Weniger Nacharbeit und deutlich geringerer Zeitaufwand beim Einschlagen von Sicherungsstiften – zweckentfremdete Druckluft-Niethämmer sorgen in der Fertigung von Traktoren-Anbauteilen für mehr Effizienz. Zudem erleichtert sie die bisher manuelle Arbeit.
Arnold G. Stapel ist Journalist in Hückelhoven
Wer Sicherungsstifte von Hand eintreiben muss, weiß, wie Kraft und Zeit raubend das ist. Rutscht der Hammer ab, ist das Bauteil zudem beschädigt und Nacharbeit fällig. Um diese zu vermeiden und das Einschlagen der Stifte für die Werker zu erleichtern, hat die GKN Walterscheid GmbH in Lohmar bei Köln einen Druckluft-Niethammer zweckentfremdet. Das Gerät arbeitet in der Fertigung von Traktor-Anbausystemen, mit denen Egge, Pflug und anderes Arbeitsgerät vom Fahrersitz aus angespannt und bedient werden können. „Diese Systeme gehören heute zur Standardausrüstung bei allen Traktorherstellern“, sagt Harald Kloß, bei Walterscheid zuständig für Planung und Instandhaltung.
Jedes Anbausystem besteht aus Hubstreben, einer Seitenstabilisierung und Ober- sowie Unterlenkern. Bei der Montage eines bestimmten Unterlenkertyps für den amerikanischen Markt müssen die Monteure 50 mm lange und 12 mm durchmessende Sicherungsstift eintreiben. Die Stifte bestehen aus spiralartig eng aufgerollten Metallstreifen und sind hohl. Ihr richtiger Sitz sei sicherheitskritisch, betont Kloß, „denn sonst könnte der Bauer das angehängte Gerät verlieren“. Damit sich die Stifte fest verspannen, ist ihr Durchmesser etwas größer als die Bohrung, die sie aufnimmt.
Früher wurden die Sicherungsstifte mühsam mit einem 800-g-Hammer eingetrieben. Weil die Bauteile bereits fix und fertig pulverlackiert sind, war der Aufwand entsprechend hoch, wenn der Hammer abrutschte und Nacharbeit fällig war. „Früher war das bei zehn Prozent dieser Teile der Fall“, sagt Planer Kloß. Eines Tages fragte er deshalb bei der Atlas Copco Tools GmbH in Essen an – von diesem Hersteller setzte Walterscheid bereits zahlreiche Werkzeuge zum Entgraten und Schleifen ein –, ob man nicht ein schlagendes Werkzeug im Programm habe, das die schwierige Arbeit erleichtern und sicherer machen könne.
Prompt kam als Antwort ein pistolenförmiger Niethammer der praktisch rückstoßfreien RRH-Bauart zum Test. Damit hätten sich die Spiralstifte von Anfang an wunderbar eintreiben lassen, erzählt Kloß. Um jedoch „mehr Reserven“ zu haben, wählte er „sicherheitshalber ein um eine Nummer größeres Modell“. Der nun zur Werkzeugausstattung in Lohmar gehörende RRH 12P wiegt 2,1 kg. Mit einer Einzelschlagenergie von 16 Joule schlägt er bis zu 20 Mal/s. Seine patente Servodämpfung hält den Schwingpegel unter der kritischen Marke von 2,5 m/s2. Bei höheren Schwingwerten schreibt die EU-Vibrationsrichtlinie, die am die 6. Juli in Kraft tritt, Maßnahmen zur Vibrationsminderung oder kürzere Arbeitszeiten vor.
Am Niethammer selbst waren keine Modifikationen nötig. Nur der Döpper ist eine von Walterscheid gebaute Sonderanfertigung. Ein um 15 mm herausragender Dorn dient als Führung für den hohlen Spiralstift und verhindert das Abrutschen. Da er immer wieder mal abbricht, muss er sich leicht auswechseln lassen. Bei der gewählten Ausführung braucht dazu lediglich eine Inbusschraube gelöst zu werden.
Der nun schon seit einem Jahr eingesetzte Niethammer habe nicht nur die frühere Knochenarbeit erleichtert und die Nacharbeitsquote drastisch reduziert, man spare außerdem viel Zeit, resümiert Harald Kloß: „Das Eintreiben der Spiralstifte dauert jetzt nur noch halb so lang.“ Und das macht sich in der Summe bemerkbar. Immerhin werden in Lohmar jährlich rund 3000 solcher Unterlenker gefertigt, bei denen besagte Sicherungsstifte im Spiel sind.
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