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„Die beste Beratung bringt nichts ohne Software und Lieferantennetzwerk“

Hecaron-Chef Dr. Eckard Kern zu den Anforderungen an Beschaffungsdienstleister
„Die beste Beratung bringt nichts ohne Software und Lieferantennetzwerk“

Der elektronische Beschaffungsmarkt ist im Wandel. Wer im Markt bestehen will, muss umdenken. Dr. Eckard Kern, einer der Gründer und Vorstandssprecher der Heilbronner Hecaron AG, sieht in Beratungsdienstleistungen die optimale Ergänzung zum operativen Geschäft.

Das Gespräch führte Susanne Schwab während der Messe E-Procure in Nürnberg

Hecaron hat sich vom Internetmarktplatz zum umfassenden Beschaffungsdienstleister entwickelt. Welche Beratungsdienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden heute an?
Wir bieten unseren Kunden operative und strategische Beratungsleistungen in den Bereichen Materialwirtschaft, Logistik und Einkauf. Dort haben wir uns auf den technischen Einkauf von komplexen Teilen und Produktionsmaterial spezialisiert. Dies umfasst unter anderem Kostensenkungsprojekte, Lieferanten- und Beschaffungsmarktrecherchen, Warengruppen- und Lieferantenmanagement, Outsourcingprojekte, Prozessmanagement sowie E-Pro-curement-Strategien.
Welche Gründe waren für Sie letztendlich ausschlaggebend, Ihr Dienstleistungsportfolio zu erweitern?
Wir haben nach unserem Online-Gang im April 2001 ziemlich schnell festgestellt, dass viele Kunden das Thema E-Procurement zwar interessiert, ihre internen Prozesse aber noch nicht E-Business-fähig sind. Wir haken dort gezielt ein und führen die Unternehmen durch Beratungsprojekte und Workshops an das Thema heran und setzen erst danach konkrete Lösungen um. Dazu kommt, dass sich für einen Teil der Unternehmen ein E-Procurement-System nicht lohnt. Im Rahmen einer Dienstleistung oder eines Einsparungsprojektes lassen sich dagegen oftmals Kostensenkungspotenziale realisieren, die sofort gewinn- und verlustwirksam werden.
Sehen Sie darin die Zukunft Ihres Unternehmens im hart umkämpften E-Business-Markt?
Ja. Wir werden den Kunden auf seinem jetzigen Niveau und Kenntnisstand abholen und versuchen, langfristige Beziehungen aufzubauen.
Wie grenzen Sie sich Ihrer Meinung nach vom Wettbewerb ab?
Wir bieten unseren Kunden nicht nur eine Software oder einen Marktplatz für die Ausschreibung ihrer Teile, sondern unterstützen sie umfassend in allen Belangen des technischen Einkaufs. Gerade bei komplexen Teilen stoßen reine Software-systeme ohne die Unterstützung erfahrener Mitarbeiter schnell an ihre Grenzen. Der Nutzen für die Kunden liegt darüber hinaus in der Kombination der strategischen Beratung und der schnellen Realisierung von Kostensenkungspotenzialen, basierend auf einem umfangreichen Know-how im technischen Einkauf, einem umfassenden Projektmanagementansatz und dem direkten Zugriff auf die Fertigungskapazitäten des starken und kompetenten Lieferantennetzwerks.
Wo legen Sie persönlich den Schwerpunkt von Hecaron?
Der Schwerpunkt liegt für uns auf der Erweiterung der Beratungsleistungen, wobei wir weder auf unsere Software noch unser Lieferantennetzwerk verzichten können. Im technischen Einkauf komplexer Teile und Produktionsmaterialien schafft unserer Meinung nach erst die Kombination aller drei Elemente eine wertschöpfende Dienstleistung – und das gilt für alle Branchen, mit denen wir zusammenarbeiten.
Aus welchen Branchen kommen denn Ihre Kunden?
Vorrangig aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, der Möbelindustrie und dem Innenausbau sowie dem Fahrzeugbau und der Bauzulieferindustrie. Generell können wir aber jedes Unternehmen unterstützen, das Investitionsgüter und langlebige Gebrauchsgüter herstellt, bei denen technische Teile benötigt werden.
Wie haben Ihre Kunden das neue Programm angenommen?
Gut! Die Nachfrage speziell nach Kostensenkungsprojekten ist auf Grund der derzeitigen wirtschaftlichen Lage hoch. Wir haben bereits einige Projekte erfolgreich durchgezogen und den betreffenden Kunden in den betroffenen Warengruppen Kosteneinsparungen von 15 bis 40 Prozent gebracht.
Sie versprechen Ihren Kunden eine hohe Beratungskompetenz. Was heißt das konkret?
Meine beiden Gründer- und Vorstandskollegen und ich kommen aus der Beratung. Wir verfügen alle drei über langjährige Beratungserfahrung in den Bereichen Operations, Materialwirtschaft, Produktion und IT. Für die Projektbearbeitung bringen wir unsere Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen: Technischer Einkauf, Beratung und Logistik, IT.
Mit welchen Kosten müssen Unternehmen rechnen, wenn sie die zusätzlichen Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen wollen?
Das hängt ganz vom Umfang des Projektes und den Wünschen des Kunden ab. Wir bieten sowohl eine erfolgsabhängige Vergütung, in Abhängigkeit der erzielten Ein-sparung, als auch feste Tagessätze für reine Beratungs- und Ausschreibungsprojekte.
Abgesehen von der Beratung: Was bietet Hecaron den Einkäufern sonst noch?
Zum einen können Einkäufer unseren Marktplatz für Zeichnungsteile nutzen. Dazu bieten wir auch die Nutzung unserer Software im Rahmen einer Application-Service-Providing (ASP)-Lösung an, um ein unternehmenseigenes Lieferanten- und Ausschreibungsnetzwerk einrichten zu können. Zum anderen bieten wir ihnen beispielsweise Ausschreibungsprojekte, Lieferanten- und Beschaffungsmarktrecherchen, Kostensenkungsprojekte sowie andere Beratungsdienstleistungen rund um den technischen Einkauf.
Und wie können die Lieferanten von Ihrem Angebot profitieren?
Die Lieferanten erhalten über unser Netzwerk Zugang zu neuen Kundengruppen und Märkten. Wir bieten ihnen dazu einen zusätzlichen Vertriebskanal. Sie erhalten konkrete Ausschreibungen, die auf ihr Leistungsspektrum zugeschnitten sind – und dies nicht nur für Einzelteile, sondern im Rahmen von größeren Projekten auch für ganze Jahresbedarfe. Das Thema E-Procurement darf meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden, da es ohnehin in den nächsten Jahren, abhängig von den jeweiligen Branchen, zu einer Selbstverständlichkeit werden wird. Für Automobilzulieferer ist dies ja schon vor geraumer Zeit zur Realität geworden; die anderen Branchen ziehen nach.
Mit dieser – ich sage mal elektronischen – Realität haben Sie tagtäglich zu tun. Wie sorgt Ihr Unternehmen dafür, dass sich die richtigen Partner finden?
Auf unserem Online-Marktplatz geschieht das ganz konkret anhand der Ausschreibungen der Einkäufer. Die Software und unser Serviceteam vergleichen die Anforderungen der Ausschreibung mit den im System hinterlegten Lieferantendaten. Die Ausschreibung wird nur den Lieferanten zugestellt, die sie auch bearbeiten können. Zusätzlich hat jeder Einkäufer die Möglichkeit, Ausschreibungen innerhalb des Netzwerkes an das elektronische schwarze Brett zu hängen und damit öffentlich zu machen.
Wo sehen Sie Vorteile für beide Parteien?
Im Wesentlichen geht es darum, die Prozesskosten auf beiden Seiten zu reduzieren, auch wenn diese für viele Unternehmen nur schwer einzuschätzen sind. Die damit verbundene Integration und Vernetzung von Geschäftsprozessen macht Unternehmen wettbewerbsfähig, gerade vor dem Hintergrund, dass speziell die Lohnkosten in vielen Ländern niedriger sind als in Deutschland. Es macht doch heutzutage keinen Sinn mehr, elektronische Daten auf Papier zu bannen und auf der anderen Seite wieder zu digitalisieren, sprich manuell in Computersysteme einzupflegen. Dies gilt sowohl für den Austausch von Zeichnungen und technischen Dokumenten als auch für Buchhaltungsdaten.
„Wir müssen die richtigen Partner zusammenbringen“
Thema Internationalisierung: Welche Schritte wurden bei Hecaron bereits unternommen? Beteiligen sich auch ausländische Fertigungsdienstleister an Ihren Ausschreibungen?
Ja, rund 35 Prozent der bei uns registrierten Lieferanten kommen aus dem Ausland. Davon die Mehrzahl aus Europa. Wir haben die Fühler aber auch schon nach Asien und auf andere Kontinente ausgestreckt. Das hängt stark von den Anforderungen der Kunden und den Stärken der jeweiligen Beschaffungsmärkte ab.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Hecaron in den nächsten zwei bis drei Jahren?
Wir werden weiter in die Entwicklung unserer Plattform und den Ausbau des Lieferantenstamms investieren. Wesentliches Element dabei sind unsere strategischen Partnerschaften sowohl mit Industrieunternehmen als auch mit komplementären E-Procurement-Dienstleistern. Gleichzeitig wollen wir uns als Marke im Markt positionieren und das eingeschlagene Konzept konsequent weiter verfolgen.
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