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Damit Papier nicht auf der Deponie landet

Behälter mit Farbleitsystem lenken die Abfallströme
Damit Papier nicht auf der Deponie landet

Umweltgerechte Entsorgung hat viel mit Logistik zu tun. Einheitliche Abfall-Behälter mit einem durchgängigen Farbleitsystem können bereits die Basis für ein erfolgreiches Entsorgungs-Management sein.

Peter Kunze ist Mitarbeiter bei der Büchl GmbH in Ingolstadt. Uwe Böttger ist Mitglied der Redaktion Industrieanzeigeruwe.boettger@konradin.de

Die Abfallentsorgung im ungarischen Audi-Werk Györ ist komplex. Nicht weniger als 55 verschiedene Abfallarten, die in vier Gruppen unterteilt sind, fallen hier an. Hierzu zählen Gewerbe-, Produktions-, Sonder- und kommunaler Abfall. Den Löwenanteil stellen die Sonderabfälle mit 47 % und die Produktionsabfälle mit 37 %.
In früheren Zeiten waren nicht weniger als zwölf Entsorger damit beschäftigt, die Abfälle zu beseitigen und zu verwerten. Das Ergebnis war alles andere als zufriedenstellend. Die Verwertungsquote des ungarischen Werks lag deutlich unter den in Deutschland üblichen Standards. Um die Situation zu verbessern, wurde der Entsorgungsexperte Büchl aus Ingolstadt damit beauftragt, eine neue Lösung zu entwickeln. Das Konzept ging auf mit Hilfe des maßgeschneiderten Entsorgungssys-tems Elog.
Am Anfang stand die Analyse: Basierend auf den vergangenen Berichten zur innerbetrieblichen Entsorgungspraxis suchte die Büchl GmbH nach Gründen für die niedrige Verwertungsquote. Ursachen fanden sich
– in der ungenügenden Trennung zwischen Ver- und Entsorgungslogistik,
– im Trennverhalten an den Anfallstellen,
– in der Behälterkennzeichnung und -dichte sowie
– in der Organisation beim Abholen der Behälter.
Eine schrittweise Erweiterung des Werks führte dazu, dass die Behälter unterschiedlich und daher auch nicht durchgängig gekennzeichnet wurden. Wegen der engen Verhältnisse an den Arbeitsplätzen wurden die Teile- und Komponentenverpackungen in Versorgungsbehälter gestopft und über eine Kanban-Logistik rückgeführt. Diese Lösung brachte zwar kurze Wege für die Mitarbeiter in der Produktion mit sich, erhöhte jedoch den Aufwand für das Leeren der Kanban-Behälter und das Trennen der Verpackungen.
An den Umschlagplätzen wurden rund die Hälfte der Verpackungen – vor allem Kartonagen – händisch aussortiert und der Verwertung zugeführt. Die restlichen Verpackungsmaterialien wurden deponiert. Da die Sammelbehälter für kommunale Abfälle als „Behälter für Hausmüll und Papier“ gekennzeichnet waren, fiel die Verwertung des gesamten Papiers unter den Tisch und alles landete auf der Deponie.
Ausgehend von diesen Daten, erstellten die Ingolstädter ein maßgeschneidertes Elog-System für Audi Hungaria Motor Kft (AHM). Das kostenoptimierte Entsorgungskonzept orientiert sich an Richtlinien der EU und setzt auf die konsequente Trennung von Entsorgungs- und Versorgungslogistik. Die Hauptziele des Elog-Systems sind getrennte Abfallströme und ein minimaler Abfallumschlag im Wareneingang und Leergutversand. Dadurch profitieren die Mitarbeiter zusätzlich von kürzeren Entsorgungswegen.
Das Elog-System setzt an Punkten an, die für die Verbesserung der Abfallentsorgung entscheidend sind: Für Flächenabfälle wie Papier und Verpackungen, die auf dem gesamten Werksgelände anfallen, existiert jetzt ein durchgängiges Behältersystem. Die Mitarbeiter trennen und sammeln den Abfall in beschrifteten und farblich gekennzeichneten Spezialbehältern. Zu den Abfallarten zählen Verpackungen, Hausmüll, Papier oder ölverschmutzte Betriebsmittel. Für die Abfallrückführung konzipierten die Entwickler ein neues Behältersystem, das bei geringem Platzbedarf ein größtmögliches Fassungsvermögen bietet. Der Tausch der Abfallbehälter erfolgt just in time – sowohl im Bring- als auch im Holsystem. Die Abholzyklen orientieren sich an der durchschnittlichen Befüllzeit pro Anfallstelle. Der Füllgrad wird laufend gemessen, dadurch werden die Abholzyklen optimiert. Diesen Vorgang wollen die Ingolstädter künftig über ein Funkmeldesystem realisieren.
Für kleine Mengen an Sonderabfall, die in der Fertigung anfallen, richtete man in der Entsorgungslogistik ein Call-System ein. Dabei meldet der Audi-Mitarbeiter den vollen Sonderabfallbehälter an den Leitstand. Mit Hilfe der Standplatznummer werden Behälter- und Sonderabfallart identifiziert. Anschließend wird ein gleichartiger Leerbehälter bereitgestellt. Für Sonderabfall gelten besondere Bestimmungen hinsichtlich Verpackung, Handling, Bezettelung und Dokumentation. Büchl stellt sicher, dass diese Anforderungen erfüllt sind.
Die Zahl der Umschlagplätze wurde reduziert und eine neue freistehende Halle als zentraler Umschlagplatz errichtet. Das neue Entsorgungszentrum verfügt über eine Fläche von 2000 m². Externes Fachpersonal sortiert und trennt den Flächenabfall und bereitet die Produktionsabfälle auf. Außen- und Werkhallenbereich sind dabei streng getrennt. Dies hat zur Folge, dass Fahrzeuge und Behälter, die sich im Hallenbereich bewegen, nicht in den Außenbereich gelangen dürfen und umgekehrt. Dies schreibt das so genannte Reinraumkonzept vor.
Die Logistik der Abfallbehälter übernimmt der so genannte Entsorgungsleitstand. Im Werk wurden zwei davon eingerichtet. Nummer eins disponiert die internen Transporte, Nummer zwei steuert das Entsorgungszentrum und disponiert die externen Transporte. Leitstand eins ist zugleich das Herz der innerbetrieblichen Entsorgungslogistik und ist rund um die Uhr besetzt. Er dient als Notrufzentrale und übernimmt im Holsystem die Call-Center-Funktion.
Werksinterne Transporte werden mit einem Kartensystem gesteuert. Dadurch wird es möglich, dass die Abfallbehälter just in time entsorgt werden. Jeder Behältertausch wird mit Uhrzeit, Füllgrad und Standortdaten erfasst. Der Disponent kann so die Befüllungszeiten jederzeit abrufen. Die Behälter werden in bestimmten Zyklen abgeholt, die mit Hilfe des Dispositionsprogramms ständig optimiert werden.
Im Leitstand zwei werden alle Daten der Fahrzeugwaage empfangen. Die Abfallmengen werden dokumentiert und bearbeitet – entsprechend den Anforderungen der Umweltbehörden, der Audi-Abrechnung, der Audi-Fachabteilung Entsorgung sowie der Zollbehörden. Das System ist zudem an die Werktechnik angebunden und erstellt die gesamte Dokumentation der Entsorgung.
Das Elog-System im Überblick: Entsorgungslogistik für die Industrie
Entsorgung ab Band oder Anfall-stelle – dadurch kurze Wege für die Mitarbeiter
Trennung der Abfallströme
Einrichtung eines Call-Systems für Sonderabfälle
Entlastung der Kanban-Logistik durch Trennung von Versorgungs- und Entsorgungslogistik
Einheitliche Abfall-Behälter mit Farbleitsystem
Zentrale Dispositionsleitstände zur Steuerung und Optimierung der innerbetrieblichen Entsorgungslogistik und der externen Transporte
Dokumentation und Steuerung der gesamten internen Behälterbewegungen per Software
Minimaler Abfallumschlag im Wareneingang und Leergutversand
Lückenlose Dokumentation der Ab-fallströme mit Zurückverfolgung bis zum Arbeitsplatz
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