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Ein Partner für besondere Fälle

Maschinenbau: Dienstleister übernimmt komplette OEM-Fertigung von Werkzeugmaschinen
Ein Partner für besondere Fälle

Ganz unterschiedliche Maschinen und Anlagen fertigt Dienstleister Bauer im Lohnauftrag. Das Leistungsspektrum der Bayern reicht von der Materialbeschaffung über die Produktionsoptimierung bis hin zur Inbetriebnahme und zum Service beim Endkunden.

„Als Systempartner des Maschinenbaus übernehmen wir die komplette OEM-Produktion einzelner Maschinenmodelle“, sagt Klaus Bauer. Der Leistungsumfang reiche dabei von der Materialbeschaffung bis zur Inbetriebnahme beim Kunden, ergänzt der Geschäftsführende Gesellschafter der Bauer Maschinen und Technologie GmbH & Co. KG in Weilheim. Das Unternehmen stehe damit teilweise im Wettbewerb zu den internen Fertigungsabteilungen seiner Kunden. Deren Verantwortliche seien anfangs oft skeptisch, ob ein externer Dienstleister die Aufgaben so zuverlässig und hochwertig erledigt wie die eigenen Mitarbeiter. „Dass wir es meist sogar ein bisschen besser können, liegt wohl daran, dass sich die Spezialisten des Maschinenbauers zwar sehr um verfahrensspezifische Aspekte kümmern, die Frage nach einer einfachen, kostengünstigen Fertigung aber oft zu kurz kommt“, meint Bauer.

Genau hier setzen die Weilheimer an. Sie erarbeiten eine Liste mit maschinenbaulichen Verbesserungsvorschlägen. Da wird beispielsweise angemerkt, wenn Kabeldurchbrüche zu eng vermaßt sind, ein bislang spanend gefertigtes Teil als Biegeteil billiger herzustellen wäre, wie sich der Montageaufwand reduzieren ließe oder warum häufig wiederkehrende Sonderausstattungen nicht in den Baukasten integriert werden. Für die Funktion der jeweiligen Komponente relevante Details bleiben jedoch unangetastet. „In der Regel können wir dadurch die Produktionskosten um zehn bis 15 Prozent senken“, sagt Klaus Bauer. Er führt das 1950 gegründete Familienunternehmen mit derzeit 136 Mitarbeitern in der dritten Generation. Als Teil des Firmenlogos symbolisiert die Bügelmessschraube das Streben nach Qualität und Präzision. „Und dieser Tradition fühlen wir uns auch im digitalen Zeitalter verpflichtet“, betont der Chef.
Das heutige Geschäftsmodell entstand bereits vor gut 50 Jahren. Für ein benachbartes Unternehmen übernahm Bauer damals die Fertigung und Montage von zwei Sintermetallpressen-Modellen. Später kamen Anlagenteile für Druckmaschinen hinzu. In der Folge arbeiteten die Weilheimer auch für verschiedene Branchen als Lohnfertiger.
Das Unternehmensziel war aber stets, nicht nur Einzelteile zu liefern sondern komplette Komponenten – etwa Lünetten und Reitstöcke für Drehzentren oder Stoßköpfe für Verzahnungsmaschinen – und damit eine Systempartnerschaft mit dem Auftraggeber einzugehen. Die höchste Stufe seiner Leistungen sieht das Unternehmen in der OEM-Fertigung kompletter Maschinen. „Das machen wir mittlerweile für einige namhafte Maschinenhersteller“, sagt Bauer. Der Fokus liegt dabei auf Serien von ein bis zehn Maschinen im Monat.
Meist entwickelt sich die Kooperation mit einem neuen Kunden in zwei Stufen: Zunächst lässt der Maschinenhersteller einzelne Komponenten in Weilheim fertigen. Hat er sich von der Kompetenz des Dienstleisters überzeugt, folgt vielfach der Auftrag für die Montage eines Maschinenmodells oder gar für die komplette Abwicklung vom Einkauf bis zur Auslieferung an den Endkunden.
Die Auftraggeber von Bauer kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, unter anderem aus der Automobil- und der Werkzeugmaschinen-Industrie, der Lebensmittel-, der Verpackungs- oder der Bahntechnik, dem Sonderanlagenbau, der Verfahrenstechnik sowie Additiven Fertigungsverfahren.
Einst war die Druckmaschinenindustrie mit einem Anteil von gut 40 % der wichtigste Kundenkreis. Doch diese Branche gehört zu den wenigen im Maschinenbau, die sich seit der Krise noch nicht erholt haben. Zudem brach Bauer durch die Insolvenz der Manroland AG einer der wichtigsten Kunden in diesem Sektor fast komplett weg. Heute tragen Systeme und Komponenten für Druckmaschinen nur noch 2 bis 3 % zum Umsatz bei. Vertriebsleiter Reiner Mayr betont jedoch: „Das ändert nichts daran, dass wir diesen Kunden zur Seite stehen wo wir können – gerade auch in dieser für sie schwierigen Zeit.“ Damit das Loch beim Wegfall eines Kunden nicht zu groß wird, achtet der Dienstleister darauf, dass kein Einzelunternehmen mehr als 10 bis maximal 15 % zum Umsatz beisteuert.
Teile der Produktion an einen externen Partner auszulagern, ist für einen Maschinenhersteller vor allem dann interessant, wenn
  • die Stückzahlen für die eigenen Fertigungsstrukturen zu klein sind – etwa am Ende des Lebenszykluses eines Modells –,
  • es sich um Nebenprodukte handelt, die zwar gebraucht werden, die aber nicht zur eigenen Kernkompetenz gehören – Trockner oder Kühlwerke in Druckmaschinen sind Beispiele dafür –,
  • die eigenen Kapazitäten für die benötigten Stückzahlen nicht ausreichen oder
  • ein Start-up-Unternehmen noch keine eigene Produktion hat.
Doch nicht jedes Produkt ist vergabefähig, und auch der Auftraggeber muss seinen Teil dazu beitragen, dass ein solches Projekt zum Erfolg wird. „Eine OEM-Produktion kann nur dann funktionieren, wenn der Kunde offen ist und uns alle benötigten Informationen zur Verfügung stellt“, sagt Reiner Mayr. „Nachdem die Kooperation vereinbart ist, schicken wir unsere Monteure für mehrere Wochen zum Kunden. Sie sollen sich genau darüber informieren, worauf es beim jeweiligen Produkt ankommt, welche Vorrichtungen gebraucht werden und welche Fehler es zu vermeiden gilt.“
Nach dem Produktionsstart lautet das erste Ziel, die Maschinen – bei gleicher Qualität – so effizient zu bauen wie der Auftraggeber. „Sobald wir das erreicht haben, beginnt die Optimierung“, erzählt Klaus Bauer. „Wir erarbeiten Verbesserungsvorschläge, fassen diese zusammen und klären mit dem Kunden, was wir davon in welcher Form umsetzen können.“ Dadurch ist sichergestellt, dass Änderungen keinen Einfluss auf die Funktion der Maschine haben, Originalersatzteile weiterhin passen und Servicetechniker keine unangenehmen Überraschungen erleben.
Eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Fremdvergabe sieht Bauer in der konsequenten Modularisierung der betreffenden Maschine oder Anlage. Das muss bereits auf der Stücklistenebene beginnen. Insbesondere dann, wenn lediglich einzelne Komponenten extern vergeben werden sollen. Sonst lassen sich die Module nicht aus dem Gesamtumfang herauslösen. „Doch auch Maschinenbauer, die ihr Portfolio noch nicht modular aufgebaut haben, können von unserer Erfahrung profitieren. Wir haben einige Kunden bei der Entwicklung ihrer Baukästen begleitet und mit ihnen gemeinsam die Umfänge einzelner Komponenten definiert“, erzählt Klaus Bauer. „In einem Fall konnten wir die Durchlaufzeit von sechs auf drei Monate verkürzen und zudem die Möglichkeit schaffen, Sonderwünsche und Varianten anzubieten.“
Zu den Vorteilen, durch die der Auftraggeber von einer Fremdvergabe profitieren kann, gehören unter anderem,
  • dass er sich auf die eigenen Kernkompetenzen konzentrieren kann,
  • dass er sich auf eine hohe Qualität seiner Produkte verlassen kann,
  • kürzere Fertigungs- und Durchlaufzeiten,
  • reduzierte Fixkosten,
  • eine bessere Planbarkeit und Transparenz der Kosten sowie
  • mehr Flexibilität in der Kapazitätsanpassung bei Auftragsschwankungen.
Zudem vereinfacht sich für den Kunden durch die OEM-Vergabe auch der bürokratische Aufwand. Statt Dutzende von Aufträgen bei Zulieferern bearbeiten und zusammenführen zu müssen, braucht er nur einen Vorgang im Auge zu behalten.
Dass sein Unternehmen keine eigenen Maschinen anbietet, begründet Klaus Bauer so: „Wir sind Dienstleister und Partner unserer Kunden. Unser Geschäft ist der klassische Maschinenbau. Das für eine eigene Konstruktion nötige Technologie- oder Verfahrenswissen fehlt uns. Dadurch haben unsere Auftraggeber aber auch die Gewissheit, dass wir niemals zu Wettbewerbern werden.“ Die Stärke seines Unternehmens sei das breite Fertigungs- und Montage-Know-how. „Das hilft uns, Produktionsprozesse mit Weitblick zu optimieren, wo mancher Technologiespezialist zu wenig an die fertigungstechnischen Konsequenzen seiner Vorgaben denkt.“
Die Herzteile der Komponenten und Maschinen – dazu gehören Schweißkonstruktionen oder Frästeile – fertigt Bauer selbst. „Früher haben wir mit 80 Mitarbeitern in der mechanischen Fertigung Lohnarbeit verrichtet, heute bieten wir sowohl die Teilefertigung als auch den Vorrichtungsbau nur noch dann extern an, wenn wir die Hoffnung haben, uns dadurch beim Kunden als Systempartner zu etablieren“, sagt Klaus Bauer.
Der Maschinenpark wird regelmäßig an aktuelle Trends angepasst. „Um der Entwicklung hin zu höheren Genauigkeiten gerecht zu werden, haben wir beispielsweise aktuell in ein zweites Bearbeitungszentrum von Reiden investiert“, erzählt Reiner Mayr. Die Fräs-, Dreh-, Schleif-, Schweiß- und Lackieranlagen im Haus werden sowohl für den Prototypen- und Betriebsmittelbau als auch für die Serienfertigung eingesetzt. Zu den Kaufteilen gehören unter anderem Antriebe, Steuerungen und Blechteile, aber auch einzelne Dreh- und Frästeile. Das gibt dem Dienstleister die Möglichkeit, sein Produktionsvolumen flexibel an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen. „Zudem verlangen einige Kunden von uns, dass wir einen bestimmten Prozentsatz der Teile zukaufen“, ergänzt Mayr. Abhängig vom Wunsch des Auftraggebers, greift Bauer auf eigene bewährte Zulieferer zurück oder beschafft bei den vom Kunden gewünschten Lieferanten.
Klaus Bauer hält Deutschland nach wie vor für einen sehr attraktiven Produktionsstandort. „Wir profitieren hier von engen Netzwerken, in denen Spezialisten aus Handwerk, Industrie und Forschung zusammenarbeiten. Als Teil dieses Netzwerks bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch künftig alle Herausforderungen meistern werden.“
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