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Die erste Schraube, die sich einpressen lässt

Arnold Umformtechnik entwickelt Sonderlösungen
Die erste Schraube, die sich einpressen lässt

Arnold Umformtechnik war einmal eine Schraubenfabrik. Heute sehen die Leiter das Unternehmen eher als Dienstleistungsanbieter und als Entwicklungspartner für fügetechnische Lösungen.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß olaf.stauss@konradin.de

Rund 3 Milliarden Befestigungselemente im Jahr produziert die Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG, Forchtenberg-Ernsbach. Trotz dieser hohen Stückzahl bekräftigt Gert-Thomas Höhn, einer der drei Geschäftsführer: „Wir sind ein Sonderteile-Hersteller mit Lösungen, die auf den Kunden zugeschnitten sind. Die Variantenvielfalt ist sehr groß – das gilt für alle unsere Produkte.“ Maßgeschneidert werden die Füge-Kleinteile einzig mit dem Ziel, die Montage zu optimieren. Laut Höhn kostet das Verbindungselement selbst nur 15 % der gesamten Schraubenverbindung. Die restlichen 85 % seien Nebenkosten und fielen etwa für das Gewindeschneiden, für die Kontrolle oder für Werkzeuge an.
Arnold hat ein breites Spektrum an fügetechnischen Lösungen im Programm, darunter etliche Eigen- und Neuentwicklungen. Das Schnellverbindersystem Arnold Tripress (ATP) zum Beispiel ist in Forchtenberg-Ernsbach entstanden und hat gegenüber Schrauben einige Vorteile aufzuweisen. Die Idee dazu hatte ein Facharbeiter: Warum nicht den Bolzen mit Rillen statt eines Gewindes ausstatten und ins Kernloch einpressen? Nach intensiver Entwicklungsarbeit bei Arnold sieht das Ergebnis so aus: Je nach Anwendung tragen die ATP-Einpressbolzen Längsrändel und/oder Querrillen. Ihre Profilform ist „trilobular“ und gleicht der eines Dreiecks. Die ATP-Bolzen werden in einem Zehntel der Zeit eingepresst, die für das Montieren einer Schraube nötig ist. Sie sind im eingebauten Zustand verdrehfest und erleiden keinen Vorspannkraft-Verlust. Die Bolzenseite, die aus dem Werkstück herausragt, kann mit Gewinde ausgestattet werden, so dass sich Muttern aufdrehen lassen. Eingesetzt wird das ATP-System zum Beispiel bei Generatorenkühlkörpern und Pkw-Heckleuchten, wo es die Montage vereinfacht hat.
Schon in den 70er-Jahren hat das Hohenloher Unternehmen begonnen, sich hochwertigen Verbindungselementen hinzuwenden und nahm damals Gewinde furchende Schrauben ins Fertigungsprogramm auf. Aus heutiger Sicht war der Wandel überlebensnotwendig und Erfolgsgrundlage zugleich: Seit 1990 sind Absatz und Beschäftigtenzahl stetig gestiegen. 2003 setzten 420 Beschäftigte 53,8 Mio. Euro um, davon über 50 % mit der Automobilindustrie und ihren Zulieferern. Seit 1994 gehört Arnold zur Würth-Gruppe.
30 Mitarbeiter sind im Bereich F+E beschäftigt. Vertriebsleiter Ralf Lindner bezeichnet es als „große Stärke von Arnold“, Entwicklungspartnerschaften anbieten zu können sowie Dienstleistungen, die bei Bedarf über die Technik hinausgehen. Die Angebote reichen von der Anwenderberatung „bis zum Projektmanagement für verbindungstechnische Lösungen in der Supply Chain“, so Lindner, – einschließlich After-Sales-Service.
Bei der von Reminc/USA lizensierten, Gewinde furchenden Schraube Taptite sieht sich der Zulieferer beispielsweise als marktführender Anbieter in Europa. Die Schraube spant das Muttergewinde selbst (in Werkstoffen mit Festigkeiten bis zu 600 N/mm²) und macht dadurch das Gewindeschneiden, Reinigen und Kontrollieren überflüssig. Für geringe Furchmomente sorgen die Dreieck-ähnliche Trilobular-Profilform und – bei der Variante Taptite 2000 – die evolventenförmige Gewindeflanke. Dadurch sollen die Furchmomente um bis zu 50 % niedriger sein als bei Gewinde formenden Schrauben nach DIN 7500. Ein zusätzlicher Vorteil liegt darin, dass auch handelsübliche metrische Schrauben in das gefurchte Gewinde eingedreht werden können, etwa bei Reparaturen. Einsatzmöglichkeiten gibt es viele. Unter anderem liefert Arnold die Taptite an VW für die Deckelverschraubung gegossener Tandempumpen-Gehäuse. Der Effekt: Um 80 % reduzierte Montagekosten.
Ähnlichen Nutzen soll die Schraube Remform bieten, die für die Direktverschraubung in Kunststoffen konzipiert ist und sich durch ihr asymmetrisches Gewindeprofil auszeichnet. Sie wird im Automobilbau zum Beispiel benutzt, um ein Ansaugmodul zu montieren, das hohen Temperaturdifferenzen und Vibrationen ausgesetzt ist.
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