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Das Ende der Schuhschachteln

Messevorbericht Deubau 2002
Das Ende der Schuhschachteln

Der Trend der Deubau ist eine Herausforderung für die Bauwirtschaft. Viele Unternehmer wollen keine standardisierten Zweckbauten mehr. Bürogebäude und Werkshallen sollen vielmehr die Identität des Unternehmens widerspiegeln – und das bei immer niedrigeren Quadratmeterpreisen.

Sven Hardt ist Journalist in Berlin

Die Deubau in Essen ist längst mehr als eine regionale Baumesse. Mit über 800 Ausstellern und 120000 Besuchern – so die Erwartungen der Messeleitung – strahlt die Schau im Herzen des größten Baumarkts Europas weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens. Mit der Parallelveranstaltung Ausbau und Fassade setzen die Deubau-Macher im 20. Jahr erstmals auf ein Messedoppel. Die neue Schau tritt die Nachfolge der eingestellten Nürnberger Messe Stuck – Putz – Trockenbau an. Die Themen Modernisierung, Stein, Beton, Holz, Stahl sowie Garten- und Landschaftsbau werden auf Sonderschauen behandelt. Diese Breite zeigt: Die Deubau ist keine reine Häuslebauermesse. Bauwillige Unternehmer kommen in Sachen Gewerbebau ebenfalls auf ihre Kosten.
Im modernen Industriebau dominieren Beton und Stahl. Holz gewinnt im Hallen- und Bürobau an Bedeutung. Lobbyisten und Unternehmen aller Baustoffe werben in Essen für ihre Lösungen. Vor allem Beton und Stahl glänzen mit hohen Vorfertigungsgraden und kurzen Montagezeiten. Ein deutlicher Trend: Die Zeit der austauschbaren, riesigen, Schuhkartons nicht unähnlichen Gewerbebauten ist vorbei. Gewerbliche Bauherren fordern individuelle Planungen, die den Arbeitsprozessen im Unternehmen zu folgen haben. Dank der heute üblichen computergestützten Produktion sind komplizierte Grundrisse für die Vorfertiger kein Problem mehr. Frank Mainzer, Junior-Chef der Mainzer & Sohn GmbH (Halle 6, Stand 520) begreift die immer spezielleren Kundenwünsche als Chance für sein Unternehmen. Die Kürtener fertigen System- und Fertigbauten aus Stahl. „Viele Kunden wollen aus dem Rahmen fallen“, berichtet Mainzer. „Vor allem der Eingangsbereich muss als Visitenkarte interessant aussehen.“ In den Mainzer-Entrees dominiert Glas in verspielter Architektur. Keine Spur vom Zweckprimat. Auch das Innenleben der Stahlgebäude ist laut Mainzer alles andere als standardisiert: „Bei den Grundrissen können wir die Wünsche aller Mitarbeiter berücksichtigen.“ Kosten für die praktischen Stahlkonstruktionen: ab 1400 Mark pro m2. Tiefe Einblicke in die architektonischen Möglichkeiten des Stahlbaus gewährt das Stahlinformationszentrum, Düsseldorf (Halle 1, Stand 402), eine Gemeinschaftsorganisation der deutschen Stahlindustrie. Auf der Deubau veranstaltet das Zentrum am 17. Januar den Architekturkongress Neues Wohnen mit Stahl. Bekannte Architekten und Ingenieure aus Europa und Japan stellen ihre Konzepte für nachhaltigen und innovativen Wohnungsbau in Stahl vor. Mit Sicherheit auch inspirierend für die Planer von Bürobauten aus Stahl.
Beton gehört zum Gewerbebau wie Butter zum Brot. Geschosshohe Wandelemente und großflächige Deckensysteme ermöglichen schnelles und rationelles Bauen. Auf dem Gemeinschaftsstand der Fachvereinigung Leichtbeton, Neuwied (Halle 11, Stand 211) präsentieren sechs namhafte Unternehmen das ganze Spektrum der Leichtbetonindustrie: von Schüttungen über Wandbaustoffe für Mauern und Schornsteine bis hin zu großformatigen Elementen. Besonders interessant sind hoch wärmedämmende Bauteile aus Leichtbeton für den Bau von Niedrigenergie- und Passivhäusern. Die Energiesparverordnung wird ab 1. Februar 2002 verschärfte Anforderungen an den Energiebedarf von Gebäuden und somit an die Wärmedämmung stellen.
Leichtbetonfertigteile sind fugenlos und bis zu 3 m hoch und 10 m lang. Die massive Bauweise sowie die geringe Anzahl der Fugen an den Stößen sorgen für eine minimale Zahl von Wärmebrücken.
Neue Chancen für Holz im Industriebau sieht die Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf (Halle 12, Stand 111). Die statischen Eigenschaften von Brettschichtholz ermöglichen – im Gegensatz zu Vollholz – große Spannweiten für Hallenbauten, die in der Industrie gefragt sind. Entgegen landläufiger Meinung haben kompakte Holzquerschnitte sehr hohe Brandwiderstände. Die äußeren Schichten verkohlen, der tragende Kern bleibt erhalten. Holz ist beständig gegen Säure und andere aggressive Medien. Holzkonstruktionen sind sehr flexibel und leicht erweiterbar. Last but not least: Holz ist weder metallisch noch magnetisch. Neben diesen technischen Argumenten sieht die Arbeitsgemeinschaft Holz einige „weiche“ Faktoren, die immer mehr Unternehmer über Holzgebäude nachdenken lassen: Eine Werkshalle oder ein Bürogebäude aus dem nachwachsenden Rohstoff hebe sich deutlich vom Wettbewerb ab und dokumentiere Sinn für ökologische Fragestellungen. Daneben schaffe die emotionale und ästhetische Qualität eine angenehme Arbeitsatmosphäre. In diesem Zusammenhang dokumentiere die Entscheidung für Holz auch soziales Engagement gegenüber der Umwelt. In der Tat eine Menge Holz! Auf dem 640 m2 großen Gemeinschaftsstand kann der Besucher die hohen Ansprüche umfassend überprüfen.
Sonderveranstaltungen auf der Deubau
Ausbau und Fassade
Für die Premiere der Ausbau und Fassade haben sich die Deubau-Macher ein ganzheitliches Messekonzept mit neuer fachlicher Struktur ausgedacht. Eine „Magistrale Ausbau“ zieht sich quer durch die neue Halle 3 und vernetzt die sechs Bereiche Trockenbau (Wand, Decke, Boden), Stuck und Putz, Fassade und Wärmedämmung, Farbe und Beschichtung, Trocken- und Fliessestrich sowie Fliesen und Naturstein. Den Mittelpunkt bildet ein zentraler Meeting-Point. Gestaltungskonzepte, Seminare, Foren sowie Live-Präsentationen von Produkten und Problemlösungen erwarten den Besucher.
Modernisierung
Der trostlose Zustand des einen oder anderen Nachkriegszweckbaus. Denkmalschutz für ein Gründerzeitgebäude. Gesundheitliche Probleme der Mitarbeiter in Folge von Baugiften. Viele Gründe sprechen für einen Besuch auf dem Zukunftsmarkt Modernisierung. Architekten, Sachverständige, Baustoffspezialisten und Finanzierer beraten produktneutral und kostenlos.
Grünes Arbeitsumfeld
Die nachweisbar wohltuende Wirkung einer grünen Arbeitsumgebung wird in den wenigsten Planungen für Gewerbebauten angemessen berücksichtigt. Die Sonderschau des Garten- und Landschaftsbaus informiert auf 700 m2 auch zum Thema Industriebegrünung. An einem Pavillon mit raumwirksamen Elementen aus Stahl wird demonstriert, wie sich Dächer und Fassaden attraktiv begrünen lassen. Innenraumbegrünung sowie Entsiegeln und Begrünen von Asphalt- und anderen verdichteten Flächen sind weitere Highlights für gewerbliche Bauherren.
Ausgewählte Termine
auf der Deubau
Mittwoch, 16. Januar
  • 10.30 – 12.30 Altbaumodernisierung und Gebäudediagnose, Halle 2, Stand 400
  • 16.00 – 17.15 Energieeinsparung und öffentliche Förderung, Halle 2, Stand 400 (findet zur gleichen Zeit auch am Donnerstag und Freitag statt)
Donnerstag, 17. Januar
  • 9.30 – 14.30 Neues Wohnen in Stahl, Congress Center West, Saal Europa (Anmeldung erforderlich: Stahlinformationszentrum, Fax (0211) 6707-344
  • 14.00 – 18.30 Energiesparverordnung und Saint Gobain: Technik und Gestaltung mit Glas, Putz- und Dämmsystemen, Congress Center Süd, Saal Deutschland
  • 14.00 – 17.00 Betonbau aktuell: Planen und Bauen nach neuen Vorschriften, Congress Center Ost, Saal Ruhr
Freitag, 18. Januar
  • 10.00 – 12.30 Gebäudetechnik in der Altbausanierung, Halle 2, Stand 400
  • 10.00 – 13.00 Neue Tendenzen in der Freiraumgestaltung, Halle 7, Stand 401
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