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„Die Messemarke Emo wird immer stark bleiben“

VDW-Chef Heller erwartet Werkzeugmaschinen-Ausstellung mit vielen Innovationen
„Die Messemarke Emo wird immer stark bleiben“

Ein Besuch auf der Emo lohnt sich immer, meint Berndt Heller, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), im Exklusiv-Interview. Die deutschen Betriebe sind seiner Meinung nach mit vielen Innovationen auf den erwarteten Aufschwung gut vorbereitet.

Das Gespräch führten unsere Redaktionsmitglieder Tilman Vögele-Ebering und Susanne Schwab tilman.voegele@konradin.de

Herr Heller, wie sehr freuen Sie sich auf die diesjährige Emo?
Es ist immer schön, wenn man neue Produkte auf der Emo präsentieren kann. Die Emo ist international als die Neuheiten-Messe bekannt. Deshalb lohnt es sich immer, auf diese Ausstellung zu gehen.
Die Werkzeugmaschinen-Branche durchschreitet ein tiefes Tal. Wie schätzen Sie die Stimmung vor der Messe ein?
Die Emo selbst kann keine Konjunktur erzeugen, das geht nicht. Aber der deutsche Werkzeugmaschinenbau hat gezeigt, dass er sich in schlechten Zeiten auf seine Stärken besinnt und zahlreiche neue Produkte entwickelt. So sind die Betriebe für den Aufschwung gut aufgestellt.
Was erhoffen sich die Hersteller von der Messe in Mailand?
Es kommen immer viele Entscheidungsträger auf die Emo. Deshalb glaube ich, dass die Aussteller auf jeden Fall gute Gespräche führen werden. Ob sich das in Aufträgen niederschlägt, ist eine andere Frage. Für Firmen aus dem Projektgeschäft gibt es ja eigentlich keine Ordermessen; für Unternehmen aus dem Standardmaschinen-Bereich könnte die Emo eher zur Ordermesse werden.
In welchen Teilbereichen geht es zuerst aufwärts?
Das ist schwierig vorherzusagen. Es gibt Zeichen, die mich optimistisch stimmen. Das ifo-Geschäftsklima zeigt beispielsweise schon zum vierten Mal in Folge nach oben. Naturgemäß spüren es die Serienmaschinenhersteller früher, wenn die Konjunktur anzieht. Bei ihnen wirken sich die Schwankungen ja auch stärker aus.
Der Investitionsstau besteht ja schon seit geraumer Zeit …
Es gab schon Ende letzten Jahres Signale, die auf einen Aufschwung im Jahr 2003 hindeuteten. Aber das, was wir in Berlin an „Reformversuchen“ erleben, bremst die Entwicklung. Dort spricht man zwar ständig über Reformen, aber am Ende wird kaum etwas umgesetzt.
Welche Reformen sind Ihrer Meinung nach am dringendsten?
Das sind ganz eindeutig die Steuerreform und alle Reformen, die dazu beitragen, die Lohnnebenkosten zu senken. Es gibt Ansätze in die richtige Richtung, aber das können nur erste Schritte sein.
Welche technischen Trends erwarten Sie auf der Emo?
Auf den vergangenen Messen hat sich gezeigt, dass keine extremen Neuerungen zu erwarten sind. Wir haben ständig Verbesserungen in vielen Feldern. Es findet jedoch eine technische Evolution statt, keine Revolution. Weiterentwicklungen wird es sicher in der Trockenbearbeitung und bei der Integration verschiedener Technologien in eine Maschine geben. Dabei werden große Fortschritte erzielt. Bei Bearbeitungszentren verschieben sich die Leistungsgrenzen immer weiter nach oben. Das Ziel ist es, die Kosten pro Werkstück zu senken.
Welche Hersteller-Nationen werden bei der Emo besonders auftrumpfen?
Italien ist ganz klar als Veranstalternation besonders stark. Sie stellen ja die meisten Aussteller und haben sowohl den lokalen als auch den internationalen Markt im Blick. Die zweitstärkste Fraktion wird Deutschland sein.
Aus welcher Richtung erwarten Sie die größte Konkurrenz für die deutschen Betriebe?
Technologisch ist Deutschland immer noch die führende Herstellernation. Die Vereinigten Staaten haben als Produzent derzeit an Bedeutung verloren. Die anderen europäischen Nationen sind jeweils stark in ihren Heimatmärkten und in ihren speziellen Marktsegmenten.
Wie stark schätzen Sie die asiatische Konkurrenz ein?
Japan ist natürlich die Nummer eins und unser größter Konkurrent. Taiwan und Korea sind im Standardmaschinengeschäft stark und bieten in den unteren Marktsegmenten sehr preiswert an. China ist ein wichtiger Hersteller, tritt aber wiederum als Exportnation kaum auf, da das Land einen sehr hohen Eigenbedarf hat.
China ist auf den zweiten Rang geklettert, was die deutschen Werkzeugmaschinen-Exporte angeht. Wie gut schlagen sich die deutschen Firmen auf diesem Markt?
Die deutschen Unternehmen haben nicht die Mittel, um durch eigene Produktionsstandorte neue Märkte sofort strategisch zu erschließen. Wer finanziell so gut ausgestattet ist wie japanische Firmen, kann leichter neue Fabriken bauen. Deshalb hat uns das Engagement der deutschen Automobilindustrie in China sehr geholfen. Das war für viele Werkzeugmaschinen-Hersteller ein Sprungbrett. Mittlerweile haben sich die Geschäfte für deutsche Anbieter vor allem im oberen Marktsegment gut entwickelt. Chinesische Unternehmen wollen höchstmodern ausgerüstet sein. Ausländische Anbieter haben dort nur mit modernster Technologie eine Chance.
Wie wichtig ist im China-Geschäft die eigene Produktion vor Ort?
Bei dem so genannten Local Content geht es nicht nur um eine Forderung der chinesischen Abnehmer. Es geht überwiegend darum, auf dem Markt von der Kostenseite her wettbewerbsfähig zu sein. Wer vor Ort produziert, unterstreicht natürlich auch die Ernsthaftigkeit seines Engagements. Hergestellt werden in China allerdings keine qualitäts- oder technologiebestimmenden Baugruppen.
Mit den USA schwächelt der wichtigste Abnehmermarkt der deutschen Hersteller. Was muss getan werden, damit das Geschäft wieder läuft?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nur noch halb so viel in die USA exportiert wie zuvor. Der Markt ist nach wie vor schwach. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Weltkonjuktur anspringt, wenn in Amerika die Konjunktur anspringt. Deutschland kann alleine keine Konjunktur mehr initiieren, dafür sind die Volkswirtschaften zu sehr verzahnt.
Die Zukunft der Messe Emo ist ungewiss. Die Ausnahmegenehmigung für den umstrittenen Artikel I/7, der die Exklusivität der Messe regelt, wird auslaufen. Wie lange wird es die Werkzeugmaschinenausstellung Emo in ihrer jetzigen Form noch geben?
Fest steht derzeit nur, dass die Emo des europäischen Dachverbandes Cecimo 2005 in Hannover stattfinden wird.
Wie geht es dann weiter?
Cecimo hat bei der EU die Verlängerung des Artikels I/7 beantragt. Wie die Entscheidung aussehen und wann sie fallen wird, wissen wir nicht. Auch über die Emo-Standorte kann ich nichts sagen, weil das eine Entscheidung des europäischen Dachverbandes sein wird.
Artikel I/7 besagt ja, dass Hersteller, die auf der Emo ausstellen wollen, im Emo-Jahr in keinem anderen Cecimo-Land Maschinen ausstellen dürfen. Wie sinnvoll ist denn diese Regel in der heutigen Zeit noch?
Sinnvoll wäre es schon, die alte Regelung beizubehalten, denn die Messekosten sind in der Werkzeugmaschinenbranche unverhältnismäßig hoch. Da geht es ja nicht nur um den Standbau. Die Aussteller benötigen zusätzlich zu den Verkäufern noch Fachpersonal vor Ort. Da werden komplette Anlagen installiert und betrieben. Aber egal wie die Entscheidung der EU-Kommission aussehen wird: Ich bin sicher, dass die Emo mit Abstand die größte Werkzeugmaschinenmesse auf der Welt bleiben wird. Auch die Marke Emo wird immer stark bleiben. Und wer die neusten Technologien sehen will, ist auf der Emo immer richtig.
„Signale für einen Aufschwung sind erkennbar“
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