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„Eigentlich fängt es gerade erst an“

Igus-CEO Frank Blase über die Strategie „motion plastics“ und das Doppeljubiläum im Haus
„Eigentlich fängt es gerade erst an“

Mit der strategischen Ausrichtung „motion plastics“ will Igus seinen Vorsprung an Know-how stärker denn je nutzen. CEO Frank Blase sagt, welche neuen Wege das Kölner Tribo-Polymerunternehmen als Spezialist für Kunststoffe in Bewegung hier geht.

„motion plastics“ ist das zentrale Motto, unter dem Igus ein breites Portfolio an Kunststoff-Produkten und -Lösungen anbietet, die antreiben, steuern und bewegen. Welche Strategie verfolgen Sie mit diesem Ansatz?

Hintergrund für „motion plastics“ ist, dass wir Kunststoffteile und -systeme
entwickeln, die Maschinen lagern, antreiben, versorgen und bewegen. Bei den Tribo-Polymeren betreiben wir einen hohen Forschungsaufwand, denn hier steckt unser enormes Spezialwissen. Daraus entwickeln wir Produkte, die unser Hauptversprechen „plastics for longer life“ erfüllen; getestete Kunststoffprodukte, die die Kosten reduzieren, gleichzeitig die Lebensdauer erhöhen, online konfigurierbar sowie schnell lieferbar sind. Die Spanne reicht dabei von Halbzeugen bis hin zu mit Elektronik angereicherten Systemen.
Das klingt, als könnten Sie erhebliche Synergien nutzen?
Das können wir, denn „motion plastics“ beinhaltet auch, dass diese Produkte getestet und sicher sind. Unsere Forschungsergebnisse und Erfahrung im Energieketten-, Gleitlager- oder auch Leitungsbereich helfen uns, Synergien in den einzelnen Bereichen zu erkennen und zu nutzen. Daraus erschließen wir uns neue Anwendungsgebiete und damit auch neue Märkte, etwa dort, wo der Einsatz von schmierfreien Kunststoffen heute noch als exotisch oder als Randerscheinung gilt.
Wie veranschaulicht Igus den Ansatz des „Alles-in-Bewegung-sein“ auf der Stuttgarter Fachmesse Motek?
Wie auf der Hannover Messe im April sind wir dort mit Maschinen und vielen Neuheiten präsent und werden einen Stand zeigen, bei dem wenig statisch, aber dafür umso mehr in Bewegung ist. Dieser Auftritt verdeutlicht einmal mehr unseren „motion plastics“-Ansatz: Wir wollen für unsere Kunden die erste Anlaufstelle sein, wenn es um Kunststoffprodukte für bewegte Anwendungen geht. Zugleich erheben wir den Anspruch, in jeder neuen Kategorie, die wir uns erschließen, führend in der Forschung zu sein.
Mit 1750 Quadratmetern ist das Igus-Testlabor so groß wie ein Eishockey-Spielfeld. Lassen sich ohne ein Technikum dieses Formats Qualitätsfortschritte nicht so massiv vorantreiben?
Unserer Erfahrung nach nicht. In den Versuchen lernen wir sehr viel über die Eigenschaften des Materials beziehungsweise des Endproduktes, die Lebensdauer und damit die möglichen Einsatzgebiete. Dadurch können wir genaue Aussagen zur Lebensdauer machen und individuelle Garantien geben. Das gibt dem Kunden die Sicherheit, die er braucht.
Wie viele Versuchszyklen werden jährlich auf den Prüfständen gefahren?
Zwei Milliarden Testzyklen haben wir im Vorjahr bei hochflexiblen Leitungen und Energieketten gefahren. Bei 4100 elektrischen Versuchen wurden Einzelleitungen auseinander genommen und überprüft. Bei Gleitlagern waren es rund 15 000 Versuche. Das zeigt, wie wichtig es für uns ist, dem Kunden getestete und damit sichere Produkte für seine individuelle Anwendung zu liefern.
Auf wann datiert das Erstresultat der Igus-eigenen Materialforschung?
Die Versuche starteten im Jahr 1985, hauptsächlich für Energieketten. Die in einem Container durchgeführte reine Materialforschung begann vier Jahre später. Dabei ging es neben Anwendungsversuchen auch um grundlegende Materialuntersuchungen. Der erste systematische Durchbruch kam mit Iglidur W300 und Iglidur J, die aus diesen Büro-Container-Versuchen hervorgegangen sind.
Dem Start von Iglidur im Jahr 1983 ging also keine eigene Materialforschung voraus?
Dieses Material war sehr stark von Kundenseite abgesichert, anfangs nur in einzelnen Feldern, insbesondere im Bereich Textilmaschinen
Heute können Ihre Kunden in Eigenregie online die Lebensdauer eines Gleitlagers berechnen lassen. Wie viele gespeicherte Versuchsergebnisse enthält die Datenbank und wie entwickeln sich die Zugriffe?
Hinterlegt sind rund 150 000 Versuchsergebnisse. Jährlich kommen rund 15 000 neue hinzu. Die monatlichen Zugriffszahlen sind teilweise fünfstellig und wachsen kontinuierlich.
Wird sich Igus im Zuge des Motion-Plastics-Ansatzes verstärkt als Systemanbieter positionieren?
Bei Energiezuführungssystemen sind wir schon länger Systemlieferant. Diese Entwicklung wird nach und nach auch andere Bereiche umfassen. Der Anstoß kommt einerseits direkt von Kundenseite, andererseits aus unseren eigenen Erfahrungen. So wurde die Kettenkonfektionierung vor 20 Jahren ja nicht vom Markt her angestoßen. Die Kompetenz sowohl für das Kabel als auch die Kette hatten wir bereits. Irgendwann beobachteten wir damals wie abenteuerlich die Monteure unserer Kunden auf der Leiter standen, um die Z-Achse selbst zu montieren. Das war für uns der Anstoß fürs eigene Systemgeschäft. Andere Dinge sind stark marktgetrieben. So wurde aus der Anfrage, ob es möglich sei, zu den Linearachsen auch den passenden Motor zu beziehen, der Anfang des Drylin-E-Programms.
In diesem Jahr feiern Sie ein Doppeljubiläum: Seit 30 Jahren sind Sie bei der Igus GmbH, die Ihr Vater Günter Blase am 15. Oktober 1964 gegründet hat, und Iglidur gibt es seit 30 Jahren. Wenn Sie daran denken, was fällt Ihnen dann als Erstes ein?
Zuerst einmal fällt mir der alte Kölner Spruch ein „Et hätt nochmal jot gegange“. Wenn ich zurückblicke, wie wir damals rangegangen sind, mit 25 Leuten, praktisch ohne Vertrieb und Forschung. Vor der damals gezeigten Naivität bekomme ich manchmal Respekt. Das ist der erste Gedanke. Der zweite ist: Eigentlich fängt es ja gerade erst an.
Igus auf der Motek: Halle 3, Stand 3310
Mehr über den Kunststoff Iglidur, der vor 30 Jahren auf der K-Messe in Düsseldorf erstmals vorgestellt wurde, lesen Sie im Interview mit Igus-Prokurist Gerhard Baus in Ausgabe 25

Vita Frank Blase

Nach MBA-Studium in den USA und einem Traineeprogramm bei Unilever entschloss sich Frank Blase 1983, das Abenteuer in der elterlichen Firma zu suchen. Seit 1994 ist der 52-jährige Geschäftsführer der Kölner Igus GmbH mit Sitz in Köln-Lind. Der Energieketten- und Gleitlagerspezialist beschäftigt rund 2175 Mitarbeiter, der Vorjahres-Umsatz betrug knapp 400 Mio. Euro.
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