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Blick nach China: Die Black Box öffnen

AuslandsmÄrkte
Blick nach China: Die Black Box öffnen

Blick nach China: Die Black Box öffnen
Dr. Jörg-M. Rudolph ist Dozent am Ostasieninstitut der FH für Wirtschaft Ludwigshafen Rudolph@OAI.de
Warum ausländische Investoren (foreign tiger) in China das Ansehen einer schrottreifen Staatsfirma (local worm) haben.

Ein Thema hat selbst kleine regionale TV-Programme erreicht, die sich hier zu Lande selten mit dem großen China befassen: Industriespionage! Chinesische Unternehmen (Kooperationspartner) und Studenten spähten systematisch und staatlich organisiert technische Entwicklungen aus und brächten das so gewonnene Know-how nach Hause, wo es sogleich in Konkurrenzprodukte umgesetzt werde.

Dieses China-Thema ist freilich nicht neu. Amerikaner sind da seit je deutlich und suchen sich durch seine öffentliche Behandlung und Exportbeschränkungen zu schützen. Europäer überlassen den Chinesen wesentlich mehr, weil sie glauben, so einen Konkurrenzvorteil zu erlangen. Einen ersten Rückschlag erlitt dieses Laisser-faire im Sommer letzten Jahres, als ein chinesischer Überläufer in Belgien erklärte, in Europa gebe es Hunderte organisierter Industriespione, die es auf Hochtechnologie abgesehen hätten, etwa das Galileo-Ortungssystem.
Aufsehen erregte jetzt im April die Mitteilung des kanadischen Außenministers, in seinem Land gäbe es Tausende solcher chinesischer Spione, die Kanadas Industriegeheimnisse stehlen. Hier sah sich nun das Pekinger Außenministerium zu einer Stellungnahme veranlasst, und die fiel typisch chinesisch aus: China betreibe keine Industriespionage, die Anschuldigungen seien deshalb grundlos und unverantwortlich und einer gesunden Entwicklung der strategischen Partnerschaft abträglich. Auch die Deutschen haben diesen Moral-Hammer der sich leicht beleidigt fühlenden Chinesen inzwischen gespürt: Auf die Technologie-Klau-Feststellung einiger Medien in Sachen Transrapid reagierten sie mit entrüstetem Abstreiten und der Stornierung des Shanghai-Hangzhou-Projekts.
Betreiben Chinesen Industriespionage? Selbstverständlich tun sie das. So wie andere auch. Sie gehört seit je zum Wirtschaftsleben und ist deshalb gar nicht das wirkliche Problem. Das liegt vielmehr in der Struktur des chinesischen Gesellschaftssystems. Hier unterscheidet sich der Willkürstaat grundsätzlich von den Systemen des Westens insgesamt.
Das politische System Chinas ermöglicht es einer Staatspartei, ungehindert auf alles im Lande zuzugreifen – Untertanen wie Ressourcen. Keine Opposition, keine freie Presse, kein Rechnungshof bringt dort Licht ins Dunkel. Wer es dennoch tut, landet für Jahre im Gefängnis. Gänzlich unbeschädigt bleibt in einem solchen als Black-Box organisierten Staat auch die Ideologie der Volksgemeinschaft, wonach alle Chinesen gegenüber den Ausländern, die Schlechtes gegen sie im Schilde führen, zusammenhalten müssen. So konditionierte Untertanen sind auch für Industriespionage einsetzbar.
Wie man sich gegen die zu wehren hat, weiß wohl jede Firma. Allerdings greift dieses Wissen nicht mit Blick auf diese Black-Box namens China. Die Antwort auf das Problem ist deshalb nicht die Dämonisierung der Chinesen, sondern die wirkliche Öffnung des Landes zu betreiben, dort Transparenz einzufordern und ein freies Spiel der Kräfte. Die Machthaber profitieren von den jetzigen Verhältnissen. Sie sind also nicht die Lösung, sondern das Problem. Dies zum China-Thema hier zu Lande zu machen, wäre der erste Schritt hin zu einer Lösung.
Konditionierte Untertanen für Industriespionage einsetzbar
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