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Ein Roboter fertigt Verdichter

Automatisierte Schweißproduktion verhindert zweite Schicht
Ein Roboter fertigt Verdichter

Schweißtechnik | Entsorgungsanlagen von H&G schlucken jegliche Art von Abfall ohne Pardon. Um die steigende Nachfrage nach ihnen zu bewältigen, lässt der Hersteller die Schweißarbeiten neuerdings von einem Roboter erledigen – und erspart sich so den Ausbau der Fertigungshallen und eine zweite Schicht.

Stefanie Nüchtern-BaumhoffCarl Cloos Schweißtechnik GmbH, Haiger

„Egal ob Papier und Kartonagen, Folien und Plastik, Holzabfälle oder PET-Flaschen, unsere Schneckenverdichter sind wahre Allesfresser,“ sagt Björn Stolz, technischer Leiter bei H&G. „Dank ihrer robusten und kompakten Bauweise pressen sie große Mengen Abfall- und Wertstoffe in kürzester Zeit, unabhängig vom Material und seiner Größe.“
Gefragt sind die Schneckenverdichter der H&G Entsorgungssysteme GmbH, Burbach, überall dort, wo es gilt, die steigende Flut von Abfall- und Wertstoffen zu beherrschen: bei führenden internationalen Discountern, Internethändlern, Logistik- und Entsorgungsfirmen, bei verschiedenen Unternehmen aus Gewerbe und Industrie. Das Prinzip: großvolumige Mengen auf ein Minimum ihres ursprünglichen Volumens so effizient zu reduzieren, dass sie sich personalsparend, schnell und wirtschaftlich entsorgen lassen. Die Schneckenverdichter arbeiten universell und verarbeiten nahezu alle Materialien in den Wechselcontainer.
Die Schneckenverdichter sind das Hauptstandbein von H&G. Gemeinsam mit Stahlbehälterbau Greis und SFG Steelforming gehört das Unternehmen zur Henrich-Gruppe, die in Burbach insgesamt 120 Mitarbeiter beschäftigt. H&G produziert mittlerweile 600 Schneckenverdichter-Anlagen im Jahr. Neben der zunehmenden Nachfrage durch große Logistikzentren und Möbelmarktketten profitiert das Unternehmen stark vom Wachstum der Discounter und Internethandelsunternehmen, die sich in Europa und auf der ganzen Welt immer weiter ausbreiten. Obwohl rund 60 % der Entsorgungssysteme ins Ausland exportiert werden, stellen die Burbacher sämtliche Komponenten im eigenen Werk her, um einwandfreie Qualität zu gewährleisten. „Die Anforderungen unserer Kunden steigen“, erklärt Stolz. „Neben zuverlässigen, qualitativ hochwertigen Maschinen erwarten sie immer kürzere Lieferzeiten.“
Um den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden, investiert H&G kontinuierlich in den Maschinenpark und in die automatisierte Fertigung. So nahm das Unternehmen kürzlich eine 60 m² große Roboteranlage der Carl Cloos Schweißtechnik GmbH, Haiger, zum automatisierten Schweißen von Maschinengehäusen und Schneckenverdichtern in Betrieb. Die neue Anlage ist speziell auf die Bedürfnisse der Produktion abgestimmt. Das Herzstück bildet ein sechsachsiger Qirox-Schweißroboter QRC-410, der für einen erweiterten Arbeitsbereich auf einem drehbaren Vertikalhub montiert ist.
Die Anlage besteht aus zwei Stationen, die jeweils mit einem 1,5-Tonnen-Werkstückpositionierer ausgestattet sind. Sie verfügen über eine horizontal liegende Schwenkachse, an der ein L-förmiger Ausleger montiert ist. Im Ausleger integriert befindet sich eine vertikale Drehachse mit horizontaler Planscheibe. Diese dient zur Aufnahme des Werkstücks. Der Werkstückpositionierer ist so ausgelegt, dass er die komplexen Werkstücke immer in eine für das Schweißen optimale Position bringen kann.
Auf einer Station werden die Maschinengehäuse geschweißt, auf der anderen die Schneckenverdichter. Um dem Roboter eine konstante und reproduzierbare Arbeitsgrundlage bieten zu können, hat H&G ein ausgeklügeltes Spannvorrichtungssystem entwickelt und gefertigt.
Zudem ist der Roboter mit einem taktilen Lichtbogensensor ausgestattet. So wird der Lichtbogen nicht nur zum Schweißen, sondern gleichzeitig zum Vermessen der Werkstück-Fugenposition genutzt. Dies spart Zeit. Gleichzeitig werden Werkstückverformungen, zum Beispiel durch Wärmeausdehnung, direkt ausgeglichen.
„Dank der neuen Cloos-Roboteranlage können wir unsere Kapazität erweitern, ohne unsere Produktionshallen zu vergrößern und eine zweite Schicht einzusetzen,“ erklärt Björn Stolz. Der Zweistationen-Aufbau der Anlage spart vor allem Zeit beim Handling der Werkstücke. In einer Station kann der Roboter die Bauteile schweißen, während der Mitarbeiter die andere Station be- und entladen kann. Insgesamt liegt die Zeitersparnis beim automatisierten Schweißen der Schneckenverdichter bei rund einer Stunde, bei den Maschinengehäusen sind es sogar zwei Stunden. Das Maschinengehäuse ist ein sehr komplexes Werkstück mit vielen Ecken und Kanten. Trotzdem erreicht der Schweißroboter mehr als 80 % der Schweißnähte und übertrifft damit sogar die ursprüngliche Zielvorgabe.
Darüber hinaus konnte H&G die Qualität der Entsorgungssysteme durch den Einsatz der Cloos-Roboteranlage weiter steigern und erzielt exakt reproduzierbare Schweißergebnisse. Beim Handschweißen gab es früher teils große Unterschiede, während der Roboter nun auch anspruchsvolle Radialnähte der Schneckenverdichter gleichmäßig in konstant hoher Qualität schweißt.
Zwei H&G-Mitarbeiter wurden während eines zweiwöchigen Programmierlehrgangs bei Cloos in Haiger umfassend geschult, sodass sie die Roboteranlage perfekt bedienen und deren Peripherie verantwortungsvoll überwachen können.
Seit vielen Jahren arbeitet die Henrich-Gruppe vertrauensvoll und eng mit den Schweißspezialisten aus Haiger zusammen. Neben der neuen Roboteranlage verfügt das Unternehmen über mehr als 80 Schweißgeräte aus dem Hause Cloos. Von Vorteil ist auch, dass die Standorte nur um die 10 km voneinander entfernt sind. Aktive Unterstützung bietet außerdem Lixfeld Schweißtechnik aus Kreuztal, langjähriger Vertriebs- und Servicepartner von Cloos. „Durch die räumliche Nähe sowohl zu Cloos aus auch zu Lixfeld profitieren wir doppelt“, freut sich Stolz.
Die neue Roboteranlage wurde im Juni 2015 in Betrieb genommen. Erste Versuche starteten Ende 2014. In aufwendigen Simulationen im Technologiezentrum in Haiger wurde die zu erwartende Schweißgeschwindigkeit sowie die maximale Erreichbarkeit aller Schweißnähte ermittelt und optimiert. „Cloos hat uns auch bei der Automatisierung schnell überzeugt,“ betont Stolz. Im Frühjahr 2015 haben die beiden Unternehmen die Anlage dann gemeinsam im Werk in Burbach aufgebaut. Die Bauteilprogrammierung erfolgte aufgrund der räumlichen Nähe komplett in Burbach.
Bisher wird eine Variante der Schneckenverdichter von den neuen Cloos-Robotern geschweißt. Künftig sollen 70 % der Schneckenverdichter über die Anlage laufen. Weitere Erneuerungen und Modernisierungen sind in der gesamten Fertigung geplant. „Sicherlich werden wir in Zukunft weitere Bauteile, wie Container oder Vorbauten, automatisiert schweißen“, sagt Technischer Leiter Björn Stolz. „Mit Innovationen und Investitionen wollen wir unseren Standort langfristig stärken.“
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