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„Das System muss gelebt werden“

Ulrich W. Kreher und Martin Eichinger zur Qualitätsstrategie von Elektror airsystems
„Das System muss gelebt werden“

Mit einem ganzheitlichen Ansatz wappnet sich die Esslinger Elektror airsystems GmbH für den Aufstieg zum Qualitätsführer. Firmenchef Ulrich W. Kreher (links) und sein Qualitätsbeauftragter Martin Eichinger erläutern diesen Anspruch.

Ist es für Elektror mit seinen rund 200 Mitarbeitern nicht ein Kraftakt, das Unternehmen umfassend auf Qualität zu trimmen?

Kreher: Gewiss, aber die Zeitfenster sind heute so eng, dass global orientierte Mittelständler denken müssen wie internationale Großunternehmen. Er unterliegt dem Zwang, erfolgreich zu sein und profitabel zu wachsen. Wer wie Elektror jährlich mehr als fünf Prozent des Umsatzes in die Entwicklung steckt, bewegt richtig Geld, das muss man erst einmal verdienen. Doch ohne das gibt es keine Zukunft. Wir wollen den langfristigen Erfolg, und wir wollen wachsen.
Das schließt aber nicht aus, dass Sie bereits für 2008 die Qualitätsführerschaft in Ihrer Branche beanspruchen?
Kreher: Diesen Fokus sehe ich in unserem Meilensteinplan eher als Zwischenziel. Aber jeder Meilenstein signalisiert auch: Wir wollen das Ziel, deshalb halten wir den Termin. Dabei kommt Dynamik auf und Druck ins System, so dass es funktionieren wird.
Was fehlt Ihnen noch auf dem Weg dorthin?
Eichinger: Um uns von anderen noch besser abzugrenzen, ist der ganzheitliche Qualitätsansatz wichtig. Dafür haben wir zusammen mit externen Beratern auch das aktuelle Projekt e-process aufgelegt. Dieses resultiert aus einem früheren Vertriebsprojekt, das gestartet wurde mit dem Ziel, über den besten Vertrieb in der Branche zu verfügen. Das e-process-Projekt hat die Optimierung der kundenorientierten Prozesse im Unternehmen zum Ziel. Der Kunde muss zufrieden sein. Denn Qualität bedeutet, diese nicht nur an der Maschine zu produzieren, sondern auch umfassenden Kundenservice zu bieten: Der Kunde ruft an, wird weitervermittelt im Unternehmen und findet schnellstmöglich wieder hinaus – und zwar so, dass alle zufrieden sind.
Qualität bemisst sich an dem, was der Kunde dafür hält?
Kreher: Exakt, und Kunden empfinden Qualität immer ganzheitlich – vom ersten Gespräch über die Inbetriebnahme bis zum After Sales Service. Wir haben die Kundenzufriedenheit auch per Fragebogen erhoben und gemessen. In diese Richtung geht es jetzt auch mit der Einführung eines Customer Relationship Management, intern e-rm-Projekt, also elektror-relationship-management, genannt. Wichtig ist dabei aber nicht die Software per se, sondern die Denke in den Köpfen der Mitarbeiter. Die Philosophie muss gelebt werden, die Mitarbeiter müssen verstehen, wovon sie profitieren und dass letztendlich das ganze Unternehmen und die Kunden einen Benefit davon haben. Das läuft Hand in Hand mit dem e-process-Projekt, das die Basis liefert für die optimierten kundenorientierten Prozesse. Es ist ein Puzzlestein im Gesamtbild der angestrebten Qualitätsführerschaft.
Wo sehen Sie noch Potenzial, um sich zu verbessern?
Kreher: Die Verwaltung gehen wir demnächst gezielt per KVP-Prozess an – auf Basis der Erfahrungen, die wir damit in unserer Produktion in Waghäusel in den letzten drei Jahren gesammelt haben. Auch im Verwaltungsbereich braucht es Spielregeln und letztendlich Prozesse, die über Kennzahlen gesteuert werden. In der Produktion läuft das sehr rund. Generell werden wir uns klar an Kennzahlen messen. Das ist unser Fernziel. Auf dem Weg zum Qualitätsführer, unter dem Aspekt des ganzheitlichen Ansatzes, kommen wir an der Optimierung der Verwaltungsprozesse absolut nicht vorbei.
Qualität ist also weniger eine Frage der Technik als des Managements?
Eichinger: Das gesamte Unternehmen einzubinden, ist wichtig. Dazu gehört eine funktionierende Schnittstelle nach außen zum Kunden wie zum Service, denn wir wollen auch die technische Qualität des Produktes verbessern. Wichtig sind zudem eine gewisse Lieferantenpflege und natürlich Investitionen in den Maschinenpark, die aktuell von einer Schleifmaschine über ein neues Bearbeitungszentrum bis hin zu einer Anlage für die Motorenwicklung reichen. Wir haben eine neue 3D-Messmaschine beschafft, zusammen mit einem Beratungshaus die Montageplätze optimiert und in unser ELS genanntes Elektro-Logistik-System vor Jahren kräftig investiert.
Können Sie den Fortschritt für den Kunden mit ELS konkretisieren?
Eichinger: Gerätespezifikationen sind bei uns so klassifiziert, dass sie innerhalb von einem Tag, also auf Lager, bereitstehen und in fünf Tagen oder bei kundenspezifischer Ausfertigung in 15 Tagen ausgeliefert werden können. Dies funktioniert, weil die Varianten erst am Ende erzeugt werden. Zuvor hatten wir hohe Bestände, nicht selten lagerten bis zu 200 Geräte, heute sind es gerade noch zwölf. Was unsere Mitarbeiter damals für unmöglich hielten, ist heute kein Thema mehr. Die Produktion steuert die Prozesse und schleust auch die Aufträge selbst ein. Weit über die Hälfte aller Produkte sind Fünf-Tages-Geräte.
Kreher: Wir untersuchen derzeit, ob diese 5- und 15-Tages-Grenzen unterboten werden können. Gefühlsmäßig ist ein Großteil der Geräte in 8 statt in 15 Tagen lieferfertig.
Mit zunehmendem Anteil an Individuallösungen?
Kreher: 55 bis 60 Prozent unserer Geräte sind auf Anforderungen der Kunden zugeschnitten. Allerdings aus einem hohen Standard heraus, denn nur darüber funktioniert auch unser ELS-Konzept. Damit heben wir uns klar ab vom Wettbewerb.
Auf welche wichtigen Trends stellen Sie sich ein?
Eichinger: Wir müssen zunehmend Mehrspannungsbereiche bedienen, hinzu kommt die Mehrfrequenztauglichkeit unserer Geräte. Märkte in Fernost und USA fordern andere Spannungen und Frequenzen. In der Lufttechnik ist es schwierig, bestimmte Zusammenhänge einfach zu bewältigen, da der Ventilator hohe physikalische Anforderungen an den Motor stellt. Amerikanische Märkte kennen große Spannungsweiten. Auch die Toleranzen sind dort nicht so eng eingehalten wie in Europa. Hinzu kommen Zusatzanforderungen bis hin zu Atex. Die europäische Richtlinie 94/9 EG nimmt Betreiber und Gerätehersteller in die Pflicht, explosionsgeschützte Ausführungen zur Verfügung zu stellen – meistens in Form einer Individuallösung.
Ist es nicht an der Zeit, den Ventilator zur intelligenten Komponente zu entwickeln?
Kreher: Genau diese Richtung schlagen wir ein. Der Ventilator wird zum intelligenten Produkt, das zudem in immer höhere Bereiche hineinwächst. Also Erweiterung plus alles, was mit Intelligenz am Produkt zu tun hat. Teilweise sind die Geräte in den Anlagen derart verbaut, dass Themen wie Fernwartung, Abfragen und Intelligenz auf der Hand liegen. Warum fällt heute kaum mehr ein Auto aus? Sie müssen heute regelmäßig zum Kundendienst. Ob der Keilriemen schlecht ist oder nicht, er wird ausgewechselt. Doch der Kunde hat etwas davon. Um ein solches Careless-Paket mit einer Art lebenslangen Garantie kreisen auch unsere Gedanken. Zu sagen, der Kunde kauft bei uns und ist seine Sorgen los, ist mein Traum.

Elektror in Kürze
Elektror airsystems GmbH
Gegründet: 1923
Stammsitz: Esslingen/Neckar, ab 2008 Ostfildern, weltweit 20 Vertriebs- und Serviceniederlassungen
Produktionsstandort: Waghäusel
Mitarbeiter: rund 200
Produktprogramm: Industrie-Radialventilatoren und Seitenkanalverdichter für den wirtschaftlichen Einsatz von Luft als vielseitige Arbeitskraft zum Lüften, Kühlen, Heizen, Trocknen, Transportieren und Fördern
QS-Projekte und -Aktivitäten:
  • Null-Fehler-Produktion
  • One-Piece-Flow
  • Elektror-Logistik-System: Lieferung von Standardprodukten innerhalb von 5 Tagen nach Auftragseingang, kundenspezifische Ausprägungen innerhalb von 15 Tagen
  • Supply Chain Management
  • Atex-Ventilatoren der RD-Reihe
  • CRM-System (e-CRM) und e-process
  • Zeiss 3D-Koordinatenmesssgerät
  • Internationale Zertifizierungen
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