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Die richtige Kleidung für heiße Geschäfte

Schutzkleidung: Otto Junker achtet auf Sicherheit in der Gießerei
Die richtige Kleidung für heiße Geschäfte

Graue Gießereikleidung und zweifarbig blaue Schutzkleidung sorgen für Sicherheit bei Otto Junker in Simmerath. Textildienstleister Mewa versorgt die Gießerei im Full-Service-System.

Thomas Ricken ist Journalist in Hamburg

Dicht unter der Decke der Halle fährt ein Kran auf Schienen. An einem Haken, groß wie der Anker eines mittleren Kutters, hängt ein Kübel, der ein rotglühendes Licht nach oben abgibt. Rund 8000 kg flüssiges Metall schweben so vom Abstich zu einer mit Sand ummantelten Gussform. Mit geübten Bewegungen bringt die Mannschaft den Ausguss der Gießpfanne genau über dem Einguss der Form in Stellung – dann strömt das rund 1580 °C heiße Metall in die Form. Es ist heiß, es riecht nach Staub und Phenolharz.
Das Dorf Lammersdorf, Gemeinde Simmerath in der Eifel, ist den meisten Menschen wohl kaum ein Begriff. Hier steht die Keimzelle der Otto-Junker-Gruppe: die Gießerei, der Industrieofenbau und die Verwaltung. 440 Arbeitsplätze gibt es am Standort, davon sind rund 200 gewerblich. Bei der Otto Junker GmbH wird kein Serienguss hergestellt. Die Gießerei stellt Spezialanfertigungen her, die meistens aus hochwertigen Legierungen bestehen.
Seit zwei Jahren werden etwa 240 Arbeitnehmer von Otto Junker mit Kleidung des Textildienstleisters Mewa ausgestattet. Sie tragen graue Gießereikleidung und zweifarbig blaue Schutzkleidung aus der Linie Twinstar. Auf jedem Teil finden sich ein Namensschild des Mitarbeiters und das Emblem der Otto-Junker-Gruppe: Ein stilisierter Arbeiter am Abstich.
Bevor Otto Junker Berufskleidung mietete, gab es ein anderes System: Die Firma hat die Kleidung gekauft. Für die Pflege war jeder selbst zuständig. Doch das hat nicht immer hundertprozentig geklappt. Zudem ist es kein Vergnügen, Kleidung zu waschen, die in einer Gießerei getragen wurde. Der Grund dafür: Die Dämpfe, die beim Gießen entstehen, sind geruchsintensiv und haben einen hohen Anteil Graphitstaub, der sich in der Kleidung festsetzt. In der häuslichen Wäsche behandelt man solche Kleidung besser separat.
Ein professioneller Textildienstleister hat mit der Kleidung aus der Gießerei kein Problem. „Unsere Industriewaschmaschinen haben ein ganz anderes Säuberungspotenzial als eine Haushaltswaschmaschine“, erklärt Harald Waßmuth, technischer Geschäftsführer von Mewa Bottrop. Aus Bottrop kommt jeden Montag Servicefahrer Francesco Manzanares, liefert die frische Kleidung an und holt die gebrauchte Kleidung ab. Es lohnt sich für den Textildienstleister, eine eigene Teilzeitkraft zu beschäftigen, die sich um das Einsortieren der Kleidung in die persönlichen Schrankfächer der Mitarbeiter und um Wünsche und Anregungen kümmert. Sie berät die Mitarbeiter und stellt die Kommunikation zum Textildienstleister sicher.
Ein weiterer Grund, mit einem Textildienstleister zusammenzuarbeiten, war für Otto Junker die Frage der Pflege der Kleidung. Bei der strapaziösen Arbeit in der Gießerei sind Beschädigungen an Jacke und Hose nicht selten. Nicht jeder Mitarbeiter kann sich selbst um die Ausbesserung kümmern. Der Dienstleister kontrolliert jedes Teil nach der Wäsche. In der eigenen Näherei werden Beschädigungen repariert. Und wenn der Schaden zu groß oder ein Teil verschlissen ist, wird es ausgetauscht.
Die Gießerei hat sich nicht blind für einen Textildienstleister entschieden. Trageversuche mit Kleidung mehrerer Anbieter, ausgiebige Qualitätstests und natürlich auch der Preis spielten eine Rolle. Qualität, Preis und Service waren schließlich die ausschlaggebenden Argumente für den Textildienstleister mit Hauptsitz in Wiesbaden. „Mit der Kleidung stellen wir unseren Mitarbeitern eine qualitativ hochwertige Schutzkleidung zur Verfügung. Das passt zu unseren Produkten. Und der Service rund um die Textilien entspricht genau unseren Ansprüchen“, erklärt Bernhard Mohr, Produktionsleiter Gießerei.
Der Schutz, den die Kleidung in der Gießerei gewährleistet, ist vierstufig gestaffelt: Sich dem Abstich ohne besonderen Schutz zu nähern, ist lebensgefährlich. Deshalb tragen die Mitarbeiter dort über ihrer Gießereikleidung eine spezielle, zusätzliche Hitzeschutzkleidung. Ansonsten wird in der Nähe des flüssigen Eisens Gießereikleidung getragen. Solche persönliche Schutzausrüstung muss einer Reihe von europäischen Normen genügen. Schon die Konstruktion der Kleidung unterliegt einigen Besonderheiten: So sind die Größen genormt, die Taschen sind alle mit einer Patte abgedeckt und Verschlüsse sind so gestaltet, dass Funken nicht in die Kleidung eindringen können. Das Obermaterial weist im Vergleich zu anderer Berufskleidung eine definierte Mindestzug- und Weiterreißfestigkeit auf.
Grundsätzlich besteht Schutzkleidung, die starke Wärmestrahlung aushalten kann, aus relativ dickem und damit auch steifem Gewebe. Die Gießereikleidung von Mewa nimmt jedoch eine Sonderstellung ein: Trotz der hohen Gewichtsklasse hat sie einen gewissen Tragekomfort durch ein besonders weiches Material. Durch die Ausrüstung des Gewebes wird ein guter Hitzeschutz erzielt, flüssige Eisen- oder Kupferspritzer perlen auf der Kleidung ab. Die Protect Gießereikleidung entspricht den Normen DIN EN 470–1 und DIN EN 531.
Wenn Gussstücke nachbearbeitet werden müssen, wird geschliffen und geschweißt, dass die Funken fliegen. Die Guss-Putzer in diesem Bereich tragen zweifarbig blaue Berufskleidung – der rote Streifen an den Brusttaschen weist darauf hin, dass es sich um Schutzkleidung handelt. Diese Kleidung genügt nicht nur den erforderlichen Normen: Das eigens für diese Kleidung entwickelte Gewebe Teca M ist angenehm zu tragen und erfüllt die Normen EN 470–1 (Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren), EN 531 A, B1, C1, E1 (Schutzkleidung für hitzeexponierte Industriearbeiter) und EN 1149–3 (Schutzkleidung – Elektrostatische Eigenschaften). Darüber hinaus ist noch normale Berufskleidung ohne besondere Schutzfunktion im Einsatz, auch sie aus der Linie Twinstar.
Lohnt sich der Einsatz von Mietkleidung für den Betrieb Otto Junker? Diese Frage wird von der Gießerei bejaht. Wichtig sind hier vor allem die Sicherheitsaspekte. Denn Schutzkleidung braucht eine besondere Pflege. Damit das Gewebe seine Schutzfunktion richtig entfaltet, wird es mit bestimmten Zusatzstoffen behandelt, es erhält die so genannte Ausrüstung. Auch die Anzahl der Pflegedurchläufe ist bei Schutzkleidung begrenzt. In Bottrop, wo jedes Teil über einen Barcode erfasst wird, lässt sich prüfen, wie oft ein Teil gewaschen wurde und ob es noch optimale Sicherheit bietet. Kundenbetreuerin Angelika Prove kennt diese Problematik. Mehrmals jährlich macht sie bei Otto Junker Station. Gibt es neue Mitarbeiter, die ausgestattet werden müssen? Sind alle zufrieden? Das sind die Fragen, die sie mit ihren Ansprechpartnern bespricht. „Die Zusammenarbeit ist sehr gut“, sagt sie. „Die Gießerei unterstützt auch die Neuentwicklung von Kleidung. Wir haben gemeinsam mit dem Unternehmen schon Trageversuche durchgeführt, um zu testen, wie sich Neuentwicklungen in der Praxis bewähren.“
Die Geschäftsbeziehungen zwischen Otto Junker und Mewa sind jedoch umfassender. In vielen Bereichen in der Gussnachbearbeitung werden Maschinenputztücher verwendet. Auch die kommen im Full-Service-System des Textildienstleisters.
Gießereikleidung braucht besonderen Hitzeschutz
Schutzkleidung braucht spezielle Pflege
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
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5.2024
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