Der Küchenhersteller Nobilia steigerte seine Produktion erheblich, ohne dabei die Lagerfläche zu vergrößern: Fördertechnik und Materialfluss wurden an die Bedürfnisse angepasst.
Heinz Kristen ist Geschäftsführer der Herrmann & Hieber & Co. GmbH in Denkendorf
Die Nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. aus Verl haben erkannt: Wer wächst, braucht Platz. Steigende Verkaufserfolge führten zu Engpässen in der Produktion und im Lager. Es fehlte der Raum, um Einzelteile so zu lagern, dass sie effizient kommissioniert und bereitgestellt werden konnten. Nobilia reagierte mit dem Bau eines Hochregallagers für Zulieferteile. Die Kommissionierung in dem bestehenden Gebäude musste dadurch neu geplant werden.
In dieser Situation wandte sich Nobilia an die Denkendorfer Herrmann + Hieber & Co. GmbH. Der Auftrag lautete: Kapazitätserhöhung durch Aufbau und Reorganisation eines automatisierten Lagerbereichs. Mit dem neu eingeführten System rationalisierte Nobilia schließlich die Kommissionierung und steigerte den Durchsatz.
Indem sich jetzt innerhalb der 5,7 m hohen Halle vier Paletten untereinander bereitstellen lassen, wird das vorhandene Platzangebot effizienter genutzt. Jede Palette ist 1 m hoch und bis zu 800 kg schwer. Ursprünglich dachte Nobilia daran, die Paletten mit einem Kanalfahrzeug-System zu transportieren. Herrmann + Hieber löste die Aufgabe jedoch mit einem System aus Umsetzer- und Verteilerfahrzeugen. Diese bilden eine Schnittstelle zwischen Hochregallager und Kommissionierbereich.
Die Denkendorfer Spezialisten für Fördersysteme für Paletten und schwere Lasten gestalteten den neuen Kommissionierbereich auf 160 m Länge mit 3760 Stellplätzen. Die Paletten befinden sich in einer frei stehenden Regalanlage. Die Plätze sind auf zwei Ebenen übereinander liegend angeordnet. Jede Ebene ist in zwei Etagen unterteilt. Eine Palette wird in ihrer Ebene über eine von 60 Kommissioniergassen erreicht.
Zwei Umsetzgeräte bewegen sich auf einem gemeinsamen Fahrschienensystem zwischen Kommissionierbereich und Hochregallager. Frequenzgeregelte Getriebemotoren treiben die Fahrzeuge direkt an. Computergesteuert werden die Umsetzer horizontal positioniert und die Informationen mit einer Datenlichtschranke übertragen.
Auf jedem Umsetzgerät fährt ein Verteilerfahrzeug mit. Die Verteiler können auf den Umsetzern und in den Kommissioniergassen bewegt werden. Dazu sind zwei Bodentraversen mit Rollen versehen und vertikale Schienen an der seitlichen Tragekonstruktion der Regale angebracht. Ein optisches Erfassungssystem positioniert horizontal, und Initiatoren stellen die Höhe ein. Umlagerungen innerhalb der Gassen sind auch ohne Rückfahrt zum Umsetzer möglich.
Der auf dem Umsetzgerät sitzende Verteiler übernimmt mit seiner Teleskopgabel eine Nachschubpalette aus dem Hochregallager. Jede Palette wird auf Befehl des Lagerverwaltungsrechners zum Eingangstor der angegebenen Kommissioniergasse gefahren. Mit einem Sensor positioniert sich der Umsetzer vor der Gasse und öffnet mechanisch die Gittertür. Dann fährt das Verteilerfahrzeug mit der Palette in den Kommissionierbereich. Am richtigen Stellplatz angelangt, wird die Palette in das Fach einlagert.
Die Mitarbeiter von Nobilia entnehmen die Küchenteile manuell aus dem Regal. Da sich Mensch und Fahrzeug gleichzeitig in der Gasse bewegen, war es nötig, den Bewegungsradius der automatischen Fahrzeuge abzusichern. Der Aktionsraum der Umsetzer wird mit Lichtschranken überwacht. An den Öffnungsbereichen der Gassen sind 120 Absicherungen installiert. Für den Personenschutz befinden sich weitere mitfahrende Absicherungen an den Verteilerfahrzeugen.
Pro Tag werden rund 1000 Küchen hergestellt. Die Frontartikel und Holzfronten gelangen mit dem System schneller zur Kommissionierabteilung und werden dort nach Bedarf gelagert. Mit dem innerbetrieblichen Materialfluss nach dem Just-in-time-Prinzip kann der Hersteller die Ausstattungswünsche der Kunden ohne lange Lieferfristen flexibel erfüllen.
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