer auswirkt. Mori Seiki hat eine hohe Fertigungstiefe. Möglich, dass die Japaner diese Philosophie übertragen und auch hier mehr selbst fertigen. •
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