Nur wenige Präzisionswerkzeug-Hersteller bieten alles aus einer Hand: Entwicklung, Produktion, Schneidstoff samt Wendeschneidplatten – und das am Standort Baden-Württemberg.
In Münsingen, zwischen Tübingen und Ulm auf der Schwäbischen Alb gelegen, hat der Spezialist für Präzisionswerkzeuge Walter AG in den kommenden Jahren etliches vor: Ein neues Wendeschneidplattenwerk entsteht dort. Investitionsvolumen: rund 20 Mio. Euro. Weitere 30 Mio. Euro fließen bis Ende 2006 ins Stammwerk Tübingen, wo ebenfalls kräftig ausgebaut wird. „Die Werkzeuge sind die eine Seite der Fertigung, das Geld wird heute aber an der Schneide verdient. Hier sind noch erhebliche Produktivitätssteigerungen möglich“, versichert Peter Witteczek, der Vorstandsvorsitzende bei dem schwäbischen Werkzeughersteller.
Das ist auch der Hauptgrund, weswegen zunehmend in die Entwicklung neuer, innovativer Schneidstoffe und die Herstellung der Wendeschneidplatten investiert wird. „In Münsingen bauen wir das weltweit mondernste Wendeschneidplattenwerk“, betont Witteczek. Kurzfristig werden zu den bereits bestehenden 150 Arbeitsplätzen in Münsingen 300 weitere Stellen hinzukommen, mittelfristig nochmals 150. Im Endausbau werden zwischen 500 bis 600 Menschen auf der Alb beschäftigt sein.
Die Walter AG hat seit 80 Jahren ihren Sitz in Tübingen. In der Universitätsstadt am Neckar ist knapp die Hälfte der weltweit rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Durch innovative Produkte und kluge Expansionspolitik entwickelte sich das Unternehmen zu einem Global Player in Sachen Präzisionswerkzeuge für die Metallzerspanung. Zur Produktpalette gehören beschichtete Hartmetall-Werkzeuge zum Bohren, Drehen und Fräsen wie auch gelötete PKD-Werkzeuge (Polykristalliner Diamant). Standorte in über 25 Ländern werden heute von der Firmenzentrale aus gesteuert.
Die wichtigste Einflussgröße auf die Leistungsfähigkeit von Hartmetallen ist die Beschichtung. Hartmetallschneidstoffe sind universell einsetzbar. Ob Guss, NE-Metalle, Stähle, nichtrostende Stähle oder schwer zerspanbare Legierungen: Mit Hartmetallen lassen sich so gut wie alle metallischen Werkstoffe wirtschaftlich bearbeiten. Möglich ist dies aufgrund verschiedener Optimierungsfaktoren. Entscheidend sind der Typ des Substrats, die Beschichtung sowie die Mikro- und Makrogeometrie des Schneidteils.
Beschichtet wird bei Walter nach zwei Verfahren: CVD und PVD. CVD steht für Chemical Vapour Deposition. Die Beschichtung wird in einem chemischen Verfahren hergestellt und liefert bis zu 20 µm dicke und verschleißfeste Beschichtungen mit sehr guter chemischer Beständigkeit bei hohen Zerspanungstemperaturen. Die Beschichtungstemperatur beim CVD-Verfahren liegt mit 800 bis 1050 °C relativ hoch.
PVD steht für Physical Vapour Deposition. Die Schicht wird physikalisch erzeugt bei einer Beschichtungstemperatur von 500 °C. Metallische Hartstoffe wie Titannitrit, Titanaluminiumnitrit oder Titankarbonnitrit werden dabei auf den Hartmetall-Grundkörper aufgebracht. Jüngste Beispiele für innovative Beschichtungen des Herstellers sind die High-Performance-Schneidstoffe „Tigertec-Steel“ für das Drehen von Stahl und speziell für das Fräsen die neue Hochleistungs-PVD-Al203-Beschichtung „PVD-Tiger“.
Ralf M. Haaßengier Journalist in Stuttgart
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