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Betriebliche Altersvorsorge wird ein dickes Kosten-Paket

Ausgaben für betriebliche Aus- und Weiterbildung sind gestiegen
Betriebliche Altersvorsorge wird ein dickes Kosten-Paket

Für jede Mark, die ein Beschäftigter im Jahr 2000 verdiente, legte die westdeutsche Industrie rund 81 Pfennige für Soziales drauf. Insgesamt summierten sich die Personalzusatzkosten auf 42 000 DM pro Kopf.

Christoph Schröder ist Mitarbeiter am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln

Die Personalzusatzkosten im westdeutschen Produzierenden Gewerbe sind im Jahr 2000 je Arbeitnehmer um 2,8 % auf 42 060 DM gestiegen. Da die Löhne und Gehälter sogar um 3,1 % auf 51 740 DM zulegten, reduzierte sich die Zusatzkostenquote gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 81,3 %.
Dass sich der Anstieg des „zweiten Lohns“ im vergangenen Jahr in Grenzen hielt, lag vor allem am abermals abgesenkten Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung. Entsprechend mussten die westdeutschen Arbeitgeber insgesamt nur noch 28,50 DM je 100 DM Direktentgelt an Sozialversicherungsbeiträgen zahlen – 1999 waren es noch 28,80 DM. In der ostdeutschen Industrie betrugen die Personalzusatzkosten je Beschäftigtem im vergangenen Jahr 24 650 DM – 2,3 % mehr als 1999. Da Löhne und Gehälter in gleichem Maße stiegen, blieb die Zusatzkostenquote nahezu unverändert bei 68,2 %.
Im Jahr 2001 ist eine stärkere Zunahme der Lohnzusatzkosten nicht auszuschließen. Zwar hat der Gesetzgeber den Rentenbeitragssatz zum Jahresbeginn nochmals – von 19,3 auf 19,1 % – heruntergeschraubt. Doch die in der Tarifrunde 2000 getroffenen Vereinbarungen zur betrieblichen Altersvorsorge könnten in diesem Jahr für einen Schub bei den tariflichen und betrieblichen Kostenkomponenten sorgen. Beispielsweise werden in der chemischen Industrie ab 2001 die vermögenswirksamen Leistungen pro Mitarbeiter und Jahr um 264 DM erhöht.
Zunahme der Lohnkosten gilt als sicher
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln berechnet alljährlich auf Grundlage der amtlichen Statistik die Personalzusatzkosten. Bis 1984 erhob das Statistische Bundesamt die Arbeitskosten im dreijährigen Rhythmus, seitdem geschieht dies nur noch alle vier Jahre. Die jetzt vorliegende amtliche Erhebung deckt statistisch die Entwicklung bis 1996 ab. In dieser Dokumentation werden die amtlichen Ergebnisse bis zum Jahr 2000 fortgeschrieben. Hierzu werden zahlreiche Hilfsstatistiken genutzt, unter anderem die laufenden Verdiensterhebungen, die Beitragssätze und Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung, die Sozialberichte der Bundesregierung, die jährliche Auswertung der Tarifverträge durch das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung sowie die Krankenstandstatistiken, vornehmlich die der Betriebskrankenkassen.
Die gesamten Personalkosten werden in der amtlichen Statistik in das Entgelt für geleistete Arbeit (Direktentgelt) und in die Personalzusatzkosten aufgeteilt. Die Personalzusatzkostenquote setzt die Personalzusatzkosten zum Direktentgelt in Beziehung. In der rechnerischen Größe „Entgelt für geleistete Arbeit“ wird lediglich die Zeit berücksichtigt, die der Arbeitnehmer an seinem Arbeitsplatz tätig ist.
Das Statistische Bundesamt gliedert die Personalzusatzkosten in:
  • 1) Entgelt für arbeitsfreie Tage,
  • 2) Sonderzahlungen,
  • 3) Aufwendungen für Vorsorgeeinrichtungen und
  • 4) sonstige Personalzusatzkosten.
Dabei sind die Positionen 1 und 2 Bestandteile der Bruttolöhne und -gehälter. Deshalb dürfen die in dieser Dokumentation ermittelten Personalzusatzkostenquoten nicht auf den Jahresverdienst aufgeschlagen werden. Die Positionen 3 und 4 bilden die Differenz zwischen Bruttolöhnen und -gehältern einerseits sowie den gesamten Personalkosten andererseits. Die Übersicht zeigt das Konstruktionsschema der Personalkostenstatistik. 1996 machten die ersten beiden Positionen im westdeutschen Produzierenden Gewerbe 39 % des Direktentgelts aus und waren damit fast so bedeutend wie die beiden letztgenannten Zusatzkosten-Rubriken (43 %).
Das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, unterteilt die Personalzusatzkosten in gesetzliche Komponenten sowie in tarifliche und betriebliche. Ein gesonderter Ausweis der freiwilligen Leistungen scheitert an der statistischen Datenlage. Diese Gliederung ist nicht ganz trennscharf. Beispielsweise werden die gesamten Urlaubsvergütungen der amtlichen Systematik entsprechend als tarifliche Zusatzkosten eingeordnet, obwohl ein Mindesturlaub von vier Wochen vom Gesetzgeber festgeschrieben worden ist. Insofern handelt es sich hierbei eigentlich um eine gesetzlich vorgegebene Zusatzkostenkomponente mit tarifvertraglich vereinbarten Erweiterungen.
Die Personalzusatzkosten Westdeutschlands haben 2000 mit über 42 000 DM je vollbeschäftigten Arbeitnehmer einen neuen Höchststand erreicht. Von 1972 bis 2000 sind sie mit einer jahresdurchschnittlichen Zuwachsrate von 6,0 % rascher gestiegen als das Direktentgelt mit 4,6 %. Die Personalzusatzkostenquote stieg in dieser Zeit um 26 Prozentpunkte an und erreichte zuletzt 81,3 %. Seit Ende der 80erJahre nimmt die Quote nur noch mäßig zu. 1996 wurde mit 82 % ein vorläufiger Rekord erreicht, seitdem ist eine leicht sinkende Tendenz festzustellen.
Im Produzierenden Gewerbe Ostdeutschlands lagen die Personalkosten 2000 mit 60 800 DM pro Arbeitnehmer um 33 000 DM unter dem westdeutschen Niveau. Der absolute Abstand ist damit in etwa so hoch wie 1992. Die relative Betrachtung macht jedoch den ostdeutschen Aufholprozess sichtbar. So betrugen die Personalkosten in den neuen Bundesländern 1992 lediglich 55 % des Westniveaus, im Jahr 2000 dagegen 65 %. Dahinter steht die insgesamt deutlich höhere Arbeitskostendynamik Ostdeutschlands. Von 1992 bis 2000 sind dort die Personalkosten im Jahresdurchschnitt um 4,9 % gestiegen, im Westen waren es lediglich 2,8 %.
Tarifvereinbarungen schrauben die Kosten nach oben
Die ostdeutsche Anstiegsdynamik hat sich allerdings im Laufe der 90er Jahre deutlich abgeflacht. Dadurch wurde der Angleichungsprozess zwischen Ost und Westdeutschland langsamer. Im vergangenen Jahr sind die ostdeutschen Arbeitskosten mit 2,3 % etwas langsamer als im Westen (3,0 %) angestiegen. Ebenso wie im Westen stiegen auch die ostdeutschen Zusatzkosten seit 1992 mit jahresdurchschnittlich 5,1 % etwas schneller als das Direktentgelt (4,7 %). Die Personalzusatzkostenquote der ostdeutschen Wirtschaft erhöhte sich folglich um 1,9 Prozentpunkte auf 68,2 %. Seit 1997 verharrt sie nahezu auf diesem Niveau und stieg im Jahr 2000 lediglich um 0,1 Prozentpunkte an. Der Abstand zur westdeutschen Zusatzkostenquote hat sich seit 1992 daher nur wenig, nämlich von 14,1 auf 13,1 verringert.
Das Gefälle zwischen ost- und westdeutschen Zusatzkosten schließt sich somit nur langsam. Das ist auch auf den Strukturwandel in Ostdeutschland zurückzuführen. Denn dort haben sich die Beschäftigungsanteile deutlich zugunsten der kleinen und mittelgroßen Betriebe verschoben. Deren Zusatzkostenquoten sind jedoch deutlich niedriger als die der Großbetriebe. Überdies dämpfen in Ostdeutschland auch die rückläufigen Entlassungsentschädigungen die Zusatzkostendynamik.
Dieser Effekt ist bei den sonstigen Zusatzkosten nachzulesen. Deren Quote ging in Ostdeutschland zwischen 1992 und 2000 von 13,4 auf 9,0 % zurück und liegt damit nur noch um knapp einen Prozentpunkt über Westniveau. Bei den gesetzlichen Zusatzkostenpositionen waren die Ost-West-Unterschiede von jeher nur gering. Bei den tariflich und betrieblich geregelten Komponenten Urlaubsvergütung, Sonderzahlungen und betriebliche Altersversorgung sind sie immer noch beträchtlich.
Am stärksten fielen die gesenkten Sozialversicherungsbeiträge ins Gewicht. Im Westen machte das 0,3 Prozentpunkte und im Osten – wegen der hier leicht verringerten Beiträge für die Krankenversicherung und der leicht zurückgeführten Beitragsbemessungsgrenze – 0,4 Prozentpunkte aus.
Dies ist im Wesentlichen auf den ab 1. Januar 2000 von 19,5 auf 19,3 % gesenkten Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung zurückzuführen. Da im ersten Quartal 1999 noch ein Beitragssatz von 20,3 % galt, lag er im Durchschnitt des Jahres 2000 um 0,4 Prozentpunkte unter Vorjahresniveau. In den alten Bundesländern ging zudem der Krankenstand um 0,2 Prozentpunkte zurück.
Industrieanzeiger
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