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Entwicklungsschritte, die eher Sprünge sind

Deutsche Werkzeugmaschinenbauer geben den Takt vor
Entwicklungsschritte, die eher Sprünge sind

Hätten Sie gewusst, dass im nord- und östlichen Umkeis des Bodensees einige der kreativsten Köpfe in der Späne machenden Werkzeugmaschinenbranche arbeiten? Nein? Kein Problem: Wir stellen Ihnen vier dieser technischen „Geschichtenschreiber“ kurz vor. Sie stehenstellvertretend für viele andereUnternehmen dieser Disziplin.

Die Hermle AG in Gosheim auf dem Heuberg steht unter den Herstellern von Fräsmaschinen und -zentren für die Metallbearbeitung in der Spitzengruppe. Ihre Maschinen sind weltweit über 15 000fach im Einsatz. 1938 als Schraubenfabrik und Fassondreherei gegründet, 1957 erstmals mit der Herstellung von Fräsmaschinen befasst und 1972 mit seiner ersten Universal-Werkzeugfräsmaschine, ist „die Hermle“ in den vergangenen 30 Jahren eine Art Standard-Investitionsgut für den Werkzeug- und Formenbau geworden. In maßvollen Sprüngen weiter entwickelt, haben die Maschinen den Wettbewerb immer wieder unter Zugzwang gesetzt. Das dazu erforderliche Know-how resultiert aus dem engen Kontakt zu Forschungsinstituten wie auch aus der durchdachten Fertigungstiefe: Wert geschöpft wird dort, wo es unternehmerisch Sinn hat. Das bedeutet: Nur solche Bauteile, die für die Genauigkeit und Langlebigkeit einer Maschine entscheidend sind, werden im eigenen Hause entwickelt und gefertigt. Der Rest wird zugekauft.

1995 stellten die Gosheimer ihr erstes vertikales Bearbeitungszentrum C800 vor und zielten damit auf einen Anwenderkreis, der weiter als die traditionelle Kundschaft reichte. Tatsächlich gelang das Experiment, und die Maschine übertraf sämtliche Verkaufserwartungen. Kleinere und größere Varianten folgten. Die C-Reihe basiert auf einem modifizierten Gantry und lässt sich nach Bedarf für den Einsatz im Werkzeugbau wie für die Serienfertigung einrichten. Jüngster Spross der C-Linie ist die C30 mit bereits im Standard integrierten Sicherheitspaket.
Nicht identisch, aber ähnlich ist die Entwicklung der Tuttlinger Chiron-Werke GmbH: Was im Jahr 1921 als Handwerksbetrieb für chirurgisches Besteck begann, ist heute ein führendes Unternehmen im Bereich der CNC-gesteuerten vertikalen Fertigungszentren. Durch die Konzentration auf vertikale Fertigungszentren und die Umsetzung visionärer Ideen hat Chiron Maßstäbe in der Metallbearbeitung gesatzt. Eine Vielzahl nationaler und internationaler Patente dokumentiert die Innovationskraft des Unternehmens. Chiron Fertigungszentren sind im Werkzeugbau bis hin zur Großserienfertigung der Automobilindustrie im Einsatz. Sie verschaffen im globalen Wettbewerb den oft entscheidenden Vorsprung in Sekunden. 2002 setzte Chiron einen weiteren Entwicklungspunkt mit der Vorstellung des Bearbeitungszentrums Vision. Der Name sei hier Programm, hieß es. Die neue Maschine arbeitet teilweise mit paralleler statt kartesischer Kinematik und erreicht Achsbeschleunigungen bis zu 3 g.
Die Rottweiler Eubama GmbH + Co. KG bietet für die Fertigung von Werkstücken in kleinen, mittleren oder großen Serien eine einzigartige Maschinenpalette mit vertikalem Schaltring oder horizontalem Schaltteller. Trotz durchgängiger Maschinenpalette bekommt der Kunde jedoch niemals ein- und dieselbe Maschine – es sei denn, er besteht darauf. Die Rottweiler sind weder Sondermaschinen- noch Standardmaschinenbauer, sondern bauen vielmehr auf den jeweiligen Maschinenreihen auf als Systemlieferant für optimierte Fertigungslösungem. Gerade dieses Stück Individualität, Flexibilität und letztendlich Qualität macht den Vorsprung aus. Das Rundtaktprinzip des Unternehmens ist eine faszinierende Geschichte, in der Visionen, Beharrlichkeit und Ingenieursgeist bis heute die Hauptrolle spielen. 1957 entwickelt, wurde das Verfahren seitdem immer weiter perfektioniert.
Innovation als lohnendes Tagesgeschäft
Beim Rundtaktverfahren werden die Werkstücke – ausgehend von Ring- oder Stangenmaterial beziehungsweise Rohlingen – einem horizontal angeordneten Werkstückspannteller oder einem vertikal angeordneten Werkstückspannring zugeführt und in einer Fixierung einbaufertig bearbeitet. Die einzelnen Arbeitsgänge werden von beliebig kombinierbaren Bearbeitungseinheiten durchgeführt – und zwar gleichzeitig. Damit bestimmt der längste Arbeitsgang die Taktzeit der Maschine – alle übrigen Arbeitsgänge fallen in diese Taktzeit. Hohe Wiederholgenauigkeiten und die Komplettbearbeitung in einer Aufspannung ermöglichen Präzision im Sekundentakt. Wo niedrige Taktzeiten und hohe Genauigkeit zählen, sind Rundtaktmaschinen die idealen Fertigungsmittel.Diese permanente Innovation hat sich rentiert. Im Bereich Schaltringmaschinen ist Eubama Weltmarktführer.
Die Deckel Maho GmbH in Pfronten spielt eine Sonderrolle in der spandenden Branche. Hervorgegangen aus den Erzkonkurrenten Deckel, München, und Maho in Pfronten, tat sich das fusionierte Unternehmen zunächst schwer, die gewachsenen Kundenkreise der beiden Unternehmen angemessen zu bedienen. Zu viele – auch emotionale – Bindungen mussten berücksichtigt werden. Mitte der 90er Jahre gab das Deckel-Maho-Management dann die Parole „Durchstarten“ aus: Mit Macht wurde in Neuentwicklungen investiert und die beiden Marken damit endgültig zusammengebracht. Heute sind solche Altlasten aus Firmengeschichten längst entsorgt, und die Qualitätsmarke Deckel Maho steht als Synonym für die höchste Taktzahl an Innovationen. Bis zu 20 neue Maschinen sind es pro Jahr. Gemeinsam mit den Konzernschwestern Deckel Maho Geretsried, Bayern, und der thüringischen Deckel Maho Seebach dominiert das Unternehmen den Fräsmaschinen- und Fräszentrenmarkt. fi
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