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Besseres Dienstangebot ist von Nöten

BME-Studie: Marktplatznutzung steigt in Breite und Tiefe
Besseres Dienstangebot ist von Nöten

Vor allem große und mittelständische Unternehmen treiben die Entwicklung und Nutzung elektronischer Marktplätze voran. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Um auch kleinere Betriebe für B2B-Online-Shops zu gewinnen, müssen die Betreiber das bestehende Dienstleistungsangebot weiter verbessern.

Rund 47 % der deutschen Industrieunternehmen nutzen derzeit elektronische Marktplätze im Einkauf; weitere 16 % planen dies in naher Zukunft. Das hat eine Studie des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), Frankfurt/M., der European Business School (EBS), Oestrich-Winkel, und der internationalen Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton ergeben. Befragt wurden BME-Mitglieder zu Umfang und Nutzen des Einsatzes elektronischer B2B-Marktplätze in Deutschland. Die Untersuchungsteilnehmer – insgesamt 214 Unternehmen – beschäftigen zusammen mehr als 1,4 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von über 100 Mrd. Euro.

„Nach Abflauen des E-Commerce-Hype und entgegen aller negativer Prognosen werden etwa zwei Drittel aller Befragungsteilnehmer in naher Zukunft aktiv an elektronischen Märkten partizipieren“, fasst Karsten Kinzig, Berater bei Booz Allen Hamilton in Düsseldorf, die Ergebnisse zusammen. „Dies stellt einen signifikanten Zuwachs in der Breite der Nutzer gegenüber Marktstudien des Jahres 2000 dar, nach deren Aussagen nur etwa elf Prozent der Befragten Marktplätze aktiv und regelmäßig nutzten.“ Kinzig, der an der European Business School am Lehrstuhl für E-Commerce/Marketing promoviert, hat in Kooperation mit dem Branchenverband BME die Adoption und Nutzung elektronischer Marktplätze im Einkauf untersucht und die Ergebnisse der Erhebung jetzt vorgelegt.
Ein Großteil der derzeitigen Nutzer bedient sich demnach der Unterstützung elektronischer Märkte erst seit weniger als zwei Jahren und befindet sich somit zumeist noch im Explorationsstadium. Nicht zuletzt deshalb bleiben die Transaktionsvolumina und damit die Nutzungstiefe und -intensität noch immer deutlich hinter den Erwartungen aus der Boomphase des Electronic Commerce zurück.
In der Regel wickeln die untersuchten Unternehmen weniger als 10 % ihres Beschaffungsvolumens auf elektronischen Märkten ab. Lediglich Experten, also Unternehmen, die sich bereits seit mehr als zwei Jahren und damit intensiv mit der Materie beschäftigen, beschaffen bis zu 40 % ihres Bestellvolumens im Online-Shop, darunter auch A- und B-Teile. Vorreiter bei der Nutzung ist die chemische Industrie, die vielfach auch als Betreiber auftritt.
Als allgemeiner Trend kristallisiert sich die Konzentration auf einen oder zwei Marktplätze heraus. „Das steigert die Nutzungseffizienz, wird jedoch mittelfristig auch dazu führen, dass weitere Internet-Marktplätze von der Bildfläche verschwinden“, prognostiziert Kinzig. Während die Verbreitung der Nutzerbasis deutliche Fortschritte verzeichnen konnte, berge die geringe Nutzungstiefe nach wie vor ein hohes Potenzial für weitere Zuwächse im elektronischen Handel. „Professionelle Nutzer zeigen schon heute die Einsatzmöglichkeiten im Einkauf auf, indem sie über alle Materialklassen eine große Bandbreite an Diensten nutzen und deren Einsatz unternehmensintern forcieren“, erklärt der E-Commerce-Experte.
Wesentliche Faktoren einer effizienten Nutzung liegen darin begründet, die Mitarbeiter zu schulen und die Nutzung elektronischer Märkte in den Einkaufsrichtlinien des Unternehmens zu verankern. Wie aus der Studie hervorgeht, stellen Experten den Einsatz von Marktplätzen durch Einbindung in ihr E-Procurement-System sicher: Sie verfügen in mehr als 90 % der Fälle zugleich über ein solches System.
„Ein exzellenter IT-Support auch für andere beschaffungsrelevante Systeme wird dadurch für die Einkaufsabteilungen in den Unternehmen unabdingbar“, betont Kinzig. Für Lieferanten bedeute dies jedoch, dass insbesondere im Bereich der indirekten Materialien, der sogenannten C-Teile, eine Teilnahme am elektronischen Handel zunehmend wichtiger wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Den Kataloganbietern komme hierbei eine Schlüsselrolle bei der Lieferantenauswahl zu.
Vor allem große und mittelständische Betriebe treiben die Entwicklung und Nutzung von Marktplätzen weiter voran. Dabei geht die Initiative zur Beschaffung auf Internet-Plattformen der Erhebung zufolge zu 68 % von der Einkaufsabteilung aus. Über alle Branchen hinweg planen die Unternehmen, die Nutzung in naher Zukunft deutlich auszuweiten. Das gaben insgesamt 78 % der Befragten an.
Nutzer elektronischer Märkte sind in vergleichsweise dynamischen Wettbewerbsumfeldern aktiv. Ihr eigenes Verhalten ist in bedeutendem Maße durch das ihrer wichtigsten Wettbewerber beeinflusst. Versprechen sich fast 60 % der Befragten eine Senkung der Beschaffungspreise, steht jedoch mittel- bis langfristig für mehr als 85 % im Vordergrund, die Transaktionskosten zu senken.
Einen Hinderungsgrund für den Handel auf elektronischen Marktplätzen stellen offensichtlich die (System-)Integrations- und Nutzungskosten dar. Die Komplexität der Kosten-Nutzen-Betrachtung und das Abschätzen der Einsparpotenziale betrachten zudem fast zwei Drittel der Befragten als sehr hoch beziehungsweise mit hoher Unsicherheit behaftet.
Allein das Vorbereiten einer Nutzungsentscheidung erfordert bei über 63 % einen längeren zeitlichen und organisatorischen Vorlauf. Gänzlich fehlende beziehungsweise mit hoher Unsicherheit behaftete Kosten-Nutzen-Analysen stellen ein weiteres Hemmnis für die Aufnahme und die Intensivierung der Marktplatznutzung dar. Dies erklärt nach Ansicht von Karsten Kinzig zumindest teilweise, weshalb trotz weit verbreiteter Nutzung die Umsatzprognosen für den elektronischen Handel bis heute nicht erreicht werden.
Wer elektronische B2B-Marktplätze nutzt, schätzt neben den quantitativen auch die qualitativen Vorteile, beispielsweise durch die Steigerung der Qualität und Flexibilität der Beschaffungsprozesse. Online-Marktplätze werden zudem als Hebel zur Umsetzung der unternehmerischen Beschaffungspolitik verwendet, gaben 65 % der Befragten an. Daraus resultiert allerdings auch eine Machtverschiebung zu Lasten der Lieferanten, wie mehr als ein Drittel der Untersuchungsteilnehmer bestätigt.
Im Gegensatz zum tendenziell hohen Interesse an elektronischen Märkten ist der Grad der Bedürfniserfüllung für die Befragungsteilnehmer eher gering. Nutzer und Nichtnutzer bekunden einen hohen Grad an Unzufriedenheit mit den Diensten, die die Betreiber der Internet-Marktplätze anbieten. Lediglich 20 bis 30 % sehen ihre Bedürfnisse erfüllt. Zu berücksichtigen ist dabei aber auch, dass sich die Nutzung elektronischer Marktplätze überwiegend auf die Beschaffung von nicht produktbezogenem Material und C-Teile beschränkt. Dies gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
Im Wesentlichen fokussiert sich das Interesse der Teilnehmer auf Informations- und Transaktionsdienstleistungen wie Anbieternachweis (34 %), Katalogmanagement (40 %) und Bestellabwicklung (37 %). Funktionen zur Anbieterbewertung und Lieferantenqualifikation fragen nur etwa 17 % nach.
Erweiterte Dienste wie Finanzdienstleistungen, Logistikunterstützung, Projektmanagement oder Design Collaboration werden nur in Einzelfällen oder durch Unternehmen in Anspruch genommen, die sich bereits seit Jahren und sehr intensiv mit Online-B2B-Marktplätzen beschäftigen. Sie machen der Erhebung zufolge verhältnismäßig regen Gebrauch von Tools zur Ausgabenanalyse (24 %), Bedarfsplanung (44 %) oder Order Tracking (35 %).
Mehr als der Hälfte der Befragten fehlen jedoch wichtige Dienstleistungen und Funktionen auf elektronischen Märkten. Das bedeutet deutlichen Handlungsbedarf für die Marktplatzbetreiber.
„Wenn die Betreiber das bestehende Dienstleistungsangebot weiter verbessern, steigert das die Nutzerfreundlichkeit und führt zu vermehrter Nachfrage“, ist sich Kinzig sicher. Zusätzliche Potenziale bestehen nach Meinung des Experten vor allem in den Bereichen Projektmanagement und Logistikunterstützung.jk
Die komplette Studie erscheint voraussichtlich im Herbst 2003 und kann dann bei Booz Allen Hamilton in Düsseldorf bestellt werden. www.bah.de
Großes Interesse, aber auch hohe Unzufriedenheit
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