Selbst fünf Jahre, nachdem sich das Internet demokratisiert hat, schlummern in einer Vielzahl von Industrieunternehmen immer noch immense Kostensenkungspotenziale im Einkauf:
Elektronische Marktplätze, von denen viele Schiffbruch erlitten haben, trugen selten zum erwünschten Ergebnis bei den Kunden bei, da Technologie allein nur eine Zutat für die Vorbereitung eines exzellenten Menüs darstellt. E-Procurement wurde von vielen Unternehmen eingeführt, um Kosten zu sparen. Die wirklichen Potenziale, die heute oftmals nur ansatzweise ausgeschöpft werden, liegen jedoch im E-Sourcing. Allein für die Top-500-Unternehmen wird dieses Potenzial auf über 50 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.
Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es wichtig, zunächst die Begriffe zu definieren: E-Sourcing beschäftigt sich mit dem Internet-basierten Verhandlungsprozess, von der Bedarfserfassung über die Lieferantenfindung hin zur Verhandlung und zur Auftragsvergabe. E-Procurement ist der nachfolgende Web-unterstützte Beschaffungsprozess, von der Bedarfsanfrage, dem Genehmigungsprozess, der Bestellung bis hin zur Bezahlung.
E-Sourcing kann typischerweise auf 30 % des Einkaufsvolumens eines Unternehmens erfolgreich angewandt werden. Hierauf sind durchschnittliche Ersparnisse von mindestens 15 % realisierbar. Bei einem Einkaufsvolumen von 60 % vom Umsatz bedeutet dies eine zusätzliche Umsatzrendite von 2,7 %, verglichen mit 0,1 – 0,4 %, die durch E-Procurement erreicht werden können. So stellt sich die Frage, warum viele Unternehmen ihre Priorität auf E-Procurement gesetzt haben, und nicht auf E-Sourcing.
Zunächst mag hier die Meinung vorherrschen, dass E-Sourcing nur für Gemeinkosteneinkauf erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass gerade bei direkten Produktionsgütern und auch bei Investitionsgütern ein großes Kostenreduzierungspotenzial schlummert. Weiterhin stellt E-Sourcing potenziell mehrere Prozesse, Traditionen und Lieferantenbeziehungen in Frage als E-Procurement.
Einer der kritischsten Erfolgsfaktoren von E-Sourcing ist die 100%ige Unterstützung vom Top-Management, sowie ein überdurchschnittlich starker Kostendruck. E-Sourcing ist ein Katalysator für Change Management. Der Prozess setzt geänderte Methodiken und Prioritäten im strategischen Einkauf voraus und kann erfolgreich von einem E-Sourcing-Dienstleister unterstützt werden, dessen Priorität nicht Technologieverkauf, sondern Wertschöpfung durch realisierbare Kostenreduzierungen ist.
Jochen Grünbeck
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