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Das Prinzip Hoffnung

Konjunktur 2002: Ein schmaler Grat zwischen Abwärtstrend und Erholung
Das Prinzip Hoffnung

Ökonomen rechnen damit, dass der Tiefpunkt der Krise noch nicht erreicht ist. Die Wirtschaftsinstitute hatten in ihrem Herbstgutachten für 2001 ein Wirtschftswachstum von 0,7 % vorausgesagt. Anfang Januar sollen die Zahlen weiter nach unten revidiert werden. Vor allem die für das Wirtschaftswachstum 2002 vorausgesagten 2,3 %. Die Wirtschafts-Auguren gehen nunmehr von einem Wachstum von unter 1 % aus.

Von unserem Redaktionsmitglied Iris Frick – iris.frick@konradin.de

Ein Gespenst geht um: Rezession heißt es. Befindet sich die deutsche Wirtschaft tatsächlich in einer Rezession? Eigentlich sprechen die Rahmenbedingungen dagegen, die normalerweise damit einhergehen. Denn die Zinsen sind so tief wie seit 40 Jahren nicht mehr und die Ölpreise sind um ein Drittel gesunken.
Notenbank-Chef Alan Greenspan hat erst in den letzten Tagen wieder an der Zinsschraube gedreht. Die US-Notenbank hat den Zielsatz für Tagesgeld auf 1,75 % gesenkt. Anfang des Jahres betrug er noch 6,5 %.Trotzdem haben sich die Aussichten, auch für die deutsche Konjunktur, für die kommenden Monate weiter verschlechtert. In den vergangenen Wochen sind die veröffentlichten Indikatoren nahezu ohne Ausnahme gefallen. Der Einbruch beim ifo-Geschäftsklima und der neuerliche Rückgang des Einkaufsmanagerindex lassen eine schnelle Belebung der Konjunktur als unwahrscheinlich erscheinen. So der aktuelle Konjunkturbericht der Commerzbank.
Insbesondere die Stimmung in den Unternehmen sei deutlich schlechter geworden. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind erheblich gefallen, was einen Rückgang der Industrieproduktion schon in den letzten drei Monaten dieses Jahres wahrscheinlich macht.
Zinsen so tief wie seit 1961 nicht mehr
Warum sind die Unternehmen so investitionsgehemmt? Es hat sich doch manches getan im Staate Bundesrepublik.
So tritt rückwirkend zum 1. Januar 2001 die neue Abschreibungstabelle Maschinenbau in Kraft. VDMA-Chef Klingelnberg kommentiert: „Jetzt haben unsere Unternehmen endlich die lang vemisste Kalkulationssicherheit. Der Weg für Investitionen ist frei.“ Das Finanzministerium beziffert den Steuerausfall der nun eingeführten Branchentabellen auf rund 400 Mio. DM. Rund die Hälfte davon dürfte allein auf die Maschinenbautabelle entfallen. Das allein sind 200 Mio. DM, die in den Kassen der Unternehmen bleiben.
Hinzu kommt ein weiteres Bonbon des Fiskus, gerade für kleine und mittlere Betriebe: Künftig dürfen Rückstellungen bis zu 0,5 Mio. Euro für Investitionen steuerfrei erfolgen.
Als indirekte Investitionshilfe können auch die gesunkenen Preise auf den Rohstoff- und Energiemärkten betrachtet werden. Vor einem Jahr kostete das Barrel Rohöl beispielsweise rund 32 US-$. Jetzt ist es für unter 20 US-$ zu haben. Schätzungen gehen davon aus, dass dies allein in Deutschland Einsparungen von rund 17 Mrd. DM bringen wird. Alles Indikatoren, die für eine rasche Erholung der verschnupften Wirtschaft sprechen. Auch ZVEI-Präsident Dietmar Harting geht von einer berechtigten Hoffnung auf konjunkturelle Besserung aus: „Trotz aller Risiken sprechen handfeste gesamtwirtschaftliche Gründe für einen Aufwärtstrend.“
Im Vergleich zu anderen wichtigen Industriebranchen stelle sich die Lage der Elektroindus-trie als relativ robust dar. Die Automatisierungstechnik beispielsweise verzeichne noch Wachstumsraten von 4 %. „Es wirken vor allem strukturelle Effekte, da die elektronischen und elektrotechnischen Erzeugnisse als Treiber technologischer Fortschritte in immer mehr Anwendungsgebiete vordringen“, so Harting.
Der VDMA erwartet für 2002 einen Rückgang der Maschinenproduktion um 2 %. Allerdings geht die Branchenvertretung nicht von einer krisenhaften Zuspitzung nach dem Muster der Jahre 1991 bis 1993 aus. Diether Klingelnberg: „Als Vergleich bietet sich schon eher das Jahr 1999 an, als in Folge der Krisen in Asien, Russland und Lateinamerika die Maschinenproduktion um 1,4 % sank.“
Unabhängig von den Ereignissen des 11. September sah der VDMA für 2002 bereits früh einen leichten Produktionsrückgang. Er resultierte im Wesentlichen aus den Spätfolgen der seit Frühjahr 2001 rückläufigen Auftragseingänge. Im 2. Halbjahr sollten die Aufträge wieder sprudeln. Allerdings wurde da noch auf eine deutlich frühere konjunkturelle Erholung in den USA gesetzt.
Ob in diesem Umfeld die Tarifforderungen der Gewerkschaften von bis zu 7 % so clever sind?
Bleibt nur das Hoffen auf das 2. Halbjahr 2002, damit 2003 wieder positive Wachstumsraten erzielt werden.
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