Bestandsoptimierung | Vor Einführung der Software Add One für die gesamte Disposition waren bei Keller & Kalmbach die persönlichen Erfahrungswerte die Grundlage für die Prognose. Heute übernimmt die Software Add One die Planung. So konnten die die Rückstände halbiert werden. Manuell abgefertigt werden nur noch Spezialfälle.
Ludger Schuh Leiter Geschäftsbereich Inventory und Supply Chain, Inform GmbH, Aachen
Verbindungselemente, Schrauben und Muttern über Handwerkzeuge und Elektrowerkzeuge bis hin zu chemisch-technischen Produkten – die 500 Mitarbeiter bei Keller & Kalmbach kaufen, lagern, disponieren und versenden über 100 000 unterschiedliche C-Teile von der Zentrale in Unterschleißheim und anderen Niederlassungen. Zu den Kunden gehören die Branchen Automotive, Industrie, Bahn und Handwerk.
Jede Branche hat Ihre eigenen Anforderungen, was die Bestandsplanung erschwert. Das Handwerk beispielsweise möchte aufgrund schlecht planbaren Bedarf immer sehr schnell bedient werden. Die Bahnindustrie wiederum hat sehr hohe Anforderungen an die Dokumentation der Ware und fordert Prüfzeugnisse und eine Chargenrückverfolgbarkeit. Zudem sind internationale Lieferketten eine bedeutende Herausforderung für den Schraubengroßhändler, der viele Produkte aus dem Ausland bezieht. Aus Asien wird zum Beispiel ein großer Teil der Standard DIN- und Norm-Teile geliefert.
Die langen Lieferzeiten von einigen Monaten und unklare Liefertermine schränkten die Beschaffungsflexibilität ein. Das Resultat aus einer Artikelmenge in Millionenhöhe, dem schwankenden Bedarf der Kundschaft und die Schwierigkeiten internationaler Lieferketten war eine unnötige Bevorratung. Diese Überbestände banden Kapital und führten zu einer ineffizienten Lagerhaltung.
Daher suchte der Händler nach einer IT-Lösung, die Schwankungen im Bestellprozess abfedern konnte. Die Ziele waren eine Bestandssenkung, eine geringere Kapitalbindung und minimierte Rückstände. Die größte Herausforderung: Das Portfolio wächst jährlich um etwa 10 Prozent.
Das Management entschied sich für das System Add One von Inform. Der Implementierung ging ein Stammdaten-Pflegeprozess voraus. Dieses Vorgehen empfiehlt Ingomar Schubert, Leiter Supply Chain Management und damit für die Disposition und Überwachung der Lagersysteme, auch anderen Unternehmen: „Die Stammdatenpflege ist so wichtig, weil schlechte Daten zu schlechten Ergebnissen führen.“ Stammdaten enthalten wichtige Faktoren zur Optimierung wie Preise, Lagerkosten oder Mindestbestand. Auf Basis historischer Daten liefert das Add-on-System Prognosen, die in Formate wie Excel zu überführen sind. Die Auswertungs- und Planungsfunktion ist zusammen mit dem Selektionsmodul eine bedeutende Planungsgrundlage.
Mit dem Tool läuft die Bestandsplanung automatisiert nach einem festen Prozess ab: Zunächst werden die Vorschauzahlen der Kunden eingespielt – sind keine Zahlen vorhanden, wird die Prognose aus Vergangenheitswerten bestimmt. „Meistens ist die berechnete Prognose präziser als die Vorschauzahlen der Kunden“, erklärt der Leiter des Zentrallagers. Mathematische Algorithmen erstellen exakte Prognosen und liefern Bestellvorschläge für die Disponenten. Rund die Hälfte aller Artikel wird heute vollautomatisch bestellt.
Tool want frühzeitig vor langen Lieferverzögerungen
Ein zusätzliches Feature erleichtert die internationale Bestandsoptimierung: Kann eine Sendung zum Beispiel aus dem asiatischen Raum nicht oder nur mit großer zeitlicher Verzögerung versendet werden, erhält das Unternehmen eine Benachrichtigung, um frühzeitig alternative Versorgungswege via „Second Source“ über den europäischen Markt zu finden.
Im hochautomatisierten Lager in Hilpoltstein werden an über 100 000 Stellplätzen auf 35 000 Paletten nur noch Spezialfälle manuell abgefertigt. Durch die Software erreicht der Großhändler ein optimales Ergebnis. „Wir haben alle Ziele erreicht. Die Anzahl der Rückstände konnte halbiert werden. Der große Vorteil liegt darin, dass das Personal von Routinearbeiten entbunden wird und sich anspruchsvolleren Aufgaben widmen kann“, so Schubert. Auch konnte eine geringere Kapitalbindung erzielt werden.
Zudem ist der Bestand weniger gewachsen als der Umsatz. Heute erfolgt die Optimierung nur noch mit der Hälfte des Personals: Sechs Angestellte arbeiten in der Zentrale und disponieren täglich hunderte Tonnen. Bricht man die Leistung auf die einzelnen Mitarbeiter herunter, konnte früher ein Arbeitnehmer 3000 Teile disponieren, heute fertigt die beste Mitarbeiterin etwa 18 000 Teile ab. •
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