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Druckluft-Kosten sollenjetzt drastisch sinken

VDMA und Industriepartner starten Stromspar-Kampagne
Druckluft-Kosten sollenjetzt drastisch sinken

In Hannover starten VDMA und Fraunhofer-ISI eine Kampagne, um die horrenden Energiekosten in der Drucklufterzeugung um ein Drittel zu senken. Die Ausgaben für das Projekt tragen je zur Hälfte der Bund und 17 Unternehmen aus der Branche.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß

Für die Drucklufterzeugung werden in Deutschland riesige Mengen an elektrischer Energie verbraucht. Mit 14 TWh im Jahr machen sie rund 7 % des industriellen Strombedarfs aus. Eine breit angelegte Untersuchung der EU-Kommission hat jedoch gezeigt, dass mindestens 33 % davon eingespart werden könnten. An diesen Arbeiten war das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe maßgeblich beteiligt (wir berichteten in Ausgabe 10).
Das ISI und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Frankfurt/M., lassen die Ergebnisse jetzt in eine Energiesparkampagne einmünden. Unter dem Titel „Druckluft effizient“ startet sie auf der Hannover Messe. Finanziert wird das Projekt je zur Hälfte von 17 Unternehmen aus der Druckluftbranche und der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin, die an das Bundeswirtschaftsministerium angeschlossen ist. „Wir wollen in vier Jahren ein Drittel der Stromkosten einsparen“, nennt Dr. Peter Radgen vom ISI das Ziel. Er war Projektleiter bei der EU-Studie und ist auch für die jetzt gestartete Kampagne verantwortlich. Die erreichbaren Energieeinsparpotenziale beziffert die Dena vorsichtig zwischen 25 und 40 %, geeignete Maßnahmen ließen sich üblicherweise in Zeiten unter zwei Jahren amortisieren.
Die Aktion ist mit heißer Nadel gestrickt. Anfang April haben die ersten Arbeitskreissitzungen mit den Industriepartnern stattgefunden. Soviel ist schon klar: Die beteiligten Unternehmen werden sich unter anderem mit ihrem Know-how, mit Messungen, Beispielprojekten und ähnlichem beteiligen. In Hannover gibt es auf dem VDMA-Stand (Halle 6 /B30) ein erstes Informationsblatt und die Möglichkeit, sich für den Erhalt eines Newsletters registrieren zu lassen.
Ein mehrere Punkte umfassendes Programm hat Radgen schon im Kopf. Am Anfang steht eine Informationskampagne. Ziel wird es sein, die Betreiber von Druckluftanlagen auf Schwachstellen aufmerksam zu machen und zum Optimieren ihrer Systeme zu motivieren. „Die Druckluft-Versorgung steht auch heute noch in vielen Betrieben als ungepflegtes Stiefkind in der Ecke“, benennt Werner Brinkhoff von Beko das nach einhelliger Meinung der Projektpartner gravierendste Problem. „In der Folge wird oft deutlich zu viel Energie verbraucht.“ Zu einem späteren Zeitpunkt soll daher eine Messkampagne und ein Benchmarking-Angebot folgen, das es den Betreibern ermöglicht, den energetischen Ist-Zustand kennenlernen. Die Unternehmen reichen ihre Daten ein und erhalten dafür konkrete Optimierungshinweise.
Die Aufklärung über Finanzierungsmöglichkeiten bezeichnet Radgen ebenfalls als wichtiges Element. Dazu soll auch ein Contracting-Leitfaden gehören: Bei dieser Finanzierungsform investiert ein Contractor in eine neue Anlage. Als Betreiber gibt er später die Druckluft zu einem niedrigeren Preis ab, als sie mit der alten Anlage gekostet hätte. Ein Modell, das an Bedeutung gewinnen wird, wie Ulrich Bierbaum von Boge Kompressoren meint: „Wir bieten selbst Contracting an und denken, dass das bei großen Firmen die Zukunft bringt.“ Abrunden könnten die Kampagne schließlich die Veröffentlichung von Demo-Projekten und das Ausschreiben eines Preises.
Einer Herausforderung werden sich die Projektpartner noch zu stellen haben. Sie müssen sich einigen, welche Priorität den einzelnen Maßnahmen zukommt. Zum Beispiel sieht Karl-Heinz Feldmann vom Rohrleitungs-Anbieter Metapipe die Einschätzung bestätigt, für die er „in der Vergangenheit wie ein Löwe gekämpft“ hat: Leckagen sind die größten Stromfresser in der Druckluftversorgung. Die EU-Studie schreibt ihnen mit 16 % das höchste Optimierungspotenzial zu. „Diese Einsicht wird eine Bombe zünden“, meint Feldmann.
Stoff für Diskussionen deutet auch Michael Werth von Gebr. Becker an, einem Anbieter von Niederdruck-Systemen bis 2 bar: „Bevor wir über die Optimierung von Druckluft reden, müssen wir untersuchen, wo sie überhaupt sinnvoll ist. Für viele Anwendungen reicht Niederdruck-Luft, die sich mit einem Bruchteil der Leistung herstellen lässt.“
Erwin Ruppelt von Kaeser Kompressoren will die Komponenten hingegen als gleichrangig ansehen: „Wir können es nur begrüßen, wenn die gesamte Drucklufterzeugung und -aufbereitung ins Blickfeld kommt. Denn wir verstehen uns bereits heute als Technologieanbieter, der seine Kunden berät.“ Außerdem gäbe es in Deutschland kaum Beratungs- unternehmen, die sich auf die Druckluftversorgung spezialisiert haben.
„Das kann ich voll bestätigen“, sagt dazu Gerard Hurink, Geschäftsführer des niederländischen Druckluftberatungsbüros ECE International. In Holland sehe es im Vergleich dazu besser aus. Und Hurink kennt auch den Grund: „Bei uns gibt es seit Jahren Fördermittel, die bis zu 50 Prozent der Kosten von Druckluftanalysen tragen.“
Druckluft effizient
Die folgenden Unternehmen unterstützen die Druckluft-Kampagne:
Beko Technologies
Boge Kompressoren
ECE International
Ecoair GB Ingersoll-Rand
Energieagentur NRW
EON Ultra-Air
Gardner Denver-Wittig
Gasex – Die Druckluftoptimierer
Gebr. Becker
Kaeser Kompressoren
Legris
Metapipe
Multiplast
Schneider-Druckluft
Systemplan
Ultrafilter International
Zander Aufbereitungstechnik
Infos gibt’s auf dem VDMA-Stand: Halle 6, B30
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