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Automobilbranche im Zugzwang

Connected Cars stellt Automobilhersteller vor neue Herausforderungen
Automobilbranche im Zugzwang

Automobilbranche im Zugzwang
Die Automobilindustrie kann sich der zunehmenden Digitalisierung nicht entziehen: Steigende Anforderungen an den Datenschutz im Fahrzeug, IT-Dienstleister als künftige Konkurrenz und neue Geschäftsmodelle werden die Branche umkrempeln. Bild: RioPatuca Images/Fotolia
Vernetzung | Assistenz-Systeme in Autos nehmen zu. Um Manipulationsversuchen von außen vorzubeugen und zugleich die Daten der Insassen zu schützen, rückt Sicherheit immer mehr in den Fokus. Die Automobilbranche muss auf die Trends reagieren und sich auch gegen IT-Firmen behaupten. ❧ Nora Nuissl

Vergangenes Jahr stellten Experten des ADAC eher zufällig Sicherheitslücken im BMW-eigenen IT-System Connected Drive fest. Weltweit hätten so die Türen von rund 2,2 Millionen Fahrzeugen des Herstellers via Mobilfunk geöffnet werden können, warnte der Verkehrsclub. Daraufhin schockte ein 14-jähriger Amerikaner die Branche, indem er im Rahmen eines Cybersicherheits-Wettbewerbs ein vernetztes Auto mit einem Equipment im Wert von nur 15 US-Dollar aufbrechen konnte. Und auf der Black Hat in Las Vegas, einer Konferenz zur Informationssicherheit, demonstrierten zwei Hacker, wie einfach es gelingt, in das Infotainment-System eines vernetzten Autos einzudringen. Über eine kabellose Verbindung via CAN-Bus übernahmen sie die Kontrolle über Bremsen und Lenkrad.

Datenschutz muss oberste Priorität sein
Das sind keineswegs Einzelfälle. Aber nicht nur der mögliche Missbrauch der Systeme mit verheerenden Folgen für die Sicherheit der Insassen und anderer Verkehrsteilnehmer ist ein heiß diskutiertes Problem. Auch die Möglichkeit für Datenkonzerne, sensible und persönliche Informationen abzugreifen, sollte nicht außer Acht gelassen werden: „Eine Wagenflotte, die über Kameras permanent die Straßen überwacht und mittels automatischer Gesichtserkennung Personendaten einfängt und auf zentralen, womöglich noch US-amerikanischen Servern zusammenführt und auswertet, darf es nicht geben“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Thomas Lapp. Dieses „Datengau-Horrorszenario“ schätzt der Vorsitzende der Nationalen Initiative für Informations- und Internetsicherheit (Nifis) als realistischer ein als vielen bewusst wäre. „Das Geschäftsmodell von Google besteht darin, ein Maximum an personenbezogenen Daten zu sammeln und durch automatische Auswertungen zu Geld zu machen. Es steht also zu befürchten, dass Google dieses Prinzip im Automobilsektor nicht einfach aufgeben wird. Und ob es bei Apple-, Facebook-, Amazon-, Virgin-Cars oder Tesla anders aussehen wird, bleibt abzuwarten“, warnt Lapp. Die Organisation empfiehlt dem Gesetzgeber daher, künftig bei der Zulassung von Fahrzeugen dem Thema Software und vor allem dem Datenschutz eine hohe Beachtung zu schenken.
Doch nicht nur in Bezug auf Sicherheit, sondern auch in anderen Bereichen kann die Automobilindustrie durch Connected Cars – also vernetzte Fahrzeuge – grundlegend umgewälzt werden. „Die bislang geltenden Regeln in der Automobilindustrie werden neu definiert“, sagt Achim Himmelreich, Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW). „Kfz-Hersteller müssen sich gegenüber Internetunternehmen behaupten, sich als Digitalunternehmen radikal neu erfinden und die Digitalisierung in das Zentrum ihrer Strategie stellen“, so sein Credo.
IT-Anbieter steigen in den Konkurrenzring
Netzwerk- und IT-Dienstleister wachsen zu neuen Konkurrenten für traditionelle Automobilkonzerne heran. Die Digitalisierung erfordert einen schnelleren Innovationszyklus – verbaute Technik veraltet daher ebenfalls in zunehmend kurzweiligeren Zeitspannen. Da IT-Anbieter mit diesem Phänomen aus der Konsumgüterbranche vertraut sind, können sie schneller darauf reagieren.
Auch die Rolle von KFZ-Herstellern wird sich grundlegend ändern: Sie werden selbst zu Entwicklern und Anbietern von Cloud-Lösungen. Sie lernen zunehmend, Daten zu verarbeiten und zu veredeln und sich neue Kooperationsmodelle über Branchengrenzen hinweg zu erschließen, prognostiziert Himmelreich. Da sich auch die Ansprüche der Gesellschaft verändern, nämlich weg vom Besitzen hin zum Nutzen, müssen Hersteller reagieren. Zukünftig werde vor allem der Zugang zu verschiedenen Formen der Mobilität umso gefragter sein, ist der BVDW-Vizepräsident überzeugt.
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