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Entwicklungsideen der Zulieferer sparen Zeit und Geld

Als aktiver Förderer von Innovationen steht der Einkauf vor neuen Herausforderungen
Entwicklungsideen der Zulieferer sparen Zeit und Geld

Mit den Entwicklungsideen ihrer Zulieferer senken Unternehmen nachhaltig Kosten. Umso mehr avanviert die Innovationsförderung zum strategischen Einkaufsziel. Eine Studie nennt die Stellhebel, mit denen Unternehmen Ideen und Innovationen ihrer Lieferanten frühzeitig abrufen.

In den vergangenen Jahren hat sich der Wertschöpfungsanteil in vielen Branchen kontinuierlich in Richtung der Lieferanten verschoben. Damit wächst auch die Abhängigkeit der meisten Unternehmen von den Entwicklungsleistungen ihrer Zulieferer. Als Schnittstelle zum Beschaffungsmarkt ist es für den Einkauf von immer größerer Bedeutung, aktiv die Innovationen der Zulieferer zu fördern und für die eigene Firma nutzbar zu machen. Der Einkauf muss dafür Vorgehensweisen entwickeln, die über das Management von Kosten, Qualität und Liefertreue hinausgehen.

Um Unternehmen bei diesen neuen Herausforderungen zu unterstützen, hat das Fraunhofer IPT in Kooperation mit Ernst & Young die Studie „Innovationsmanagement durch den Einkauf“ durchgeführt. Ziel war es, Stellhebel aufzuzeigen, mit denen Unternehmen Ideen und Innovationen ihrer Lieferanten frühzeitig abrufen. Im Folgenden werden als Kernergebnisse der Studie vier Handlungsfelder aufgezeigt.
Die Innovationsförderung wird zum strategischen Ziel des Einkaufs. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen adressieren das Thema in ihrer Einkaufsstrategie. Damit hat die Innovationsförderung zwar noch einen weniger hohen Stellenwert als die traditionellen Elemente Kosten, Liefertreue und Qualität – dennoch erachtet ein Großteil dieser Unternehmen sie als strategisches Einkaufsziel. Jedoch zeigt die Studie auch, dass trotz der zugesprochenen Bedeutung nur wenige Unternehmen geeignete Möglichkeiten entwickelt haben, um Innovationsförderung in den Zielsystemen des Einkaufs und des individuellen Einkäufers zu operationalisieren. Als Folge wird kurzfristigen Kostenersparnissen in der täglichen Arbeit des Einkäufers immer noch mehr Beachtung geschenkt als nachhaltigen Kostensenkungen durch Entwicklungsideen der Zulieferer.
Dies verwundert insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die Befragten gleichzeitig aussagen, dass die klassischen Hebel für Kosteneinsparungen zunehmend an Bedeutung verlieren. Preisverhandlungen, Neuvergaben, Reduzierung der Lieferantenanzahl und E-Auctions treten in ihrer Bedeutung hinter der Integration des Einkaufs in den Produktentwicklungsprozess als Weg zur Erschließung von Kostenpotenziale zurück.
Einsparpotenziale ergeben sich laut Studie insbesondere in den Entwicklungs- und Materialkosten sowie durch ein Verkürzen der Time-to-Market. Dies wird dadurch begründet, dass vor allem in den frühen Phasen des Entwicklungsprozesses (Vorentwicklung, Konzeption und Konstruktion) der Großteil der Produktionskosten definiert wird. Es wird daher zukünftig eine verstärkte Beteiligung des Einkaufs im Produktentwicklungsprozess angestrebt. Ebenso kann der Einkauf sein Wissen über den Beschaffungsmarkt und potenzielle Entwicklungen der Lieferanten in die Technologieplanung einbringen. Der Einkauf unterstützt so bei der zielgerichteten Auswahl und Synchronisation von zukünftig benötigten Technologien.
Eine derartige Vorgehensweise ist jedoch mit Aufwand verbunden. Es wird nicht nur Zeit für den Austausch mit den anderen Funktionsbereichen des eigenen Unternehmens aufgewendet, sondern auch die Kooperation mit Lieferanten werden intensiviert. Der Einkauf benötigt daher eine differenzierte Bewertung, um festzustellen bei welchen Lieferanten ein erhöhter Ressourceneinsatz lohnt. Innerhalb der Lieferantenbasis kann zwischen Entwicklungslieferanten und Nicht-Entwicklungslieferanten differenziert werden. Entwicklungslieferanten liefern neben dem Beschaffungsobjekt Problemlösungen und erbringen eigene Entwicklungsleistungen oder konzipieren technische Problemlösungen. Entwicklungslieferanten unterliegen ebenfalls anderen Bewertungskriterien als Nicht-Entwicklungslieferanten. Neben der direkten Bewertung der Innovationsleistung haben insbesondere die Kriterien Kommunikationsverhalten, Flexibilität und Liefertreue bei Entwicklungslieferanten eine höhere Bedeutung als bei Lieferanten, die nicht im Entwicklungsprozess eingebunden sind. Durch diese und weitere Maßnahmen kann eine Lieferantenbasis mit einem entsprechendem Innovationspotenzial gewährleistet werden.
Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass Unternehmen auch tatsächlich am Innovationspotenzial ihrer Lieferanten partizipieren können. Dies kann etwa dadurch erreicht werden, indem Lieferanten Anreize für einen Innovationsbeitrag gesetzt werden – zum Einen, damit der Lieferant seine Innovationen und Ideen offenlegt, und zum Anderen, um Lieferanten anzuhalten, neue Ideen oder Innovationen im Sinne des eigenen Unternehmens zu generieren. Bisher gewähren lediglich etwas mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ihren Lieferanten besondere Anreize, Innovationen bereitzustellen. Hierbei werden überwiegend „weiche“ Anreize wie eine Auszeichnung des Lieferanten, langfristige Partnerschaften und Verträge den Entwicklungslieferanten angeboten. Monetäre Anreize wie die finanzielle Unterstützung oder die Teilung von erzielten Kosteneinsparungen durch Entwicklungsleistungen werden noch sparsam eingesetzt. Andere Studien des Fraunhofer IPT zeigen jedoch, dass auch diese „harten“ Anreize zunehmen.
Neben der Verankerung der Innovationsförderung in Strategie, Anreizsystemen und Prozessen zeigt die Studie auch, dass die Einkaufsorganisation Einfluss auf eine erfolgreiche Innovationsförderung hat. In vielen Unternehmen haben sich Organisationsformen im Einkauf etabliert, welche die operativen Beschaffungsaufgaben systematisch von den strategischen trennen. Nach Ansicht der befragten Unternehmen sind der strategische Einkauf, entwicklungsnahe Einkaufsabteilungen sowie designierte Ansprechpartner für bestimmte Materialgruppen besonders geeignet, die Aufgabe der Innovationsförderung wahrzunehmen. Um den Austausch zwischen Entwicklung und Einkauf zu fördern weisen einige Firmen Einkäufern und Entwicklern gemeinsame Büroräume zu. Ein intensivierer Austausch zwischen den Abteilungen fordert jedoch nicht nur die Überwindung von organisatorischen und räumlichen Barrieren, sondern ein technisches Knowhow. Der Anteil der Einkäufer mit technischem Ausbildungshintergrund, mit technisch-naturwissenschaftlichem Studium oder einem Abschluss als Wirtschaftsingenieur wird daher in Zukunft laut Befragung zunehmen.
Die hohe Resonanz auf die Studie hat erneut die Bedeutung des Einkaufs als Schnittstelle zum Beschaffungsmarkt unterstrichen. Der Einkauf in der Rolle als aktiver Förderer von Innovationen steht vor neuen Herausforderungen. Gleichzeitig offenbart sich jedoch auch eine Chance neue Innovations- und Kostensenkungspotenziale zu erschließen.
Michael Hoppe Wissenschaftlicher Mitarbeiter Technologieeinkauf, Fraunhofer IPT, Aachen
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