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Eigenfertigung macht Mountain Bike schnell

Fertigung: Zentrum bearbeitet Prototypen- und Serienteile
Eigenfertigung macht Mountain Bike schnell

Auf dem vertikalen Bearbeitungszentrum VF-2 SS von Haas fertigt Mountain-Bike-Hersteller Nicolai komplexe Teile für seine Getriebeschaltung. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Maschine war ein wesentliches Kaufkriterium.

„Mit dieser Maschine können wir Prototypen bereits in einer Zeit fertigen, die wir sonst brauchten, um uns mit Unterlieferanten über ein Preisangebot zu unterhalten“, sagt Karlheinz Nicolai. Die Geschwindigkeit, mit der sich neue Ideen umsetzen lassen, ist für den Inhaber und Geschäftsführer der Nicolai GmbH einer der wichtigsten Vorteile der Eigenfertigung. Sie hilft dem Unternehmer, dessen Betrieb in einem malerischen Bauernhof nahe Hannover untergebracht ist, sein Ziel zu erreichen: „Wir wollen die besten Mountain Bikes der Welt bauen.“

2005 sollte ein vertikales Bearbeitungszentrum angeschafft werden. Nicolai holte sich Rat bei einem Freund, der seit zehn Jahren ohne Probleme mit einer Maschine der Haas Automation Inc. arbeitete, jenem amerikanischen Maschinenbauer, dessen Europazentrale in Brüssel sitzt. „Wir hatten ein striktes Budget, mit dem nicht nur die Maschine, sondern auch die für den Projektanlauf erforderlichen neuen SK-40-Werkzeuge finanziert werden mussten“, erzählt der Ingenieur. „Wir stellten rasch fest, dass die Haas VF-2 SS die ideale Maschine für unsere Bearbeitungsaufgaben ist. Es gab keine Alternative auf dem Markt, die ein vergleichbares Preis-Leistungs-Verhältnis bot.“ Trotz ihrer relativ kompakten Bauweise könne sie auch größere Teile im High-Speed-Verfahren bearbeiten. Weil bei Nicolai viel Aluminium zerspant wird, sollte die Spindel 12 000 min-1 schnell sein. „All das haben wir mit der VF-2 SS bekommen, ohne das Budget zu überziehen.“
Der Auslöser für den Kauf des Zentrums war eine neue Fahrrad-Getriebeschaltung, die so genannte G-Boxx. Sie stellte nicht nur ein revolutionäres Produkt, sondern auch eine fertigungstechnische Herausforderung dar. Die meisten konventionellen Fahrräder haben eine Kettenschaltung. Die ist aber weit entfernt von einer Ideallösung für die Welt der Mountain-Bike-Rennen. Deshalb entschloss sich Karlheinz Nicolai 1999 etwas völlig anderes zu konstruieren: eine Schaltung mit Planetengetriebe. Deren robustes Aluminiumgehäuse ist direkt in die Rahmenkonstruktion integriert.
Für die Haas-Maschine war das komplizierte Gehäuse der G-Boxx der erste kritische Test. In der Entwicklungsphase des Projekts musste die VF-2 SS eine Vielzahl von Prototypteilen bearbeiten, und jetzt, nachdem das Produkt auf dem Markt ist, verwandelt sie einen AlCuMg1-Rohlingsblock in 18 min in ein fertiges Getriebegehäuse.
Im täglichen Betrieb wird das Zentrum aber nicht nur fürs Fertigen der G-Boxx eingesetzt. „Auch eine Vielzahl von kurzzeitigen Bearbeitungen, Prototypen und Vorrichtungen aller Art gehören zu ihrem Aufgabenbereich“, sagt Nicolai. „Wir bearbeiten viele Teile, die in Losgrößen unter 100 Stück anfallen. Wenn es wirtschaftlich keinen Sinn macht, Teile aus Guss herzustellen oder zu extrudieren, fräsen wir sie aus dem Vollen.“
Mit der Fertigungskapazität im eigenen Haus gelingt es Nicolai, die Kosten unter Kontrolle zu halten und gleichzeitig die Produktion kurzfristig und flexibel an sich ändernde Anforderungen anzupassen. Das ermöglicht schnelle Entscheidungen und ist für einen kleinen Fertigungsbetrieb eine wichtige Voraussetzung, um auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Entscheidungen lassen sich sofort auf die Produktionsebene übertragen.
Seine Mitarbeiter wählt Nicolai sorgfältig aus. Mit nur 15 Vollzeitbeschäftigten und einem hohen Auftragsbestand ist es wichtig, dass jeder Werker und jede Maschine von Beginn an produktiv arbeitet. Die logisch aufgebaute, anwenderfreundliche Haas-Steuerung erleichtert das Verständnis für die CNC-Bearbeitung und reduziert Bedienfehler und die Einarbeitungszeit.
Fast 10 Jahre nachdem er sein Geschäft in den Bauernhof verlegt hat, betrachtet Karlheinz Nicolai die geordneten Arbeitsräume, ausgefüllt mit Konstrukteuren, Schweißern, Maschinenbedienern und deren Ausrüstung, sowie die Reihen von Fahrradrahmen, die auf ihre Komplettierung und Auslieferung warten, und sagt: „Als wir hier begannen, konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir jemals jeden einzelnen der 2000 Quadratmeter großen Betriebsfläche benötigen würden.“ Heute ist das so und die von der VF-2 SS belegte Fläche ist laut Nicolai die produktivste. „Das Zentrum ist zwar eine relativ kleine Maschine, es hat aber einen großen Einfluss auf unser Unternehmen genommen.“ hw

Haas kompakt
Haas Automation Inc.
Oxnard, Kalifornien/USA
gegründet 1983
Gründer: Gene Haas
CEO Bob Murray
Mitarbeiter ca. 1100
Umsatz 2005 550 Mio. US-$
Umsatz 2006 740 Mio. US-$
Produktion nur in Oxnard
  • 2005 10500 Maschinen
  • 2006 12500 Maschinen
Fertigungstiefe ca. 85 %
Verfahrensanteile
  • Drehen ca. 31 %
  • BAZ (horizonztal) ca. 5 %
  • BAZ (vertikal) ca. 64 %

  • „Auf guten Service legen wir größten Wert“

    510615

    Nachgefragt

    Herr Herbst, Haas hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um deutlich über 30 % gesteigert. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
    Wir bieten qualitativ hochwertige, zuverlässige und einfach zu bedienende Maschinen zu fairen und transparenten Preisen. Jeder kann sich bei uns im Internet seine Wunschmaschine mit allen Optionen zusammenstellen und sofort den Preis abrufen. Außerdem sind unsere Ersatzteilpreise die niedrigsten in der Branche. Sie liegen etwa bei einem Drittel dessen, was unsere Wettbewerber verlangen. Und ganz wesentlich ist unser Service. Darauf legen wir größten Wert.
    Was heißt das für den Kunden?
    In Europa halten wir für zehn Millionen Euro Ersatzteile vor. 40 Prozent davon lagern in der Zentrale in Brüssel, der Rest ist auf 48 Haas Factory Outlets in ganz Europa verteilt. In der Regel können wir jeden nicht Crash-bedingten Ausfall innerhalb von 24 Stunden beheben. Für den Kunden bedeutet das eine sichere Fertigungsplanung.
    Wie sieht´s mit Technologieunterstützung bei komplexen Jobs aus?
    Wir sind ein Massenhersteller und bestrebt, unsere Produkte immer zum bestmöglichen Preis anzubieten. Kosten für Serviceleistungen, die nicht direkt mit der Maschine zu tun haben, sind nicht versteckt mit einkalkuliert. Engineeringleistungen müssen bei uns deshalb bezahlt werden. Das läuft dann über unsere Partner aus dem Bereich Präzisionswerkzeuge.
    Was ist das Besondere an den HFOs, den Haas Factory Outlets?
    Man kann ein HFO mit einem Vertragshändler eines Autoherstellers vergleichen. Das sind selbstständige Unternehmen, die aber vom Auftreten und der Optik her eindeutig die Marke Haas repräsentieren. Sie sind ausschließlich für uns tätig und werden entsprechend unterstützt. Alle HFOs haben einen Showroom mit vier bis sechs Maschinen, die unter Span vorgeführt werden können, und einen Schulungsraum. Sie sind verpflichtet ein definiertes Ersatzteilpaket vorzuhalten. Außerdem müssen sie ein voll ausgestattetes Service-Fahrzeug haben, um Kunden, die Probleme haben, schnellst möglich helfen zu können.
    Welches Ziel verfolgen Sie mit diesem Vertriebs- und Servicesystem?
    Wir wollen damit so nah wie möglich am Kunden sein und kleine, schlagkräftige Einheiten haben, die beweglicher und schneller sind als ein zentral agierender Service.
    Im Gegensatz zu Vertrieb und Service ist die Produktion bei Haas extrem zentralisiert. Warum?
    Wir wollen unsere Fertigungstiefe von über 85 % am Hauptsitz in Oxnard sogar noch steigern. Das sichert eine konstant hohe Qualität unserer Produkte und hilft uns, flexibel auf Veränderungen des Marktes zu reagieren. hw
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