Auf der neuen Leitmesse MobiliTec installiert die Hannover Messe den Zukunftsmarkt Mobilitätstechnologien. Zu sehen sind hybride und elektrische Antriebstechnologien, mobile Energiespeicher und alternative Mobilitätstechnologien.
Keine Frage: Die Elektromobilität hat auf der MobiliTec in Halle 27 oberste Priorität. Als Fahrzeugschau versteht der Veranstalter seinen jüngsten Fachmessespross im Rahmen der Hannover Messe dennoch nicht. „Konzeptionell ist die MobiliTec ganz klar keine Fahrzeugmesse, die verschiedenste Formen von Elektroautos zeigt“, betont Wolfgang Pech, der für die Hannover Messe zuständige Geschäftsbereichsleiter. Das sei überhaupt nicht Intention des Veranstalters, der Deutschen Messe AG, gewesen. Vielmehr werde eine horizontale Technologiemesse aufgebaut, die Technologien, Verfahren und Innovationen auf die internationale Hannover-Messe-Plattform bringt, um die Industrie dabei zu unterstützen, das Zeitalter der Elektromobilität zu meistern.
Es gebe bei diesem Zukunftsthema noch viele ungeklärte Fragen. Umso mehr, so Pech, müsse die MobiliTec das Thema Mobilität in seiner ganzen Bandbreite darstellen und nicht nur auf Elektrofahrzeuge fokussieren – etwa das Zusammenspiel der Elektromobilität mit den Energieträgern der Zukunft, mit Energieversorgern und Netzbetreibern, bis hin zu Speichertechnologien und Werkstoffen für neue Konstruktionen.
Die neue Fachmesse selbst erhebt den Anspruch, die Interessen der Marktteilnehmer zu bündeln und alle Technologien für die Mobilität der Zukunft abzubilden. Damit sind nicht nur hybride und elektrische Antriebstechnologien, mobile Energiespeicher und die erforderliche Strominfrastruktur gemeint, sondern auch alternative Mobilitätstechnologien wie etwa das mit Wasserstoff und Brennstoffzellen angetriebene Flugzeug Antares DLR-H2 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Hinter dieser Idee steht unter anderem der Maschinenbauerverband VDMA als ideeller Träger der MobiliTec. Die Fachgemeinschaft Antriebstechnik und die Forschungsvereinigungen Antriebstechnik (FVA) und Verbrennungskraftmaschinen unterstützen die Aktivitäten der Netzwerkinitiative E-Motive, die mit einem Gemeinschaftsstand in Halle 27, Stand D60, vertreten ist. Zahlreiche dort vertretene Aussteller fokussieren den elektrifizierten Antriebsstrang – vom gängigen Hybridkonzept bis zum vollelektrischen Antrieb. Kernkomponenten sind die E-Traktion (Elektromotor und Getriebe), die Steuerung (Systemmanagement, Leistungselektronik und Sensorik) sowie Energiespeicher (Batterie, Kondensator und alternative Speicher).
Im direkten Umfeld der Leitmesse Energy, die im Vorjahr 100 000 Fachbesucher angezogen hat, präsentieren die MobiliTec-Aussteller Themenbereiche, die von E-Mobilitätstechnologien über alternative Kraft- und Brennstoffe bis hin zu Schlüsseltechnologien für die Produktion reichen. So zeigt die Wittenstein AG (Stand D60) aktuelle Entwicklungen der Hightech-Antriebstechnik wie Getriebe, Motoren und SiC-Leistungselektronik. Die Igersheimer präsentieren sich erstmals als High-Endpartner für die Entwicklung und Fertigung elektromechanischer Hochleistungsantriebe, wie sie in Elektro- und Hybridantrieben eingesetzt werden. Das vorgestellte Antriebssystem soll demonstrieren, wie elektrische und hybride Antriebstechnologien von morgen komzipiert sein müssen: einerseits integriert, also als Einheit aus Motor, Getriebe und Elektronik mit höchstmöglichem Wirkungsgrad, andererseits als modularer Baukasten für Elektroantriebe, der es ermöglicht, verschiedene Komponenten für verschiedene Fortbewegungsmittel aus gleichen Teilen aufzubauen, der aber auch völlig neue Antriebs-Architekturen ermöglicht. Das „Messemodell“ mit seinen technischen Features soll zeigen, wohin der Weg der Wittenstein-Elektromobilität gehen wird: „Motor, Getriebe und Elektronik sind optimal aufeinander abgestimmt und können es mit dem Leistungsgewicht eines Antriebs in der Formel 1 durchaus aufnehmen“, betonen die Igersheimer.
Die Compact Dynamics (Stand D60), Starnberg zeigt einen Axialflussflussmotor mit hohem Wirkungsgrad. Eignen soll sich der auf hohe Drehzahlen ausgelegte Dynax sowohl für kleine hochdynamische Stellmotoren, etwa als Einzelradantrieb, als auch für schwere, im Getriebe integrierte Antriebsmotoren.
Hochentwickelte Leistungselektronik braucht es, um Elektro- und Hybridantriebe zu steuern. Deshalb zeigt die Schmidhauser AG (Stand D40) aus Romanshorn Mehrfachumrichter für den Antrieb von Nebenaggregaten in Bussen und Nutzfahrzeugen. Für den Hauptantrieb führen die Schweizer Einzel- oder Mehrfachumrichter im Programm. Die Motorenfabrik Hatz (Stand D60) aus Ruhstorf präsentiert einen Range Extender, der die Reichweite von Elektrofahrzeugen erhöht, indem er die Batterien über einen im Motor eingebauten Permanent-Magnet-Generator nachlädt. Unter dem Motto „E-mobil mit Strom aus Wind und Sonne“ zeigt das EWE-Forschungszentrum Next Energy in Halle 27, Stände F55/F30 Flagge. Der Bereich Energiespeicher präsentiert Speichersystem-Entwicklungen für den mobilen Einsatz im Kraftfahrzeug sowie Redox-Flow-Batterien für stationäre Anwendungen.
Auch die Gefahr durch Stromunfälle in Elektro- und Hybridfahrzeugen ist ein Thema auf der MobiliTec. Die Dipl.-Ing. W. Bender GmbH & Co. KG (Stand D60) aus Grünberg überwacht mit dem neuen modularen Gerät A-Isometer iso-F1 die Isolation des kompletten elektrischen Antriebsstrangs. Laut Angaben erhöht dies die Sicherheit. Auf die präzise Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Musterteilen mit dem Schwerpunkt Feinblechteile ist Hermann Blechtechnik (Stand D60) spezialisiert. Die Schorndorfer zeigen ihr Know-how auf der Messe anhand von selbst entwickelten Elektrofahrzeugen sowie dem Streetstepper Budyboddy und dem E-Bike Elmoto.
Stand H60 ist Anlaufadresse für an Wasserstoff und Brennstoffzellen Interessierte. Auf dem Gemeinschaftsstand präsentieren sich 150 Aussteller aus 25 Ländern. Auf Stand J60 zeigt das DLR-Institut für Technische Thermodynamik die Antares DLR-H2. Das Flugzeug hat mit der Brennstoffzelle als Antrieb eine Reichweite von 750 km bei rund fünf Stunden Flugzeit. Im Juli letzten Jahres bewies die Innovation beim offiziellen Erstflug in Hamburg ihre Flugfähigkeit.
Ein Elektrofahrzeug mit Brennstoffzellen als Range Extender, der die Reichweite des Fahrzeugs erhöht, präsentiert die Proton Motor Fuell Cell GmbH (Stand J64). Die Innovation der Puchheimer ist für den Hermes Award nominiert. Wie sehr Mobilität bewegt, kann jeder Besucher im Energy Park des Freigeländes vor Halle 27 testen: Brennstoffzellen-Fahrzeugen, etwa der SFC Smart Fuel Cell AG, Brunnthal, ebenso wie Elektro- und Hybridkonzepte.
Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
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