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Deutsche Anbieter geraten unter Druck

Werkzeugbau-Kolloquium: Durchlaufzeiten in Deutschland zu lang
Deutsche Anbieter geraten unter Druck

Asiatische Werkzeugbauer liefern qualitativ hochwertige Tools oft schneller und preiswerter als ihre deutschen Kollegen. Das kam beim Aachener Kolloquium Werkzeugbau mit Zukunft zum Ausdruck.

Von unserem Redaktionsmitglied Haider Willretthaider.willrett@konradin.de

Die Durchlaufzeiten sind bei deutschen Werkzeug- und Formenbauern deutlich zu lang. Das besagt eine Untersuchung des Altarum Center for Automotive Research (CAR) in Ann Arbour/Michigan/USA, die Prof. Richard Gerth, Assistant Director Manufacturing Systems am CAR, anlässlich des 3. Kolloquiums des Aachener Werkzeug- und Formenbaus vorstellte. Die Studie vergleicht vier US-Betriebe mit zwei japanischen und einem deutschen Unternehmen. Während die Japaner im Schnitt bereits nach 20 Wochen ein neues Werkzeug liefern konnten, benötigten ihre amerikanischen Kollegen rund 35, der deutsche Wettbewerber gar 67 Wochen. Gegenüber den japanischen Unternehmen verlor der deutsche Bewerber mehr als 25 Wochen bei Bearbeitung und Montage und weitere 20 Wochen bei Versuchen und beim Einfahren. Die Zeitspannen für Konstruktion und Vorbereitung sind dagegen vergleichbar.
Von ähnlichen Erfahrungen berichtete Peter Meyer, Leiter Einkauf des Geschäftsbereichs AE bei der Robert Bosch GmbH in Reutlingen: „Ein Vergleich von europäischen und asiatischen Lieferanten von Guss- und Stanzwerkzeugen ergab, dass die Durchlaufzeiten in Deutschland gut doppelt so lang sind.“ Während die Werkzeuge in Japan im Schnitt nach 16 Wochen fertig seien, brauchten die deutschen Kollegen derzeit rund 36 Wochen. „Angesichts der ohnehin knappen Entwicklungszeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, sind diese 20 Wochen ein entscheidender Vorteil.“
Die Benchmarking-Analyse der Reutlinger hat ergeben, dass die Asiaten direkt nach Auftragseingang mit Konzeption und Konstruktion beginnen. In Deutschland dagegen sorgen interne Kapazitätsplanungen dafür, dass der Auftrag erst mal vier bis acht Wochen liegen bleibt. Zudem sei in Japan der komplette Fertigungsprozess mit Hilfe von PPS-Systemen so durchgeplant, dass kaum Liegezeiten entstehen. Der standardisierte, modulare Aufbau der Werkzeuge und effiziente Bearbeitungsprozesse sparen weitere Zeit. Nachteilig wirkt sich für viele deutsche Hersteller auch aus, dass sie Werkzeuge, die beispielsweise nur 60 000 Teile im Jahr ausstoßen, genauso auslegen wie solche für 600 000 Teile. Asiatische Lieferanten wenden hier laut Meyer unterschiedliche Konzepte an und sind so in der Lage, nicht nur schneller sondern auch billiger zu liefern. Und das bei hoher Qualität.
Um einen erfolgreichen Entwicklungspfad für das eigene Unternehmen festzulegen, sei es wichtig, zu kapieren statt zu kopieren, sagte Prof. Günther Schuh. Er löste am 1. Oktober Prof. Walter Eversheim in den Direktorien der beiden Aachener Institute WZL und IPT ab. Der Wissenschaftler sprach über das Thema Benchmarking, „das ein gutes Hilfsmittel ist, um von den Besten zu lernen und den eigenen Betrieb strategisch auszurichten.“ Wettbewerbs-orientiertes Benchmarking ermögliche es, kontinuierlich nach erfolgreichen Strategien zu suchen und sie umzusetzen. Viele Werkzeugbauer lieferten zwar High-tech-Produkte, arbeiteten selbst jedoch noch immer mit konventionellen, wenig innovativen Methoden, gab Schuh zu bedenken.
Kolloquium 2002
Veranstalter:
– Aachener Werkeug- und Formenbau im Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT), Aachen,
– Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre (WZL) der RWTH Aachen
Inhalt:
23 Fachvorträge zu Themenbereichen wie Strategie, Technologie, Informations-management, Organisation oder welt-weite Situation des Werkzeugbaus
Teilnehmer: rund 260
Turnus: alle 2 Jahre
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