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Der Duft der weiten Welt

Globalisierung verschärft den Wettbewerb bei den Zulieferern
Der Duft der weiten Welt

Die Internationalisierung des Einkaufsverhaltens wichtiger Abnehmerbranchen nimmt weiter zu. Das zeigt sich besonders in den Zulieferhallen der Hannover Messe: Der Anteil ausländischer Aussteller liegt deutlich über 50 %. Keine andere Zuliefermesse in Europa zeigt so viel Länderflair.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Baumgärtner – thomas.baumgärtner@konradin.de

Die deutschen Zulieferer reagieren auf die Globalisierung mit Kooperationen untereinander, vor allem aber verstärkt mit Leistungen, die Alleinstellungsmerk-male sichern. Schließlich verfügen die Zulieferungs-Dienstleister häufig über weit höheres technisches Know-how als ihre Kunden, wenn es um den Einsatz alternativer Werkstoffe, um Optimierungen der Fertigungsverfahren, um das Umsetzen von Designvorgaben in praktikable und kostenmäßig annehmbare Konstruktionen und vor allem auch um Kostensenkungen geht.
So zeichnet sich beispiels-weise Kern-Liebers, Schramberg (Halle 2, Stand C44) durch höchste Präzision bei einem Produkt aus, das man gar nicht sieht: Das Schwarzwälder Traditionsunternehmen macht Löcher.
Als Lieferant der einheimischen Uhrenindustrie verschrieb sich Kern-Liebers von Anfang an der Präzision. Und wie genau dort heute gearbeitet wird, das wollen die Nachfahren von Firmengründer Hugo Kern in Hannover zeigen. Zu sehen sein wird, dass der Lochdurchmesser 50 – 1000 µ betragen und ein Neigungswinkel von bis zu 28º gewählt werden kann. „Und die beiden Parameter können von Loch zu Loch variiert werden“, erklärt Unternehmenssprecherin Michaela Roth.
Die Unternehmensgruppe Kern-Liebers ist auch ein gutes Beispiel für eine gelungene Fusion: Um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben, fusionierte bereits 1971 die Hugo Kern KG mit der Konkurrenzfirma Liebers & Co – der ersten deutschen Platinenfabrik – zu Hugo Kern und Liebers GmbH & Co., Platinen- und Federnfabrik.
Kooperationen und Übernahmen prägen die Situation in der Zulieferbranche nach wie vor. So übernahm jüngst die Claas Guss GmbH, Bielefeld, die renommierte Schweizer Kundengießerei Bülachguss AG in Bülach bei Zürich. Blüachguss, so heißt es trocken in einer Mitteilung des Unternehmens, habe sich „auf Grund der schwierigen Wettbewerbssituation für Eisengußprodukte entschieden, in den nächsten Monaten aus dem Markt auszuscheiden.“ Eine Zusammenarbeit mit Claas Guss habe man nunmehr gewählt.
Die so dezent umschriebene Pleite der technisch hochangesehenen Gießerei kam Claas Guss gelegen. Die Bielefelder wollen den Kundenstamm der Schweizer übernehmen. Bü-lachguss-Verkaufsleiter Hans-Ulrich Büchi ist nur noch im Auftrag der deutschen Gießerei tätig.
Angeführt wird der Konzentrationsprozess von der Automobilindustrie. Wenn bis zum Jahre 2010, wie schon mehrfach prognostiziert – zuletzt von Roland Berger – nur noch acht Automobilhersteller weltweit übrig bleiben, dann sind die Auswirkungen auf die Zulieferindustrie unschwer fest zu machen: „Gobale Automobilhersteller wollen globale Zulieferer als Partner“, so Dr. Joachim Scholz vom Automotive Competence Center von Roland Berger in Stuttgart.
Weil nicht nur Konzernzulieferer immer mehr für ihre Abnehmer machen, kommt auf die kleinen und mittleren Unternehmen ein Problem zu, das vielerorts für Kopfzerbrechen sorgt und sich nicht selten wie ein unruhiger Geist in den Konstruktionsbüros der Unternehmen einnistet: Die Angst vor der nicht mehr beherrschbaren Variantenvielfalt geht um.
Forscher und Softwarespezialisten sind angetreten, um das Klein-Klein von Art und Abart in den Griff zu bekommen. Die Camos GmbH, Stuttgart, nach eigener, nicht unbescheidener Darstellung „Technologieführer für Produkt und Angebotskonfiguration“, präsentiert in Hannover erstmals ihre neueste Softwarelösung für Variantenmanagement im Vertrieb (Halle 6, Stand L31).
Mit dem Vertriebsfokus setzt das Softwarehaus geschickt seinen Schwerpunkt auf den abgrenzbaren Bereich der Auftragsabwicklung. Das Herzstück der Lösung, der regel- und constraintbasierte Konfigurator, unterstützt Produktkonfiguration, Angebotserstellung und Preisfindung im lokalen und globalen Vertrieb. „Er ist im Internet, auf dem Notebook des Verkäufers oder im Innendienst anwendbar“, heißt es in einer Mitteilung von Camos. Ein spezielles Modul der Software schlägt auch die Brücke zum ERP-System. Dadurch würden, argumentiert Camos-Geschäftsführer Michael Hüllenkremer, den anwendenden Unternhemen „neue Perspektiven zum Aufbau von ganzheitlichen Informationssystemen in der Business-Kommunikation und im Kundenmanagement eröffnet.“
Auffallend in diesem Jahr ist, dass besonders Unternehmen aus Osteuropa die Hannover Messe nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Zwar ist die Kommunikation nicht immer leicht, und die Präsentation mitunter etwas hölzern, doch lässt sich auf den Gemeinschaftsständen der Ostländer noch so manches Kleinod entdecken.
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