Für Werner Strub, Mitgründer und Geschäftsführer der Abas Software AG in Karlruhe, muss sich ein ERP-System der Entwicklung des Anwenders anpassen und nicht umgekehrt.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Uwe Böttger uwe.boettger@konradin.de
Herr Strub, im Verkaufsgespräch stellen ihre Mitarbeiter dem Kunden immer die Frage, wo er vor fünf Jahren gestanden ist. Was tut das zur Sache?
Wir wollen dem Unternehmen dadurch bewusst machen, dass es einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen ist. So wie die Firma vor fünf Jahren war, ist sie heute nicht mehr. Und so wie sie heute ist, wird sie in fünf Jahren nicht mehr sein. Das vergessen die meisten in dem Moment, wo sie sich ein neues Software-System aussuchen.
Und was hat die Erkenntnis des beständigen Wandels mit dem neuen Software-System zu tun?
Die meisten Unternehmen suchen sich das Programm-Paket aus, bei dem sie die größte Funktionalität zum günstigsten Preis bekommen. Je mehr Häkchen im Pflichtenheft, desto besser. Wir sagen: Das Pflichtenheft ist eine wichtige Orientierungshilfe, die durchaus ihre Berechtigung hat. Aber trotzdem handelt es sich dabei nur um eine Momentaufnahme. Es kommt weniger auf die Mächtigkeit, als vielmehr auf die Geschmeidigkeit der Software an.
Was verstehen Sie unter geschmeidiger Software?
Das Programm-System muss sich den Veränderungen im Betrieb anpassen und nicht umgekehrt: Es kann nicht sein, dass der Anwender regelmäßig eine Neuimplementierung machen muss, um technologisch auf der Höhe zu bleiben. Die Software muss Schritt halten können mit der Entwicklung beim Kunden – und zwar über die regulären Standard-Updates. Das ist unsere Devise. Wir passen die Software an, egal was passiert.
Da versprechen sie dem Kunden aber eine Menge.
Es ist uns bislang noch keine Situation begegnet, wo wir hätten kapitulieren müssen. Unter unseren 1600 Kunden gibt es noch einen, der mit der Version 6.3 arbeitet. Der ist zufrieden mit dem, was er hat. Inzwischen sind wir bei Release 14 angekommen, das wir Version 2004 nennen. Auf den Stufen 7 und 8 gibt es keinen mehr, die haben wir alle mitgenommen in die neue Welt. Einen Kunden, der sich so weit individualisiert hätte, dass er nicht mehr mitzunehmen gewesen wäre, gab es bislang nicht. Und wir kennen keinen, der es morgen sein könnte.
Was macht Abas anders als andere Software-Hersteller?
Bei uns gab es nie eine softwaretechnische Revolution, die den Kunden zu einer Neuimplementierung gezwungen hätte. Wir pflegen den evolutionären Ansatz. Der Kunde mit der Versionsnummer 1 arbeitet heute noch mit Abas-ERP. Die Installation haben wir 1985 gemacht. Allerdings hat der heute die Version 2004 im Einsatz.
Viele Ihrer Mitbewerber sagen, dass Abas eine unglaublich alte Software hat.
Das stimmt, wir haben die erste Zeile vor 21 Jahren geschrieben. Aber ich wage zu bezweifeln, dass es diese Zeile heute noch gibt. Wir drehen innerhalb von drei Jahren den kompletten Code um. Jedes Jahr werden 30 Prozent der Software gelöscht, neu geschrieben oder geändert. Nach drei, vier Jahren sind wir einmal durch das gesamte System durch. Dann ist von dem ursprünglichen Code nichts mehr übrig. Und der Kunde hat es gar nicht gemerkt, dass er eine neue Software hat.
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