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Das Subjekt China gibt es nicht

Blick nach...China
Das Subjekt China gibt es nicht

„China mag Micky Maus nicht mehr“ … so lautete eine Überschrift im Handelsblatt. Die Agentur AP schrieb am gleichen Tag, China habe Tausende Hühner getötet, um die Vogelgrippe unter Kontrolle zu bekommen.
Zu Hoch-Zeiten des Transrapid-Projektes in Shanghai hieß es: China wolle in den nächsten 30 Jahren ein 8500 km langes Hochgeschwindigkeitsnetz aufbauen, und der Chef des führenden Chip-Designers Cadence hofft: China werde erkennen, dass ein IP(geistiges Eigentum)-Schutz seinen eigenen Interessen diene. „Ich sage nur China, China, China“, rief 1967 drohend ein deutscher Bundeskanzler.
Das handelnde Subjekt ist ein riesiger Flächenstaat mit 1,3 Milliarden Einwohnern. Mögen die Micky nicht mehr? Die Meldung selbst verweist auf das Gegenteil: Eben weil Chinesen Micky Maus so sehr mögen, geht die Zensurbehörde mit einer Verfügung gegen ausländische Trickfilme vor. Dass China den Transrapid will, konnte man bereits 2002 nicht wirklich sagen: Außer dem seinerzeitigen Premier waren die meisten Machthaber dagegen. Und was die Intellectual Property Rights anbelangt, so hat China vom IP-Diebstahl genauso wenig wie von dessen Schutz.
Die Berichterstattung liebt es trotzdem, China als ein einheitlich handelndes Subjekt vorzustellen. Damit hofft sie, diese komplexe fremde Welt in den Griff zu bekommen und sich die mühsame Erarbeitung dieses Landes zu ersparen. „China“ prägt die Wahrnehmung, und der Eindruck entsteht, wenn „China“ etwas will, tut, verkündet … nun, dann ist es auch so. Das ist leider eine irreführende Vereinfachung.
Das Subjekt China gibt es leider nicht. Dort gilt vielmehr: Jeder macht, was er will, keiner was er soll und alle machen mit. Zahllose Funktionäre, die in ihren jeweiligen Bereichen tun und lassen können, was ihren persönlichen Interessen am meisten dient, bestimmen die Realität. Heute so, morgen anders. Gefährlich ist es deshalb, China als Subjekt wahrzunehmen oder gar zu glauben, ein Deal in Peking oder einer Provinzhauptstadt mache die Bahn frei. „Der Himmel ist hoch, und der Kaiser ist weit“ sagt das im Umgang mit seinen (großen und kleinen) Herrschern sehr erfahrene und deshalb stets realistische chinesische Volk. Immer wieder müssen Investoren feststellen, dass China ihnen nicht helfen kann, wenn lokale Behörden Kasse machen. Seit Jahren kämpft beispielsweise einer der ersten Taiwaner China-Investoren in der Stadt Suzhou gegen undurchsichtige Winkelzüge ehemaliger lokaler Partner. Es scheint, er wird einige Millionen Dollar abschreiben müssen.
Deshalb gilt vorab: intensiv mit Land und Leuten beschäftigen! Guter und vor allem nachhaltig-menschlicher Kontakt zu den Geschäftspartnern ist Bedingung des wirtschaftlichen Überlebens im Land mit den vielen Gesetzen und wenigem Recht. Wer hier vorankommen will, muss sich ganz persönlich und weit auf China einlassen.
Wer vorankommen will, muss sich ganz auf Land und Leute einlassen
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