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Die Lieferanten müssen mitentwickeln

Strategischer Einkauf: Nicht nur Preise drücken
Die Lieferanten müssen mitentwickeln

Produzierende Unternehmen sind mehr denn je von der Leistungsfähigkeit ihres Lieferantennetzwerks abhängig. Nur wer die Leistung und das Know-how seiner Lieferanten mit den eigenen Stärken verknüpfen kann, gewinnt.

Neben den traditionellen Kriterien Preis, Qualität und Liefersicherheit geht es in der Beschaffung zunehmend darum, Lieferanten langfristig als Systempartner zu binden und ihr Know-how zu nutzen. So entstehen Alternativen zur heutigen Wertschöpfungsstruktur und Netzwerke für die gemeinsame Entwicklung von Produkten. Der Einkauf drückt nicht nur Preise, sondern schafft neue Werte. Diesen Value Sourcing genannten Ansatz präsentiert jetzt die Unternehmensberatung Mercer Management Consulting.

Dadurch, dass Hersteller zunehmend Wertschöpfung auf die Lieferanten verlagern, nimmt auch deren Bedeutung für die Innovationsfähigkeit zu. „Bereits heute wird kaum ein bahnbrechendes neues Produkt ohne Mitwirkung von Lieferanten auf den Markt gebracht“, betont Dr. Christian Heiss, Sourcing-Experte von Mercer. „Künftig werden nur die Unternehmen im Wettbewerb bestehen können, die eng mit ihrem Lieferantennetzwerk kooperieren und dessen Kompetenzen optimal nutzen.“
Bei Automobilherstellern oder Maschinenbauunternehmen machen zugekaufte Produkte und Leistungen heute im Schnitt bereits zwischen 60 und 75 % des Gesamtwerts der Endprodukte aus. Trotz der zunehmenden Fokussierung auf Niedriglohnländer kommt in deutschen Unternehmen im Durchschnitt noch immer weniger als ein Zehntel der eingekauften Wertschöpfung aus China, Indien, Vietnam oder Rumänien. In produzierenden Unternehmen lassen sich über die Materialkosten in der Regel kurzfristig Gewinnpotenziale von rund 10 % bis 15 % erschließen. Die Kostenvorteile seien jedoch nur einmalig realisierbar und aufgrund des Wettbewerbsdrucks schnell wieder verpufft, wie Mercer-Experte Heiss betont. Mittelfristig könne ein Einkauf, der nur auf niedrige Einstandskosten ausgerichtet ist, zu Qualitätseinbußen, Imageschäden und langfristig sogar zu Verlusten führen, wie das Beispiel Opel Ende der 90er-Jahre zeigte. Denn die Bedeutung des Einkaufs geht weit über Preisverhandlungen hinaus: Zugekaufte Teile, Module, Systeme und Leistungen bilden nicht nur die Basis der Kostenstruktur. Ihre Qualität und Lieferzuverlässigkeit beeinflussen maßgeblich die Leistungsfähigkeit des Endprodukts eines Unternehmens.
Die Innovationsprozesse der Lieferanten müssen stärker als bisher mit den eigenen Prozessen vernetzt werden. „Diese Aufgabe wird von der Mehrzahl der Unternehmen noch unterschätzt“, warnt Heiss. „Durch Value Sourcing könnte der oft als Preisdrücker betrachtete Einkauf eine Aufwertung im Unternehmen erfahren“, sagt der Experte.
In der Praxis nehmen laut Heiss Dell, Nokia und Toyota eine Vorreiterrolle ein. Sie nutzen ihr Lieferantennetzwerk systematisch, um in Verbindung mit ihrem spezifischen Geschäftsmodell neue Werte zu schaffen. Das Wertschöpfungsmodell von Dell integriert Liefer- und Bestellkette. Dabei zielt das Unternehmen auf maximale Effizienz im Einkauf, in Produktion und Distribution. Nokia hingegen verfolgt ein auf Kooperation beruhendes Geschäftsmodell. Ein Resultat ist, dass Nokia bei seinen Mobiltelefonen mit weitaus weniger Komponentenlieferanten auskommt als seine Hauptwettbewerber. Toyota überträgt seine Philosophie konsequent auf alle Zulieferer. tv
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